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Deutsche Küche im Restaurant "Alter Markt" in Bernburg

Von Margit Boeckh 24.04.2017, 11:09
Wirtin Marie Angermann serviert „Himmel und Erde“ - eine der deftigen Spezialitäten in ihrem Restaurant.
Wirtin Marie Angermann serviert „Himmel und Erde“ - eine der deftigen Spezialitäten in ihrem Restaurant. Andreas Stedtler

Bernburg - Heimatliche Lieblingsspeisen sind Wärmflaschen für die Seele“- der Satz aus einem Deutschland-Reiseführer ist nur zu wahr. Ein bestimmter Duft aus der Küche, der altvertraute Geschmack auf der Zunge - beides ruft unweigerlich Erinnerungen aus der Kindheit hervor, an den Ort, die Gegend, wo man daheim ist. So ein Teller oder Topf mit einem der vertrauten Gerichte verheißt sensorisches Heimweh. Aber man muss sie inzwischen schon zu finden wissen, diese Lokale, bei denen solch regional geprägte Gerichte auf der Karte stehen. Wo noch gekocht wird „wie bei Muttern“.

Das Restaurant „Alter Markt“ in Bernburg ist solch ein gastlicher Ort mit einer bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichenden Tradition. Da gelegen, wo die alte Residenzstadt ihre prachtvollen historischen Bauten so reizvoll wieder aufgehübscht hat. Genauso wie im Ortsteil jenseits der Saale das herzogliche Schloss samt der Schlosskirche mit der Pop-Art-Gestaltung des halleschen Künstlers Moritz Götze oder das schnuckelige Residenztheaterchen. So sehens- wie besuchenswert ist diese Stadt an der Saale, viel zu schade nur zum Durchfahren. Und allemal gut für eine kulinarische Rast im „Alten Markt“, wo „Traditionelle Gerichte aus Mutters Rezeptbuch“ einen wesentlichen Part auf der Speisekarte spielen.

Restaurant „Alter Markt“ in Bernburg lädt zur kulinarischen Rast

„Bernburger Zwiebelklump“ etwa, eine deftige Sache, die sich im Anhaltischen großer Küchenbeliebtheit erfreut. Und die so variationsreich geschrieben wie zubereitet werden kann.

Die Traditionsspeise muss natürlich auf den Tisch. Sachgerecht streng verkostet wird sie von meinem Gegenüber, der als gebürtiger Bernburger von Kindesbeinen an geschmackskundig ist. Ich wähle das weiter verbreitete, aber auch recht selten in Lokalen zu findende Gericht namens „Himmel und Erde“ (13,90 Euro).

Den „Zwiebelklump“ gibt es als Große Terrine (10,90 Euro) und als Vorspeise (5,90 Euro), die aber glatt auch als Hauptgericht durchgehen könnte. Und, schmeckt’s? Aber ja doch! Die kräftige Brühe von Lamm mit Fleisch und Zwiebeln samt der Kartoffelklöße (Selbstgemacht, Ehrensache, beteuert der Koch auf Nachfrage.) ist fein gewürzt mit leichter Kümmelnote. Wie sich’s gehört und von daheim gekannt, versichert mein Mit-Esser. Wobei eine ältere Dame vom Nachbartisch gleich noch einen Extratipp beisteuert: Nur mit Hammel sei der Klump echt auf Bernburger Art, Kümmel sowieso, sie selber gebe noch Lorbeerblatt in die Brühe.

„Bernburger Zwiebelklump“, „Himmel und Erde“ oder  deftiger Grünkohlteller?

Der als Hauptgericht georderte Grünkohlteller (15,90 Euro) fordert nach dieser „Vorspeise“ auch einem herzhaften Esser einiges ab. Immerhin gilt es, eine üppige Platte von Kasslerbraten (wunderbar mürbe), fein geräucherter Knacker, knusprigen Bratkartoffeln und angenehm mild zubereitetem Kohl zu bewältigen. Der Senf dazu wird übrigens im essbaren Waffelbecher gereicht, was auf Liebe zum Detail seitens der Küche hinweist. Die hatte sich schon beim Salat (4,50 Euro) mit mildem Dressing und netter Kräuterzier erschmecken lassen.

Sinn fürs Detail zeigt auch der „Himmel und Erde“-Teller. Die Spezialität aus gebratenen Blutwurstscheiben, Kartoffelstampf mit karamellisierten Birnenspalten und knusprigen Zwiebeln begleitet ein Bukett aus Rauke, Möhrenspiralen, Sprossen, Petersilie und allerlei anderem Vitamingrün, weit mehr als nur die übliche Deko.

Die Weinkarte bietet reichlich Auswahl, auch aus Saale-Unstrut-Anbau. Doch zu diesen Speisen passt doch eher ein Bier. Das Pils steht zu 2,20 Euro für 0,3 Liter auf der Karte, der halbe Liter Hefeweizen zu 3,50 Euro.

Getränkekarte im Restaurant „Alter Markt“ schlägt auch im Longdrinks zum Selbermixen vor

Ist ein Nachtisch noch zu schaffen? Eher nicht, lieber einen Cappuccino. Zumal der auch à la „Herzogin Friederike“ mit einem augenzwinkernden Heimatbezug offeriert wird. Jene Friederike Caroline Juliane (1811-1902), die als letzte Herzogin von Anhalt-Bernburg die Regierungsgeschäfte ihres geisteskranken Gatten führte, ist in Erinnerung geblieben durch ihr soziales Engagement, das bis heute in Stiftungen fortwirkt. Der ihr gewidmete Cappuccino ist mit Schokolikör versetzt und trägt eine Deko aus Sahne, Pistazien und Krokant wie eine barocke Halskrause. So ist er nicht nur detailverliebt verziert, sondern auch noch höllisch lecker dazu.

Ein ganz besonders origineller Vorschlag auf der Getränkekarte sind Longdrinks zum Selbermixen: Hochprozentiges wie Wodka, Whisky und Rum kann man im „Alten Markt“ mit Cola, Säften und Wasser nach eigenem Gusto mischen. Auch „Harmlose“ (alkoholfreie) Cocktails sind selbstverständlich im Angebot, „Blue Lemon“ (3,90 Euro) etwa. Der Mix aus Bitter Lemon, Tonic, Limette, Sprite und Blue Curacao Sirup schmeckt supisüffig und wirkt mit seiner leichten Bitternote sogar noch als Verdauungsunterstützer nach diesem Schmaus auf den nostalgischen Geschmackspfaden Marke Heimat. (mz)

Weiterführende Informationen

Die Außenansicht des Lokals am historischen Markt von Bernburg
Die Außenansicht des Lokals am historischen Markt von Bernburg
A. Stedtler
Zwiebelklump
Zwiebelklump
A. Stedtler