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Einwanderer in Bernburg Einwanderer in Bernburg: Arabische Geschäfte werben um Kunden

Von Magdalene Kammler 09.05.2016, 09:02
Die Syrerin Huda Haraba betreibt zusammen mit ihrem Mann Ciras den neuen Supermarkt in der Lindenstraße.
Die Syrerin Huda Haraba betreibt zusammen mit ihrem Mann Ciras den neuen Supermarkt in der Lindenstraße. Engelbert Pülicher

Bernburg - Sie sehen ein bisschen aus wie Nudeln, zumindest auf den ersten Blick. Wie eine besondere Pasta-Art mutet der Inhalt der syrischen Spezialität „Chilal“ an. Der in Salzwasser eingelegte Kuhmilchkäse in zusammengerollter Fadenform gehört zum Sortiment des neuen arabischen Supermarkts „Palmyra Bazar“ in der Bernburger Lindenstraße.

Es ist Montagmorgen zehn Uhr, neugierig schaut ein Rentnerehepaar in den Laden. „Haben Sie schwarzen Tee?“ fragt der älterer Herr. „Ja, hier“, erwidert die syrische Verkäuferin und zeigt dem Bernburger das Regal mit den verschiedenen Sorten.

Zusammen mit ihrem Mann Ciras Haraba betreibt Huda seit drei Wochen den orientalischen Supermarkt, seit neun Monaten leben sie in Deutschland. In ihrer Heimat arbeitete die 30-Jährige unter anderem als Sozialarbeiterin mit irakischen Flüchtlingen. Allerdings wurden die Unruhen immer stärker. Nachdem ihre Wohnung in Damaskus abbrannte und ihr Auto gestohlen wurde, sind die beiden mit ihrer vierjährigen Tochter aus der Heimat geflohen.

In Deutschland möchten die jungen Eltern einfach arbeiten und in Ruhe leben. „Es ist friedlich hier und die Menschen sind sehr hilfsbereit“, erklärt die frisch gebackene Supermarktbetreiberin. Ihre bisherigen Deutschkenntnisse möchte sie noch vertiefen: „Am 17. Mai beginnt mein B1-Kurs“, erzählt die Syrerin.

Die Idee mit dem Supermarkt kam durch einen Zufall zustande. Ein Freund aus Aschersleben hat dem Ehepaar von dem Plan des halleschen Händlers Arab Almarie erzählt, der in Kooperation mit den zukünftigen Betreibern einen Supermarkt führen möchte.

Das Angebot im „Palmyra Bazar“ bietet viele typische Lebensmittel aus dem arabischen Raum. Unter anderem auch Halal-Fleisch, nach muslimischer Tradition geschlachtetes Hühner- oder Rinderfleisch. Auch süße Lebensmittel wie der Pistazien-Sesamaufstrich „Halawa“ oder „Mamul“, mit Datteln und Nüssen gefüllte Kekse, gibt es in der Lindenstraße.

Der Laden bietet somit nicht nur arabischen Migranten die Möglichkeit, heimische Produkte zu kaufen, sondern auch Deutschen die Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren. Barbara Juritzek freut sich über den neuen Supermarkt: „Allein die Gewürzauswahl ist sehr vielfältig und exotisch“ so die 79-jährige Bernburgerin.

Wo man in Bernburg libanesischen Kaffee und Sesam aus Jordanien kaufen kann, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Ein paar Straßen weiter betreibt Ahmad Shalaby ebenfalls seit einigen Wochen einen arabischen Supermarkt. Auf den Fensterscheiben des Geschäfts an der Neuen Straße 90 kleben noch die Buchstaben des früheren „Einkaufshaus“. Drinnen stapelt der neue Mieter Fleischwaren ins Kühlregal. „Wir bieten libanesische, syrische und jordanische Produkte an“, so der 28-Jährige, der in einem nahezu akzentfreien Deutsch spricht. Vor zwei Jahren kam er zusammen mit seinem Bruder aus der syrischen Stadt Homs nach Bernburg. Sein Abschluss als Webseitenprogrammierer wurde allerdings nicht anerkannt, so dass er zunächst Lebensmittel in seinem Transporter vor Flüchtlingsheimen verkaufte.

„Meine Freunde haben irgendwann gesagt: Warum machst du nicht ein Geschäft auf?“, erzählt Ahmad Shalaby rückblickend. Die Nachfrage war gegeben und so entstand letztendlich die Idee des eigenen Supermarktes, der auf lange Sicht einen Zweck verfolgen soll: „Ich möchte mit dem Geld mir ein Grafikdesign-Studium finanzieren“, so der junge Mann. Die Produkte für sein kleines Geschäft bezieht Ahmad Shalaby von einem Großhändler aus Berlin und Leipzig.

„Es gibt hier zum Beispiel libanesischen Kaffee, syrischen Bulgurweizen und jordanische Sesamprodukte“, erklärt der Jungunternehmer sein Sortiment. Auch seine Lieblingsspeise darf im Regal natürlich nicht fehlen: „yabra’a“ - Weinblättertaschen, gefüllt mit Reis und Hackfleisch. (mz)

Der 28-jährige Ahmad Shalaby hat sich im April mit einem arabischen Supermarkt in der Neuen Straße selbstständig gemacht.
Der 28-jährige Ahmad Shalaby hat sich im April mit einem arabischen Supermarkt in der Neuen Straße selbstständig gemacht.
Engelbert Pülicher