1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Dreistes Borstenvieh buddelt auf Feldern alte Rüben aus

Dreistes Borstenvieh buddelt auf Feldern alte Rüben aus

Von Carsten Steinborn 14.03.2008, 16:20

Aderstedt/MZ. - wieder die Wildschweine den Boden um. Bis zu 50 Zentimeter tief sind die Löcher. "Als ich im Herbst den Weizen gedrillt habe, standen sieben Schweine am Feldrand und haben sich nicht stören lassen", berichtet der Landwirt über seine Erfahrungen mit dem dreisten Borstenvieh.

Der Schaden sei enorm, so Aiglstorfer, der 350 Hektar bewirtschaftet. "Das geht nicht in die Hunderte, das geht in die Tausende", ist der Landwirt frustriert. Allein auf die Jagdpächter möchte er das Problem nicht abwälzen. Das seien nur vier Jäger. Und die seien mit dem Problem überfordert, weil die Schweine in ihren Jagdrevier zwar den Schaden anrichten, sich dann aber in den Auenwald zurückziehen. Und der gehört dem Forstbetrieb Ostharz. Die Aderstedter Jäger dürfen dort nicht schießen.

Einer dieser Jäger ist Helmut Ritter. "Wir haben auf die Schweine angesessen und auch eins geschossen", sagt er. Aber damit sei das Problem längst nicht gelöst. Rund 30 Sauen leben im Busch zwischen Aderstedt und Plötzkau, schätzt Ritter. Und die Tiere kommen nachts auf die Felder, um die untergepflügten Spitzen der Zuckerrüben vom Vorjahr auszubuddeln. Das sind jetzt echte Leckerbissen für die Tiere. Das Problem: In der Dunkelheit heben sich die Tiere kaum vom dunklen Ackerboden ab und sind für die Jäger schlecht zu sehen.

Für den Bernburger Jäger Werner Kamprath liegt das Problem auch in den unterschiedlichen Interessen zwischen den Landwirten und den Förstern begründet. Während die Schweine für die Forstleute nützlich sind, weil sie den Boden durchwühlen, ihn durchlüften, die Larven des Kiefernspanners fressen und für die Verbreitung von Pflanzensamen sorgen, sind sie auf den Feldern eine Plage. Hinzu komme, dass die Sauen auch tierische Nahrung zu sich nehmen und auf den Feldern auch nach den dort zahlreichen Mäusen wühlen. "Die Förster haben kaum ein Interesse, die Schweine zu schießen", weiß Kamprath.

Kreisjägermeister Manfred Pürschel sieht nicht nur die Weidmänner in der Pflicht. Auch die Mitglieder der Jagdgenossenschaften und die Landwirte selbst würden Verantwortung tragen und müssten schließlich für die Schäden aufkommen. Wichtig sei aber, wie das in den jeweiligen Jagdpachtverträgen vereinbart ist. Genau da liegt aus Sicht von Landwirt Aiglstorfer ein Problem. Die Eigentümer des Bodens, die in der Jagdgenossenschaft organisiert sind, schließen Verträge mit den Jägern ab. Und da sei geregelt, dass die Jäger für die Schäden aufkommen müssen. "Vier Jäger können das Problem allein nicht lösen", ist der Landwirt überzeugt.