1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Ein ganzer Raum voll alter Schätze

Ein ganzer Raum voll alter Schätze

Von Susanne Weihmann 26.12.2007, 18:04

Wedlitz/MZ. - Regal aus Wolters Laden

Damit hätten sogar schon ihre Mutti und ihre Oma Annelie gespielt, weiß Ines Westphal, die andere Oma des Mädchens. Sie arbeitete bis kurz vor Weihnachten in der Heimatstube, die sich im Dorfgemeinschaftshaus befindet. Alte Schulbänke und Rechenschieber stehen dort, ein Bett aus dem Pfarrhaus aus dem Jahr 1925, Holzspielzeug aus den 60er Jahren und ein Regal aus Wolters Laden, gefüllt mit Lebensmitteln aus DDR-Zeiten. Er habe Ende der 50er Jahre schließen müssen, sagt Frau Westphal. Auch vorher war an gleicher Stelle mit Strothmann ein privater Lebensmittelhandel. Es finden sich in der Heimatstube auch Möbel von Ernst-Theo Haberland, dem ehemaligen Besitzer des Hauses, der 1945 enteignet wurde und später nach Amerika emigrierte, eine Steinsammlung, darunter eine Steinplatte mit Fossilienabdrücken und Scherben von Gefäßen aus der Zeit der Bandsteinkeramik um 4500 vor Christus, von Otto Hädicke und eben jener Puppenwagen. Liebevoll sind alle Gegenstände in der Heimatstube aufgebaut, über viele weiß Frau Westphal etwas zu erzählen. Und wenn nicht, schlägt sie es in der fast 600-seitigen Ortschronik nach.

Das Dorfgemeinschaftshaus selbst, ein Gebäude des ehemaligen Rittergutes der Familie Stammer, die über Jahrhunderte die Geschichte der Dörfer Wedlitz und Wispitz beeinflusst hat, ist ein richtiges kleines Museum. Vieles darin, wie die Türen und Lichtschalter, erinnert an vergangene Zeiten. Doch genutzt wird es heute noch. In der unteren Etage sind Jugendclub und Gemeindebüro untergebracht. In der oberen ist neben der Heimatstube die Kindertagesstätte "Storchennest" eingerichtet.

Vor allem ehemalige Wedlitzer, die ihrer Heimat einen Besuch abstatten, würden sich für die Ausstellung interessieren, erzählt Frau Westphal. "Wahrscheinlich verbinden sie damit alte Erinnerungen", vermutet sie.

Chronik von Gisela Kraft

Erstmals wurde 1991, zur 1040-Jahr-Feier des Ortes, von der Gemeinde eine Broschüre mit der Geschichte des Ortes herausgegeben. "Hierfür stellte Gisela Kraft Goepler ihre Chronik aus dem Jahr 1942 zur Verfügung", so Frau Westphal. Zehn Jahre später gab es in der Turnhalle des Dorfgemeinschaftshauses dann die erste Heimatausstellung. "Sie wurde mühevoll von der damaligen Ortschronistin Ursula Walle, der Bürgermeisterin und Mitgliedern der Heimatstube zusammengestellt", erzählt Frau Westphal. Inzwischen sind weitere Schätze hinzugekommen. Zunächst waren sie im heutigen Vereinszimmer untergebracht ehe sie vor zwei Jahren an ihren jetzigen Ort umzogen.

65 Seiten mit alten Fotos

Die fast 600 Seiten umfassende Chronik wurde zudem ständig erweitert. Allein eine Chronik mit alten Fotos füllt 65 Seiten. Einige davon werden in regelmäßigen Abständen im "Wedlitzer Blatt", das mehrmals im Jahr erscheint, abgedruckt. Jeder Haushalt bekomme das Gemeindeblättchen, in dem auch Neuigkeiten aus dem Dorf stehen, sagt Frau Westphal.

Zudem werden Ausschnitte aus der Chronik vorgestellt, wenn sich die Einwohner von Wedlitz und Wispitz einmal im Monat zum Kaffee im Dorfgemeinschaftshaus treffen. Das stoße immer auf großes Interesse, erzählt Frau Westphal, die gern weiter als Ortschronistin arbeiten würde. Während ihrer zweijährigen Tätigkeit habe sie guten Kontakt zu den Bürgern geknüpft, die ihr mehr und mehr Material haben zukommen lassen. Inzwischen haben auch die Feuerwehr, die im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feierte, sowie die örtliche Kindertagesstätte eine eigene Chronik.

Wer sich die Ausstellung in der Heimatstube im Dorfgemeinschaftshaus in Wedlitz, Hauptstraße 12, ansehen möchte, kann sich an die Gemeinde unter Telefon 034721 / 22313 wenden.