Esco-Werk Esco-Werk: Ein 88 Tonnen schwerer "Schatz"

Bernburg - Das neue „Schätzchen“ im Fuhrpark des Bernburger Esco-Salzwerkes wiegt 88 Tonnen, hat eine Leistung von zirka 1.400 PS und einen Wert von 1,8 Millionen Euro.
Nach jahrelanger Vorbereitung steht die Diesellok - in den Unternehmensfarben blau-weiß lackiert - kurz vor ihrer Inbetriebnahme.
„Am Dienstag oder Mittwoch könnte es soweit sein“, kündigt Eisenbahnbetriebsleiter Andreas Heickrodt an. Zuvor stehen noch Testfahrten auf der Werkstrecke bis nach Baalberge und die Schulungen der acht Lokführer an, muss die Zulassung des Gefährts durch das Eisenbahnbundesamt abgewartet werden.
„Wir fördern pro Jahr 2 bis 2,5 Millionen Tonnen Salz. Davon gehen 60 Prozent auf der Schiene weg“, berichtet der 59-jährige Latdorfer Andreas Heickrodt.
Esco fahre die Züge bis zum Übergabebahnhof nach Baalberge, dort übernehme die Deutsche Bahn dann die Transporte.
„Das meiste Salz wird in Wismar verschifft“, weiß der Berufseisenbahner, der seit 34 Jahren im Fuhrpark des Bernburger Salzwerks beschäftigt ist. In der Regel verlassen in der Wintersaison fünf Zugkolonnen das Firmengelände.
Esco-Werk: Alte Loks stoßen an ihre Grenzen
Die beiden Dieselloks, die die Waggons bislang Richtung Baalberge ziehen, stoßen inzwischen allerdings an ihre Grenzen, stammen sie doch aus den 1960er und 1970er Jahren.
Laut Heickrodt sind sie zwar in den 90er Jahren schon einmal remotorisiert worden, doch können sie bei weitem nicht solche Tonnagen ziehen wie die neue Lokomotive.
Nicht nur weil die spätestens alle acht Jahre fällige Hauptuntersuchung auch ohne Reparaturen allein zirka 100.000 Euro kostet, dachte Esco über eine Neuanschaffung nach, die eine Reihe von Vorteilen bietet.
Ein passendes Modell zu finden, gestaltete sich allerdings gar nicht so einfach. „Wir haben bundesweit vergeblich gesucht und dann entschieden, eine speziell auf unsere Ansprüche ausgerichtete Lok bauen zu lassen. Dabei flossen die jahrelangen Erfahrungen vieler Kollegen ein“, erzählt Verwaltungsleiterin Ines Falke.
Esco-Salzwerk: Firma in Mosbach baute in 16 Monaten die Lok
Mit diesen vorgegebenen Parametern machte sich die Firma Gmeinder Lokomotiven im baden-württembergischen Mosbach daran, das Stahlross zu bauen.
16 Monate nach dem ersten Anlaufgespräch rollte die Lok am Dienstag nun nach Bernburg. Sie ist fast 50 Prozent schwerer als die alten Modelle und hat eine mehr als doppelt so hohe Leistung.
„Für eine hohe Zugkraft braucht die Lok auch ein hohes Gewicht, insbesondere bei feuchten Gleisen. Sie soll hier Züge mit bis zu 2.800 Tonnen Gesamtgewicht schleppen“, erläutert Andreas Heickrodt.
„Davon erhoffen wir uns eine bessere Auslastung der Arbeitszeiten. Was früher mit zwei Fahrten erledigt wurde, geht jetzt mit einer“, so der 59-Jährige. Die Umwelt profitiere ebenfalls - weniger Dieselverbrauch bedeute weniger Emissionen.
Höchstgeschwindigkeit der Lok ist gedrosselt
Im Vergleich zu einem ICE wird die Lok wie eine Schnecke wirken. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 25 Kilometer pro Stunde gedrosselt.
Im Vergleich zu einem Straßenfahrzeug ist der Bremsweg dennoch ungleich länger - trotz des niedrigen Tempos 150 bis 200 Meter, schätzt Heickrodt. Wenn von hinten knapp 3.000 Tonnen drücken, dauere es eben, diese gewaltige Masse zum Stehen zu bringen.
Eine der beiden alten Dieselloks wird außer Betrieb gehen, Esco sucht für sie noch einen Abnehmer. Ihre Schwester wird derweil als Reserve im Fuhrpark bleiben. Denn irgendwann muss auch das neue „Schätzchen“ mal zur Wartung oder Reparatur. (mz)