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esco-Steinsalzbergwerk esco-Steinsalzbergwerk Bernburg: "Unser Salz ist immer rein weiß"

Von Diana Serbe 19.06.2017, 13:45
Verpackungsingenieur Udo Schunke (r.) erklärt den Besuchern auf dem esco-Gelände die Produktionsprozesse nach der Salzverarbeitung.
Verpackungsingenieur Udo Schunke (r.) erklärt den Besuchern auf dem esco-Gelände die Produktionsprozesse nach der Salzverarbeitung. Engelbert Pülicher

Bernburg - „Glück auf“, begrüßt Frank Herker, Leiter Schächte, die 25 Teilnehmer am Werkseingang des Bernburger Bergbaustandortes vom Salzwerk Esco. Ehemalige Mitarbeiter, Bernburger oder auch Sachsen-Anhalter, die sich für die Geschichte des Salzes in ihrer Heimat interessieren, sind gekommen, um einen geführten Blick hinter die Kulissen zu wagen. Im Rahmen der „Salzigen Tour“ ist die Besichtigung des Standorts am Kustrenaer Weg einmal jährlich fester Programmpunkt geworden.

Solfelder unter Tage werden nicht gezeigt

Angekommen am Hauptförderschacht in Bernburg, geht es noch 582 Meter unter Tage. Ein Bereich, der aus Sicherheitsgründen nicht gezeigt werden darf. Herker erklärt jedoch ausführlich die Prozesse, die über der Erde vonstatten gehen. Nachdem die aus den Solfeldern gewonnene Salzlösung gereinigt und eingedampft wird, kristallisiert das enthaltene Salz. Entfeuchtet, werden acht verschiedene Körnungen daraus aufbereitet - von 0,1 bis 20 Millimeter.

Wenn sich die Klappe des Förderschachts öffnet, rauschen etwa 20 Tonnen Salz mit 15.000 Kubikmetern pro Minute durch. Die zwei Gefäße, sogenannte „Skips“, hängen an einem motorbetriebenen Förderseil. Pro Stunde werden etwa 36 Skips geschafft, was umgerechnet 720 Tonnen Salz entspricht.

„Zu DDR-Zeiten hat man Spitzenwerte von 3,5 Millionen Tonnen erreicht“, sagt Herker. Über 300 verschiedene Produkte entstehen später aus dem gewonnenen Salz – von Geschirrspülsalz bis Futtermittel. Im Sommer herrscht im Werk Hochsaison, weil für den Winter vorproduziert wird. Rund eine Million Tonnen Auftausalz wird für die Abnehmer vorbehalten. Die bekannten Lagerstätten sollen laut Stefan Mutz, Leiter Produktion und Technik über Tage, einen Abbau für die nächsten 30 Jahre mindestens garantieren.

Förderturm wird zurzeit saniert

Im 62 Meter hohen weißen Förderturm, der als Wahrzeichen mit der Aufschrift „Bernburger Salz“ über die Stadtgrenzen hinaus sichtbar ist, haben Mitarbeiter und Besucher bei gutem Wetter freien Blick auf den Brocken. An dem Turm stehen derzeit Sanierungsarbeiten an – die ersten seit 1994. Der blaue Schriftzug sollte in seiner Form erhalten werden, da sind sich die Mitarbeiter vor Ort einig.

Vorm Kontrollraum finden während des Besuches gerade Notfallübungen statt, für die die Mitarbeiter der Grubenwehr extra freigestellt werden. „Nicht jeder kann mit engen Räumen umgehen“, sagt Mutz. „Deshalb übt man das Abseilen für den Notfall.“ Da die Anlage dem Bergrecht unterliege, werden Ein- und Ausbauten sowie die gesamte Elektrik im Rhythmus von sechs Monaten überprüft. „Dazu gehören etwa 2.500 Prüfpunkte, das kann schon mal zwei bis drei Tage dauern“, sagt Frank Herker.

Hauptkunden im Ausland

Kalisalz wird hier nicht mehr abgebaut, das Hauptprodukt ist Steinsalz. Die Hauptkunden kommen aus der Tschechischen Republik, Polen, Dänemark und Schweden, wie Herker erklärt. „Unser Salz ist immer rein weiß“, stellt der Leiter Schächte klar. „Andere Farben sprechen für eine Verunreinigung.“

Große Firmen wie etwa Bäckereibetriebe holen das Produkt auf dem Werksgelände per Lkw ab und verarbeiten selbst weiter. Warum nicht umweltbewusster auf Schienen transportiert werde, will eine der Besucherinnen wissen. „Das Schienennetz wird zurückgebaut, das ist leider eine Entscheidung auf Bundesebene“, sagt Stefan Mutz.

Deshalb müsse man überwiegend den Lkw-Transport nutzen, der im Vergleich zum Bahntransport auch flexibler sei. Stolz ist Mutz hingegen darauf, dass Esco nun ein eigener kleiner Energieversorger sei. Drei Megawatt elektrische Energie und drei Megawatt Wärme stelle man in zwei Garagen mit Kühlflüssigkeit und Abgaswärme selbst her.

Sparsame Energiegewinnung

Das Esco-Werk umfasst zwei verschiedene Anlagen in einem Betrieb. Neben dem Bergwerk entsteht die Sole in einer Siedesalzanlage. Die gewonnenen Mineralien werden im Solfeld Gnetsch gereinigt. Dabei entstehende Rückstände werden ins Solfeld zurückgegeben und im Salzwerk als Siedesalz verarbeitet. Die 365 Tage im Jahr laufende Anlage nutze man laut Mutz, um Energie in einer Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage zu produzieren. Da Wärme immer anfalle, sei das eine sparsame Energiegewinnung.

Die Hohlräume, die bei der Salzgewinnung durch das Ausspülen entstehen, werden „Kavernen“ genannt. Im Rahmen der „Salzigen Tour“ konnte der Kavernengasspeicher am Grönaer Weg in Peißen ebenfalls bei einer Führung besichtigt werden.

Ehemaliger Werkleiter führt durch Ausstellung im Kurhaus

Adolf Hiltscher, der über 25 Jahre lang Werkleiter unter Tage im Esco-Werk war, teilte sein Wissen über die Salzverarbeitung am Samstag im Bernburger Kurhaus bei einem öffentlichen Vortrag. Zudem war die zugehörige Ausstellung „Salz aus Bernburg - gestern und heute“ zu sehen. Sie ist aus einer Zusammenarbeit von Stadtverwaltung und Bernburger Bergknappen mit der Firma Esco, dem Indigo Innovationspark Bernburg und der Bernburger Freizeit GmbH entstanden.

Neben einem Modell des Schachts Gröna konnten sich die Besucher über die Entstehung einer Salzlagerstätte informieren. Demnach ist die des Bernburger Werks in der Zechsteinzeit vor über 250 Millionen Jahren entstanden. Auf dem Gelände befand sich damals noch ein Urmeer, das vom heutigen Großbritannien bis nach Polen und in die Ukraine reichte. Das Salz sei sozusagen „ein Geschenk des Meeres“, das heute auf einer Fläche von 36 Quadratkilometern auf den hiesigen Bergwerksfeldern abgebaut wird. 2012 feierte das Salzwerk in Bernburg 100-jähriges Jubiläum. (mz)

Bergmann Adolf Hiltscher erklärt am Modell den Schacht in Gröna.
Bergmann Adolf Hiltscher erklärt am Modell den Schacht in Gröna.
Pülicher