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Zahnarzt Erster Besuch beim Zahnarzt: "Eltern von Kleinkindern warten oft zu lange"

Von Felix Filke 22.01.2019, 06:55
Ein siebenjähriges Mädchen wird von einer Zahnärztin behandelt.
Ein siebenjähriges Mädchen wird von einer Zahnärztin behandelt. dpa-Zentralbild

Bernburg - Hand aufs Herz: Wer geht schon gerne zum Zahnarzt? Allein die Position auf dem Zahnarztstuhl ist schon unangenehm: mehr liegend als sitzend, grelles Licht im Gesicht, im Mund hängt ein Absauger und im Hintergrund surrt der Bohrer.

Und doch gehen immerhin drei Viertel der Krankenversicherten im Salzlandkreis mindestens einmal im Jahr zum Dentisten. Das geht aus dem Zahnreport 2018 der Krankenkasse Barmer hervor. Damit liegt die Quote hierzulande über dem Bundeswert – dort sind es nur 71,5 Prozent. In Sachsen-Anhalt sind es sogar 76 Prozent, die regelmäßig ihre Zähne kontrollieren und reparieren lassen.

Erwachsene in Sachsen-Anhalt über dem Bundes-Durchschnitt

Einmal im Jahr sollte man auf jeden Fall den Zahnarzt aufsuchen, sagt Katherina Setz, die ihre Zahnarztpraxis in Nienburg hat. Schon allein, um das Bonusheft lückenlos zu halten. Ein sauber geführtes Heft garantiere später höhere Zuschüsse von der Krankenkasse, wenn ein Zahnersatz nötig wird. Die Zahnärztin empfiehlt sogar einen halbjährlichen Besuch: „In dieser Zeit kann viel in der Mundhöhle passieren.“

Auch und vor allem bei Kindern. Aber gerade hier gibt es laut Studie Nachholbedarf. So sollen gerade mal 36,2 Prozent der Sachsen-Anhalter die zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung für Kleinkinder (30. bis 72. Lebensmonat) in Anspruch nehmen. „Eltern warten oft zu lange, bevor sie mit ihrem Kind das erste Mal zum Zahnarzt gehen“, sagt Claudia Böhm, Regionalgeschäftsführerin der Barmer in Bernburg.

Milchzahnkaries kann sich auf bleibende Zähne übertragen

Eine Erfahrung, die auch Katherina Setz gemacht hat. Sie sagt: „Wir sehen die Kinder oft erst, wenn schon die ersten Probleme und Schmerzen auftreten.“ Und das sei zu spät. Da sich Milchzahnkaries auf die bleibenden Zähne übertragen kann, sei es sinnvoll, bereits beim Durchbrechen des ersten Zahnes in die Praxis zu kommen.

Die Expertin empfiehlt Eltern, die Kleinen vorher auch mal zu den eigenen Terminen mitzunehmen, um sie an den Arzt und die ungewohnte Umgebung zu gewöhnen.

Die Mundgesundheit bleibt auch im Alter ein eher stiefmütterlich behandeltes Thema. Vor allem bei Senioren, die in Pflegeeinrichtungen leben, komme die Zahnpflege häufig zu kurz, kritisiert der Zahnreport. Gründe dafür seien vor allem die fehlende Ausstattung für zahnärztliche Eingriffe im Pflegeheim und der relativ aufwendige Transport zum Zahnarzt.

Einige Pflegeheime kooperieren mit Zahnärzten

Zwar gebe es seit 2014 bestimmte Kooperationsmöglichkeiten zwischen Pflegeeinrichtung und Zahnarzt – beispielsweise können die Ärzte den Besuch im Pflegeheim höher abrechnen. Doch davon profitiert nur etwa ein Viertel der stationär Gepflegten in Sachsen-Anhalt.

In Bernburg scheint diese Kooperation jedoch der Normalfall zu sein: „Zu uns kommt mehrmals im Jahr eine Zahnärztin“, sagt Sandra Speer, Leiterin des Seniorenheims „Pro Vita“ am Rosenhag. Bei diesen Besuchen werden Zähne und Prothesen untersucht und kleine Reparaturen ausgeführt oder Abdrücke gemacht. Für größere Sachen wie Bohren oder Zähne ziehen wird der Patient mit einem Taxi in die Praxis gefahren.

Ähnlich ist es im Pflegezentrum „Krumbholzblick“ der Volkssolidarität: Auch hier kommt ein Zahnarzt ins Haus – allerdings nur bei konkreten Beschwerden der Patienten. „Die allgemeine Mundpflege führen unsere Mitarbeiter bei den Patienten durch“, sagt Thomas Schüler, Leiter der Einrichtung. (mz)