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Der Quereinsteiger Der Quereinsteiger: Veit Kuhr wollte früher Kommissar werden

Von Susanne Schlaikier 12.06.2020, 13:56
Veit Kuhr ist als evangelischer Diakon auch für die Bereiche Preußlitz, Biendorf, Wiendorf und Wohlsdorf zuständig.
Veit Kuhr ist als evangelischer Diakon auch für die Bereiche Preußlitz, Biendorf, Wiendorf und Wohlsdorf zuständig. Engelbert Pülicher

Preusslitz - Wenn man Veit Kuhr als Jugendlicher nach seinem Berufswunsch gefragt hat, wäre er nie auf die Idee gekommen, etwas im Bereich der Kirche zu machen. Schließlich ist der gebürtige Quedlinburger, der später in Eisenhüttenstadt (Brandenburg) zur Schule ging, in keinem religiösen Haushalt aufgewachsen. Der 48-Jährige war nicht einmal getauft.

Stattdessen wollte er als Heranwachsender gern Kriminalkommissar oder Matrose der Handelsschifffahrt werden. „Ich wollte die weite Welt sehen“, sagt Kuhr. Aus beiden Wunschberufen ist zwar nichts geworden.

Aber Veit Kuhr hat inzwischen nicht nur sein Fernweh gestillt - mit Aufenthalten in Mexiko, Bosnien-Herzigowina oder Kuba. Er hat auch seine Berufung als evangelischer Diakon gefunden. Seit Mitte Februar ist er für den Gemeindeverbund Biendorf, Cörmigk, Gröbzig, Preußlitz-Leau, Wiendorf-Gerlebogk, Wohlsdorf-Crüchern und Wörbzig zuständig.

Videos und Podcasts für junge Menschen

Anfangs ist der 48-Jährige noch von seinem bisherigen Wohnort in Werder (Brandenburg) gependelt. Inzwischen hat er sich im Pfarrhaus in Preußlitz eingerichtet. Dennoch war der Anfang Mitten in der Corona-Krise natürlich alles andere als einfach. So wurden unter anderem Videos gedreht oder Podcasts erstellt, um die jungen Menschen anzusprechen.

Mittlerweile sind Zusammenkünfte, wenn auch nur beschränkt, möglich. Und so versucht Kuhr mit „Offenen Kinderkreisen“ die Kinder und Jugendlichen in den Dörfern zu erreichen - ob sie nun religiös sind oder nicht. „Sie sollen einen weiten Blick bekommen, auch was andere Kulturen und Religionen angeht.“

Als Binnenschiffer auf die Kirche aufmerksam geworden

Veit Kuhr ist während seiner Ausbildung zum Binnenschiffer in Schönebeck auf die Kirche neugierig geworden. Einer der anderen Auszubildenden sei immer zur „Jungen Gemeinde“ in Magdeburg gegangen, erzählt Veit Kuhr. Irgendwann sei er selbst einmal dorthin gegangen.

Auch seine Schwester hatte zwischenzeitlich ihr Interesse an der Kirche entdeckt. Und er ist als junger Mann zum „Friedens-Umwelt-Kreis“ gegangenen. „Da habe ich festgestellt, dass das die gleichen Leute wie in der Jungen Gemeinde sind“, sagt Kuhr.

Paramilitärische Ausbildung abgelehnt

Genau in jenem Umfeld habe er sich wohl fühlt, auch, weil er die para-militärische Ausbildung abgelehnt hat. Mit 18 Jahren hat er sich schließlich in Gernrode taufen lassen und nach der Ausbildung zum Binnenschiffer, die er nicht abgeschlossen hat, hat er seinen Facharbeiter für Krankenpflege im Klinikum Quedlinburg und in den Neinstedter Anstalten absolviert.

Im Anschluss hat er sich zum evangelischen Diakon ausbilden lassen. „Ich wollte einen Dienst am Menschen tun“, erklärt Kuhr.

Kinder sind wunderbare Theologen

Für den Vater zweier Töchter ist das ganz besonders reizvoll an jungen Menschen. Denn Kinder seien „wunderbare Theologen“. Das hat er auf seinen bisherigen Stationen unter anderem als Jugenddiakon in Halberstadt oder als Gemeindepädagoge in Egeln, Naumburg-Zeitz oder im Südharz festgestellt. Dabei sei es jedes Mal eine Herausforderung.

Der Glaube ist nichts Starres

Für Kurth ist der Glaube nichts Starres, sondern etwas, das sich verändert. Und das möchte er auch gegenüber den Kindern und Jugendlichen herüberbringen. „Ich möchte den Glauben leben und vermitteln durch Gemeinschaft“, sagt Veit Kuhr. Er möchte aber kein Lehrer sein, sondern viel eher „ein Begleiter“, „ein Seelsorger“ und „Berater“. Er setzt dabei vor allem auf Freiwilligkeit und das Mitbestimmen der jungen Leute.

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Der „Offene Kinderkreis“ für Biendorf und die umliegenden Dörfer findet mittwochs um 15 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Biendorf statt. (mz)