Eine unendliche Geschichte vom Anfangen und Aufhören
Beesenlaublingen/MZ. - Bei der Beesenlaublingerin könnte jeder ohne Übertreibung von einem Blütenteppich sprechen. An die 20 Exemplare strecken dieser Tage ihre Kronjuwelen gen Himmel. Und das, obwohl jede Blüte nur rund 24 Stunden im vollen Saft steht - und anschließend kraftlos an ihrem Kaktus herunterbaumelt. "Da musste ich einfach mal anrufen", begründet Hildegard Herrmann ihre Teilnahme an der MZ-Gartenolympiade.
Tatsächlich birgt der 950-Quadratmeter-Garten der Familie Herrmann dermaßen viele Schätze, dass allein die Beachtung der Kakteensammlung dem Artenreichtum nicht gerecht werden würde. Von überallher bringen Friedrich (67) und Hildegard Herrmann Senker von Sträuchern mit. "Ich verstecke das geschickt im Koffer", gibt die 63-Jährige verschmitzt lächelnd zu. Und so tummeln sich in den Kübeln blühende Sträucher aus der Türkei, der Schweiz, Portugal oder Zypern. Die beiden Rentner reisen viel, schauen sich aber auch in den Botanischen Gärten Deutschlands um. Manchmal bleibt dann "zufällig" ein winziges Stück Kaktus am Zeh hängen, formuliert Hildegard Herrmann und muss bei der Erinnerung kräftig lachen. "Ich wollte ihn nur anstubsen, damit er von der Pflanze abfällt, aber der blieb tief in meinem Zeh stecken."
24-Stunden-Blüte
Die meisten Kakteen holt sich die sportliche Dame allerdings ganz schnöde aus dem Gartencenter. "Dort stöbere ich viel lieber herum als in Klamottenläden." Alles, was sie findet - oder ihr auf dem Weg wie Aschenbrödels Vater am Hut hängen bleibt - besorgt sie sich so klein wie möglich. Schließlich will die Hobbygärtnerin stets beweisen, was sie aus dem Effeff beherrscht: auch aus dem kleinsten Senker eine stattliche Pflanze zu ziehen.
Ihren Teil zum ungebremsten Wachstum des Herrmannschen Gartens trägt sicher auch die Lage bei. Mit herrlichem Blick über das Saaletal gesegnet, können die beiden einen Südwest-Hang ihr Eigen nennen. Dazu noch der Schutz durch hohe Koniferen - "Ein Paradies, auf jeden Fall", stimmt Friedrich Herrmann zu, den alle Fritz nennen. Und so können sich beide nur schwer vorstellen, ihr Riesengrundstück irgendwann zu verlassen. Aber sie wollen es auch nicht langsam dahinsterben sehen, wenn sie selbst mit der Bewirtschaftung nicht mehr nachkommen. Schon jetzt steht Frau Herrmann fast den ganzen Tag zwischen Hecken, Obstbäumen, Gemüsebeeten, Blumentöpfen und Kübeln, ihr Mann kämpft noch mit den Nachwirkungen mehrerer Operationen.
Kein Ende in Sicht
Schon 2006 wollten beide ihr Arbeitspensum einschränken, gaben der Tochter eine ganze Transportladung prächtige Sträucher samt der Kübel mit ins hallesche Spaßbad Maya Mare. Es gab da nur ein kleines Detail. "Hildchen" knipste sich vorm Aufladen von allen Pflanzen noch eine winzigen Senker ab.