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Ein Rentner wider Willen

Von Susanne Bernstein 03.06.2008, 17:11

Bernburg/MZ. - Auch wenn er mittlerweile 65 Jahre alt ist und vergangene Woche Freitag offiziell seinen letzten Arbeitstag hatte. Auf Honorarbasis wird Günther weiter rund 15 Stunden wöchentlich im Kreishaus II anzutreffen sein. Unter anderem deswegen, weil ein Nachfolger für seine Stellvertreterposition noch nicht gefunden ist. Aber auch, "weil ich nicht ganz so plötzlich aufhören wollte", erzählt der Rentner wider Willen.

1990 wurde Lothar Günther Amtsarzt im Altkreis Bernburg. Sein Job - ein buntes Bild - wie er sagt. "Nichts, was man so ganz in feste Bahnen bringt", versucht er sein Tätigkeitsfeld zu beschreiben.

Anders als ein niedergelassener Arzt ist der soziale Bereich eng mit den Aufgaben des Amtsarztes verbunden. Neben Hygieneaufgaben musste Günther Gutachten für Gerichte erstellen oder Patienten auch die Berufs- oder Fahrtauglichkeit bescheinigen.

In Bernburg war der Kinderfacharzt allerdings insgesamt 32 Jahre tätig. Lothar Günther war bis 1990 Kreisjugendarzt. Und dass, obwohl der gebürtige Staßfurter nach seinem Studium in Magdeburg am liebsten in einer Klinik tätig sein wollte.

Dann ist er aber gemeinsam mit seiner Frau Erika nach Bernburg gezogen "und hier war die Stelle des Jugendarztes zu besetzen", erinnert sich Günther. Er hat sich für die Stelle entschieden und sagt heute nach 32 Jahren: "Die Arbeit des Jugendarztes war am Ende eine so interessante Sache, das konnte man am Anfang gar nicht abschätzen." Gleichwohl ihn sein Job ausfüllte, fehlte dem Kinderarzt der Kontakt zu den kleinen Patienten, die Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern. Deshalb bot er zu DDR-Zeiten in Alsleben zweimal wöchentlich Sprechstunden als Kinderarzt an. "Damit fand ich einen guten Ausgleich zur Arbeit als Jugendarzt", sagt Günther.

Im vergangenen Jahr wurde er im Zuge der Kreiszusammenlegung nun Stellvertreter. Damit wurde der Ruhestand für den Arzt Tag für Tag greifbarer. Dass er nun vorerst nicht jeden Tag zu Hause sein wird, hatte er schon im Vorfeld mit Frau Erika geklärt. "Sie hat es ohne Murren akzeptiert", sagt Günther. Seine Frau - sie war viele Jahre als Augenärztin in Bernburg tätig - ist seit zwei Jahren in Rente. Die Augenarztpraxis hat die gemeinsame Tochter übernommen, die beruflichen in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten ist.