Kinderstadt Eröffnung bei 30 Grad im Fellkostüm: Da kommt auch der Bär ins Schwitzen
„Bärenhausen“ eröffnete am heißesten Tag des Jahres in Bernburg. Was die Ferienkinder bis zum 11. Juli auf dem Gelände der Stiftung Evangelische Jugendhilfe alles erwartet.

Bernburg/MZ. - Die Kinderstadt Bärenhausen avancierte am Eröffnungstag am Mittwoch zur „heißesten Ferienlocation“, wie Mike Keune, Vorstandsvorsitzender der gastgebenden Stiftung Evangelische Jugendhilfe, im doppelten Wortsinne formulierte. Als er morgens um 10 Uhr am Eingang mit Sponsoren und Gästen das symbolische rote Sperrband durchschnitt, zeigte das Thermometer bereits 30 Grad Celsius Schattentemperatur an.
Apropos heiß: Den schweißtreibendsten Job hatte Jamie Renger, einer von 80 jugendlichen Helfern. Der Moderator zwängte sich zur Eröffnung ins kuschelige Bärenkostüm. „Er hat es gerne warm“, sagte Kinderstadt-Leiterin Luisa Liebefinke schmunzelnd, um gleich zu ergänzen: „Nach zehn Minuten soll er es wieder ausziehen.“
Genug Schatten auf dem Gelände
Die Hitze hatte die Organisatoren am Vortag über eine Absage des ersten Tages diskutieren lassen. Sie entschieden sich aber dagegen. „Das wäre alles viel zu kurzfristig gewesen. Das Essen war eingekauft, alle Helfer und Kinder hatten sich auf den Tag vorbereitet“, erklärte Luisa Liebefinke. Das baumreiche Gelände der Stiftung bot zudem ausreichend Schatten.
An 51 Gewerken in Berufsbilder schnuppern
Das Angebot für die interessierten Ferienkinder war vielfältig. An 51 Gewerken konnten sie sich ausprobieren – wie in einer richtigen Stadt mit Polizei, Feuerwehr, Krankenhaus, Banken, Pizzeria, Zeitung oder Kino. Bevor es aber soweit war, mussten sie sich im Einwohnermeldeamt registrieren lassen und anschließend im Arbeitsamt erfragen, welche Berufstätigkeit gerade verfügbar ist. „Mindestens 30 Minuten, maximal eine Stunde können die Kinder sich an jedem Gewerk aufhalten“, erklärte Luisa Liebefinke. Als Lohn gibt es dafür fünf beziehungsweise zehn Tatzen – die Währung in der Kinderstadt. An der Lohnstelle können die Jungen und Mädchen sie abholen, eine Tatze wird – wie im Leben eines Erwachsenen – als Steuer einbehalten.
Wir wollen die Kinder spielerisch an die Arbeiten in einer Filiale heranführen.
David Kellner
Ein Dönerladen und das Amtsgericht wurden in diesem Jahr erstmals nach Abstimmung eingerichtet. Wieder gut besucht war die Gärtnerei. Viele Sponsoren hatten ihre Azubis geschickt, um die Kinder zu betreuen. So bot etwa das Novelis-Werk Nachterstedt eine Elektrowerkstatt an. Am Solvay-Stand lernten die Sechs- bis 14-Jährigen erste Handgriffe beim Feilen oder den Umgang mit einer Bohrmaschine. Lidl hatte erstmals einen Mini-Discounter aufgebaut. „Wir wollen die Kinder spielerisch an die Arbeiten in einer Filiale heranführen“, sagte Ausbildungskoordinator David Kellner. Seine Kollegin Sarah-Marie Schütz erklärte, dass die jungen Besucher sich an die Kasse setzen oder Waren in die Regel einräumen dürfen.
Die 13 Jahre alte Thea zog unter Anleitung von Azubi Pepe Waren über den Scanner, wechselte Geld und druckte den Kassenbon auf. Eine Gerlebogker Familie hatte die junge Hallenserin erstmals mit in die Kinderstadt genommen und diese war auf Anhieb begeistert: „Es gefällt mir hier sehr gut“, sagte das Mädchen.

Lobende Worte gab es auch von anderen Kindern, wie von Hazel und Lotta. Die Wahl der beiden neunjährigen Bernburgerinnen war zunächst auf die Bär-Apotheke gefallen, wo sie mit Unterstützung der Helferinnen Friederike und Lena Tinkturen herstellen konnten.

Die Stiftung erwartet täglich rund 300 junge Gäste. Für Erwachsene ist eine separate Lounge eingerichtet. Sie können an regelmäßigen Führungen durch die Kinderstadt teilnehmen, dürfen ansonsten das Areal nicht betreten. Zu den Höhepunkten der alljährlichen Aktionswoche zählt die Wahl eines Bürgermeisters, die für Donnerstag, 3. Juli, vorgesehen ist.
Schatzsuche am letzten Tag
Erstmals sollen auch Kinderstadt-Parteien gegründet werden. Denn die Demokratie-Bildung ist einer der Aspekte, die die Gastgeber neben Werten wie Freundschaft, Toleranz, Miteinander und Gemeinschaft vermitteln wollen. Am letzten Tag geht es auf die Schatzsuche nach dem goldenen Bärenhausen-Bären – eine Art Schnitzeljagd über 15 Stationen, deren Gewinner sich den ersten Tombolapreis aussuchen darf.
Täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet
Geöffnet ist „Bärenhausen“ für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren noch bis zum Freitag, 11. Juli, täglich von 10 bis 16 Uhr außer am Samstag und Sonntag. Der Eintritt kostet pro 3 Euro, ein Wochenticket ist für 20 Euro erhältlich. Die Versorgung mit Essen und Getränken ist im Preis inbegriffen. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig. Die Veranstalter empfehlen, eine Trinkflasche für Wasser sowie Sonnencreme und Sonnenschutzkleidung mitzubringen.