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Einsatz für die Ärmsten Einsatz für die Ärmsten: Kein Stillstand bei der Bernburger Tafel

Von Susanne Schlaikier 31.03.2020, 11:56
Die ehrenamtlichen Helfer tragen die Kisten voller Lebensmittel in die Räume der Bernburger Tafel.
Die ehrenamtlichen Helfer tragen die Kisten voller Lebensmittel in die Räume der Bernburger Tafel. Engelbert Pülicher

Bernburg - Lutz Sendelbeck hebt die Kisten voller Lebensmittel schwungvoll aus dem Transporter und bringt sie direkt in die Räume der Bernburger Tafel. Dort werden sie in die Regale und ins Kühlfach eingeräumt.

Sendelbeck ist seit etwa drei Jahren bei der Tafel tätig, war schon „Bufdi“ und Praktikant. Der 60-Jährige packt mit an, wo es nötig ist: von der Abholung der Lebensmittel bis hin zu Ausgabe. Er helfe gern,. „Ich bin froh, wenn ich etwas zu tun habe. Da fühlt man, dass man gebraucht wird“, sagt er.

Eigentlich ist alles, so wie immer, nur tragen die ehrenamtlichen Mitarbeiter wie Sendelbeck Handschuhe und Mundschutz. Während viele andere Tafeln in Deutschland, darunter in Hannover (Niedersachsen), Wernigerode oder Quedlinburg, zum Schutz vor Ansteckung mit dem Corona-Virus geschlossen wurden, geht der Betrieb bei der Bernburger Tafel weiter. Aber natürlich unter verschärften Hygiene-Vorschriften und mit ausreichend Abstand zwischen den Kunden.

Sozialdezernent Paul Koller: „Hut ab dafür, dass sie das machen“

Zehn Ehrenamtliche und zwei Bundesfreiwilligendienstleistende sorgen dafür, dass die Bedürftigen auch in Zeiten von Corona nicht hungern müssen. Für Bernburgs Sozialdezernent Paul Koller sind sie „Helden des Alltags“. „Hut ab dafür, dass sie das machen“, zollt er ihnen Respekt. Die Versorgung der Bedürftigen sei nach wie vor gut, sagt Koller.

Das bestätigt Sybille Rittiner von der Tafel. „Wir kriegen nach wie vor Ware“, sagt sie, auch wenn es etwas weniger sei als normal. Indes haben sie zuletzt sogar Lebensmittel von Gaststätten bekommen, die schließen mussten.

Um Andrang zu vermeiden, gibt es andere Öffnungszeiten

Über 2.000 Menschen sind in Bernburg und Umgebung auf die Tafel angewiesen. Sie können normalerweise alle zwei Wochen kommen. Um in der jetzigen Situation aber einen Andrang zu vermeiden, werden die Kunden über die Öffnungszeiten montags, mittwochs und freitags gezielt verteilt. „Außerdem öffnen wir früher und schließen später als sonst“, sagt Rittiner.

Mit Kreidestrichen auf dem Pflaster ist gekennzeichnet, wie weit die Kunden auseinanderstehen sollten. Eine Plexiglasscheibe an der Ausgabe wurde als „Spuckschutz“ angebracht und weil Mundschutz kaum noch zu bekommen ist, wird er zum Teil selber genäht. „Es werden auch Kisten ausgefahren“, betont Sybille Rittiner. Das sei besonders ein Angebot für die Älteren, das es aber auch zu normalen Zeiten gibt. Um dies aber künftig zu vereinfachen, soll ein Lastenfahrrad angeschafft werden.

Es gebe derzeit eine Hilfsaktion der „Aktion Mensch“, erzählt Petra Hetzel, die zuständige Mitarbeiterin der Stadt im Sozialamt. Darüber wolle man versuchen, ein solches Fahrrad zu bekommen.

Ein solches Transportmittel für die kurzen Wege hält auch Gerd Schneidewind für sinnvoll. Seit über zehn Jahren engagiert er sich bei der Tafel, ist der „Dienstälteste“, wie er selber sagt. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt der 56-Jährige. Genau wie Sendelbeck ist er froh, helfen zu können. Über einen Ein-Euro-Job war er einst zur Tafel gekommen. Heute holt er nicht nur die Lebensmittel, sondern hat auch schon organisatorische Aufgaben übernommen, knüpft unter anderem Kontakte zu möglichen Spendern. Angst, sich anzustecken habe er nicht, betont der Mann mit dem markanten Vollbart. „Sonst würde ich das hier nicht machen.“ (mz)