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Eröffnungsbilanz der Stadtverwaltung Eröffnungsbilanz der Stadtverwaltung: Monopoly in Bernburg

Von Torsten Adam 01.09.2016, 09:55
Spieler sitzen vor einem Monopoly-Spiel und halten Spielgeld in der Hand.
Spieler sitzen vor einem Monopoly-Spiel und halten Spielgeld in der Hand. dpa

Bernburg - Was dem Monopoly-Spieler seine Schlossallee ist dem Bernburger seine Schloßstraße  - ausgesprochen wertvoll. Wer bei dem beliebten Brettspiel  die Schlossallee besitzt, darf von seinen Mitspielern 400 Euro Miete kassieren. So viel wie nirgendwo anders. Bernburgs Schloßstraße darf zwar zollfrei passiert werden, dafür ist sie ungemein wertvoll: 1,55 Millionen.

Das jedenfalls haben Mitarbeiter der Stadtverwaltung ausgerechnet, die mit einer Sisyphos-Arbeit beschäftigt waren - der Erstellung einer sogenannten Eröffnungsbilanz zum 1. Januar 2013. Diese „Stunde null“ ist nötig, um ab diesem Zeitpunkt die Wertentwicklung der Stadt verfolgen zu können. Bernburg zählt zu einer der ersten Kommunen in Sachsen-Anhalt, die das Zahlenwerk fertiggestellt haben.

Ganze acht Jahre dauerte es, bis nun Schwarz auf Weiß nachzulesen ist, was Bernburg überhaupt wert ist.  Die Mitarbeiter fotografierten praktisch alles im öffentlichen Raum, von der Straße über Brücken, Parkanlagen und Ampeln bis hin zum Mobiliar in den Rathäusern oder dem Spielzeug in den Kitas. Zurück im Büro galt es, eine Bewertung vorzunehmen.

Straßenbau wurde ab 2004 bilanziert

Doch lässt sich tatsächlich jeder Pflasterstein reell mit Cent und Euro beziffern? Jein! Einerseits ist das Anlagevermögen so gut wie nicht veräußerbar. Wer würde schon ein Rathaus kaufen, dessen Wert in Bernburg mit knapp zwei Millionen Euro veranschlagt wird, in Leipzig sogar mit sage und schreibe 51 Millionen Euro? Andererseits hat jeder Schreibtisch oder Bürostuhl natürlich einen Anschaffungswert,  der sich stetig um die Abschreibung verringert.

 „Bei den Straßen haben wir nur jene genau mit allen Ausgaben und Fördermitteln bewertet, die ab 2004 gebaut worden sind“, erklärt Finanzdezernentin Silvia Ristow. Viele ältere Straßen seien hingegen mit nur einem Euro versehen worden. Selbst wenn sie völlig marode sind, dürfen sie nicht mit einem Minuswert oder einer Null in der Bilanz auftauchen. Die Blumenstraße, die derzeit ausgebaut wird, oder die Leipziger Straße, die mittlerweile saniert ist, sind zwei Beispiele. Auch dafür, dass die Eröffnungsbilanz einem stetigen Wandel unterliegt. War die Schloßstraße anfangs noch Bernburgs wertvollste Straße, so ist sie es jetzt nicht mehr. Denn in den vergangenen drei Jahren hat die Stadt etliche Fahrbahnen grundlegend erneuern lassen.

33,5 Prozent Eigenkapital

Unterm Strich ist eine Bilanzsumme von 113 Millionen Euro ausgewiesen bei einem positiven Eigenkapital von 36,7 Millionen Euro. Es sei nicht selbstverständlich, dass eine Kommune überhaupt positives Eigenkapital und dann noch eine  stattliche Quote von 33,5 Prozent besitzt, betont Silvia Ristow.

Ist die Schloßstraße von anderen neuen Straßen inzwischen übertrumpft worden, so gilt das nicht für das teuerste Gebäude Bernburgs, das  sinnigerweise genau an dieser Schloßstraße steht:  Es ist nach wie vor das Carl-Maria-von-Weber-Theater mit einem Wert knapp 10 Millionen Euro.

Hingegen sind historische Bauten wie der Eulenspiegelturm, die über eine festgelegte Nutzungsdauer längst abgeschrieben worden sind, zwar in der Bilanz nur mit einem einzigen symbolischen Euro  ausgewiesen. Doch ihr Wert für Bernburg und seine Einwohner dürfte tatsächlich unschätzbar sein... (mz)