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Nach schwerem Verkehrsunfall in Bernburg Die illegale Rennstrecke auf der Halleschen Straße

Anwohner fordern jetzt schnelle Hilfe. Die kommt nun von Polizei und Ordnungsamt.

14.04.2021, 08:00

Bernburg - Für einige Anwohner der Halleschen Straße in Bernburg war der schwere Verkehrsunfall am späten Mittwochabend der vergangenen Woche nur eine Frage der Zeit. Dabei hatte ein 18-Jähriger mit laut Augenzeugen deutlich überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über seinen VW Golf verloren und war frontal gegen einen Baum am Straßenrand gekracht. Der Fahranfänger erlitt schwere Verletzungen. Noch immer ist sein Zustand nach Angaben der Polizei ernst, er wird weiterhin im Klinikum Bergmannstrost in Halle behandelt.

Ab 20 Uhr wird die Straße zur Rennstrecke

Dieser Unfall ist offenbar nur die Spitze des Eisbergs. Denn schon länger gilt die Hallesche Straße in den Abendstunden als Rennstrecke. Man habe dann sogar Angst, die Fahrbahn unbeschadet überqueren zu können, berichtet ein Augenzeuge. „Man kann sagen, ab zirka 20 Uhr wird die Hallesche Straße zur Rennstrecke, vor allem an Wochenenden und Feiertagen“, schreibt ein anderer im sozialen Netzwerk Facebook. Die Rufe, das Rasen zu unterbinden, werden immer lauter.

Bekannt ist die Problematik unterdessen auch bei der Polizei. Das bestätigt Reviersprecher Marco Kopitz auf MZ-Nachfrage. Im Rahmen der Möglichkeiten werde deshalb dort immer wieder kontrolliert. „Wir können Kontrollen aber nicht permanent leisten, vor allem nicht aus personellen Gründen“, sagt Kopitz.

Dass sich die Ausfallstraße zur illegalen Rennstrecke entwickelt hat, auf der Autofahrer in den Abendstunden gern aufs Gaspedal treten, war dem Ordnungsamt der Stadtverwaltung bisher nicht bekannt gewesen. „Wir hatten eigentlich die Erfahrung gemacht, dass es in den vergangenen Wochen gerade an den Abenden ruhig blieb, da auch keine Veranstaltungen stattfinden“, sagt Ordnungsamtsleiterin Steffi Köster.

Straße soll in Plan für städtische Blitzer aufgenommen werden

Auch Beschwerden von Anwohnern wegen unerlaubter Raserei seien in jüngster Zeit nicht eingegangen. Dafür kündigt sie aber an, die Straße mit in den Standortplan für den städtischen Blitzer aufnehmen zu wollen. Die Mitarbeiter würden dann auch abends das Blitzerfahrzeug aufstellen, um die Autofahrer an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit zu erinnern. Im Fall der Halleschen Straße sind es 50 Kilometer pro Stunde - auch wenn es sich um eine geradlinige Landesstraße handelt. Dementsprechend übersichtlich sind auch die Möglichkeiten, die von der verantwortlichen Landesstraßenbaubehörde (LSBB) vorgenommen werden können, um die Raserei ein für alle Mal zu stoppen.

Schutzplanken und Ampelanlage

Verantwortlich dafür sei vor allem die Unfallkommission, die von der Polizei geleitet wird und zu der auch Vertreter der Kommunen und der Straßenverkehrsbehörde des Salzlandkreises gehören, erklärt Stefan Hörold, Funktionalbereichsleiter für Straßenbau bei der LSBB. Einmal im Jahr komme dieses Gremium zusammen. Dabei würden Unfallzahlen und -orte ausgewertet und gegebenenfalls Konsequenzen gezogen.

Neben zusätzlichen Beschilderungen und Verkehrskontrollen, die von Polizei und Ordnungsamt vorgenommen werden können, gebe es auch bauliche Maßnahmen, um Unfallschwerpunkte zu entschärfen. Dazu gehören laut Hörold unter anderem das Anbringen von Schutzplanken und eine Ampelanlage, um Raserei zu unterbinden. Allerdings müssten solche baulichen Veränderungen erst umfangreich geprüft werden. Ein einzelner Unfall sei dafür nicht ausreichend.

Wenn sich die Hallesche Straße aber tatsächlich als ein Unfallschwerpunkt herauskristallisieren sollte - laut Polizei wäre das nur bei mindestens fünf Unfällen der gleichen Art in einem Jahr der Fall - , könnte die Stadtverwaltung gemeinsam mit Polizei und Straßenbaubehörde einen Vor-Ort-Termin für das weitere Vorgehen einberufen. (mz/kt)