Der Vogelfreund Der Vogelfreund: Werner Knopf war oft auch dem Himmel ganz nah

Bernburg - Brieftauben auf dem Dach, Schwalben im Flur, Sittichvolieren im Garten und noch einige Brutkästen für Spatzen und Stare auf dem Grundstück - Werner Knopf ist ein echter Vogelfreund. Wie seine gefiederten Schützlinge zog es den Bernburger, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, zeit seines Lebens in luftige Höhen: Er baute bis zur Rente im Jahr 2003 Schornsteine. „Die großen Industrieschornsteine vom Soda- und Zementwerk waren mein Revier.“
Als er im Staßfurter Sodawerk mal eine Leuchtbühne einbaute, um den Flugverkehr vor der riesigen Esse zu warnen, bewegte er sich in einer Höhe von 125 Metern. „Da musste man schwindelfrei sein“, sagt der Mann, der am Waldauer Schulberg aufwuchs.
In des Vaters Schornsteinbaufirma eingestiegen
Nach dem Besuch der Humboldt-Schule absolvierte Werner Knopf eine Maurerlehre im Baubetrieb Wöhner, arbeitete dann noch anderthalb Jahre beim VEB Bau in diesem Beruf. Das Erlernen des Maurerhandwerks war Voraussetzung, um sich später zu spezialisieren und 1958 in die 24 Jahre zuvor von seinem Vater Albert gegründete Schornsteinbaufirma einzusteigen.
Drei Jahre später läuteten die Hochzeitsglocken. Seine Ursula wohnte wie er in Waldau, ihr Bruder war sein Freund. Das junge Paar kaufte sich ein Haus in der Talstadt, bekam zwei Kinder. Sohn Hans-Werner, der die Firma in dritter Generation führt, und Tochter Irina wohnen mit ihren Familien, zu denen auch ein Enkel und Urenkel zählen, in Werner Knopfs Elternhaus.
Firma mit bis zu sieben Mitarbeitern
Kurz bevor sich sein Vater Albert zur Ruhe setzte, erwarb der Bernburger 1977 die Gewerbeerlaubnis für den Bau von Industrieschornsteinen, 1983 machte er seinen Meister. Mit Horst Schwerdtfeger und Willi Girisch - die einzige Firma dieser Art im Landkreis zählte zeitweise bis zu sieben Mitarbeiter - ging er dieser gefahrvollen Tätigkeit nach.
Wegen Einführung der Fernwärmetechnologie und Stilllegung der Heizhäuser waren aber schon bald Schornsteinrückbauten gefragter. „Sie zu sprengen, ging nicht, wegen der bebauten Umgebung“, erklärt er. Schlachthof, Hefefabrik, Soda... - alle Großbetriebe ließen ihre gemauerten Schornsteine entfernen. Heutzutage werden die Schlote aus Edelstahl- und Betonteilen zusammengesetzt.
Die Tierliebe vom Vater geerbt
Vom Vater hat Werner Knopf auch seine Tierliebe geerbt. „Er züchtete selbst Brieftauben“. Der 80-Jährige engagiert sich seit vielen Jahren im Ziergeflügel- und Exotenverein Bernburg. Von 58 Mitgliedern zu Spitzenzeiten seien leider nur noch 19 übrig.
Junge Leute, die sich für dieses Hobby interessieren, gebe es kaum noch. „Ausstellungen wie früher im Kurhaus lohnen sich nicht mehr“, sagt der Züchter von australischen Sittichen, der neben Belgischen Brieftauben und Pfautauben in einer der Gartenvolieren auch Kanarienvögel hält. „Weil die so schön singen.“ Für seine Verdienste hat ihm die Vereinigung für Zucht und Erhaltung einheimischer und fremdländischer Vögel (VZE) die Ehrennadel in Gold verliehen.
Eine weitere Leidenschaft seiner Freizeit musste Werner Knopf mittlerweile aufgeben - das Hochseeangeln. „Weil die Wirbelsäule nicht mehr so mitspielt.“ 14 Mal habe er als Kapitän mit Bootsschein die norwegischen Fjorde erkundet. „Bis hoch zum Nordkap.“ Fotos dieser Erlebnisse zieren die Wände seines früheren Büros.
Zur Unterhaltung seiner Geburtstagsgäste im Askania-Hotel hat sich Werner Knopf Musiker „Trompeti“ eingeladen. Und das nächste Ständchen ist nicht mehr fern: In zwei Jahren will er mit seiner Ursula Diamantene Hochzeit feiern. (mz)