Europa ist zu Gast in Bernburg Europa ist zu Gast in Bernburg: Kostproben von Lavash, Tajine und Karavai

Bernburg - Auch wenn Martin Luther nie in Bernburg gewesen ist, so nimmt die anhaltische Residenzstadt doch eine bedeutende Stellung beim weltweiten Siegeszug der Kirchenreformation ein.
Fürst Wolfgang war es einst, der 1525/26 als zweiter Herrscher in Deutschland das neue Gedankengut in seinem Bernburger und Köthener Territorium einführte.
Deshalb hat Bernburg offiziell den Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ verliehen bekommen, sagte Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) am Donnerstag auf dem Karlsplatz stolz zur Eröffnung des Festes im Rahmen des Europäischen Stationenweges.
Bernburg war die vorletzte Station
Nach sechs Monaten und rund 25.000 Kilometern kreuz und quer durch Europa war Bernburg die 66. und damit vorletzte Station auf dem Weg in die Lutherstadt Wittenberg.
Eine Tour, die in jeder der Städte dafür sensibilisieren sollte, bis in die heutige Zeit andauernde reformatorische Prozesse wahrzunehmen und die - wie in Bernburg - begleitet wurde von Diskussionsrunden, Konzerten und Gottesdiensten.
„Erzählen Sie die anhaltische Reformationsgeschichte mit Stolz“, ermunterte auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Bernburger zu einem offensiven Umgang mit ihrer Vergangenheit. Anhalt als Ausgangsland der Reformation stehe in einer Reihe mit Luthers Wirkungsstätten. „Der Stationenweg verbindet nicht nur Europa, wir sind auch Teil von Europa“, gab sich der Landesvater als Verfechter eines geeinten Kontinents, den eine gemeinsame Wertebasis verbinde.
„Brot der Erde“-Aktion von Studenten
Diese völkerübergreifende Verständigung, auch über die Grenzen Europas hinaus, lebten internationale Studenten der Hochschule Anhalt vor. Die gebürtige Russin Anna Dalinger verteilte gemeinsam mit Ukrainerin Alona Riabokin Brot und Salz an Festredner und Besucher.
Am Hochschul-Pavillon luden die jungen Leute zur Verkostung von Brot aus ihren Heimatländern ein: Lavash aus dem Kaukasus, Tajine aus Nordafrika oder Naan aus Indien. Das Aussehen eines Kuchens hatte das Karavai-Brot.
„Es wird in osteuropäischen Ländern nur zu festlichen Anlässen gebacken“, erklärte Elena Kashtanova, die mit der Aktion „Brot der Erde“ mehrere Ziele verfolgt.
„Brot ist unser Grundnahrungsmittel, das in vielen Regionen der Erde aber Mangelware ist. Wir wollen mit den Leuten hier ins Gespräch kommen über die unterschiedliche Nahrungsmittelsicherheit in vielen Ländern“, so die Professorin und Dekanin des Fachbereichs Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung.
Neben dem gemeinsamen Brotbacken, das ihre Studenten aus den verschiedensten Nationen zusammenführe, sei auch die regionale Wertschöpfung ein großes Anliegen. „Wir brauchen die handwerkliche Vielfalt, können nicht nur von Industriebrot leben“, betonte Elena Kashtanova.
Die Hochschule arbeite deshalb eng mit Partnern in der Umgebung zusammen, gebe ihnen auch Handlungsempfehlungen zu den eigenen Forschungen. Das mit der Bäckerei Latsch kreierte Chiabrot ist jüngster Beweis dieser Kooperation.
Und ein weiterer soll demnächst vorgestellt werden. Die Besucher des Hochschul-Standes durften am Donnerstag schon mal das neue regionale Weizenbrot verkosten.
Blick nach Wittenberg
Für die kleinste und „schönste“ Landeskirche Deutschlands, wie Kreisoberpfarrer Karl-Heinz Schmidt auch angesichts des strahlenden Sonnenschein euphorisch formulierte, war der Aktionstag in Bernburg Auftakt der heißen Phase des 500-jährigen Reformationsjubiläums.
Joachim Liebig, Präsident der Landeskirche Anhalts, lud ein zum Evangelischen Kirchentag, der mit rund 200 Veranstaltungen vom 24. bis 28. Mai die gesamte protestantische Welt auf Berlin und Wittenberg schauen lässt. (mz)