Berufsausbildung Berufsausbildung im Salzlandkreis: Fast 300 Jugendliche haben noch keine Lehrstelle

Bernburg - Manchmal prallen innerhalb weniger Kilometer Luftlinie Welten aufeinander. Während bei Esco in Bernburg vor wenigen Tagen von 103 Bewerbern sich sieben junge Menschen über einen Ausbildungsvertrag freuen konnten und die Firma die Qual der Wahl hatte, gibt es allein im Baugewerbe im Salzlandkreis noch 41 unbesetzte Lehrstellen.
„Schulabgänger haben jetzt noch die Chance, kurzfristig einen Platz zu bekommen. Sei schlau, geh„ zum Bau – das gilt heute genauso wie früher“, wirbt Lutz Koppehel von der Industriegewerkschaft Bau Dessau-Bernburg (IG Bau) in einer Pressemitteilung, sich, auch mit Blick auf die Bezahlung und Karrierechancen, für den Schritt in diese Branche zu entscheiden.
Ob die Offerte auch auf Resonanz stoßen wird, scheint fraglich. Nur noch knapp 300 von einst 1056 Jugendlichen im Landkreis sind laut Agentur für Arbeit noch ohne Lehrstelle. Ihnen stehen allein in der Region Bernburg noch 135 und im Kreis 441 offene Lehrstellen zur Verfügung.
Chefin der Arbeitsagentur appelliert an Firmen
Agenturchefin Anja Huth erklärt: „Die jährliche ,Heiße Phase' läuft und Arbeitgeber kämpfen weiterhin um interessierte Bewerber. Bis zum Ausbildungsbeginn und auch darüber hinaus möchten wir noch möglichst viele Jungen und Mädchen und Arbeitgeber zusammenzubringen.
Rein zahlentechnisch hat jeder unversorgte Bewerber die Möglichkeit, eine Ausbildungsstelle zu erhalten - und erfreulicherweise bestehen noch immer tolle Chancen! Arbeitgeber, die bereits über Stellenstornierungen nachdenken, möchte ich eindringlich bitten, ihre unbesetzten Stellen weiter geschaltet zu lassen.
Offene Lehrstellen werden oft noch bis November besetzt
Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt: Auch kurz vor knapp ist noch jede Menge Aktivität im Spiel und viele glückliche Gesichter sind möglich.“ Jugendliche sollten zudem nicht resignieren, auch wenn der 1. August als Bewerbungsstichtag schon vorbei ist. Laut Agentur bestünden immer noch gute Chancen, da grundsätzlich bis zum November die Chance besteht, eine Ausbildung zu beginnen.
371 Jugendliche aus Bernburg und Umgebung haben sich seit Oktober 2017 an die Berufsberatung der Agentur gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Insgesamt sind das 3,4 Prozent (13 Personen) weniger als ein Jahr zuvor. 102 Jugendliche sind davon aktuell noch unversorgt; 12,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
„Arbeit wird Bau-Spezialisten nicht ausgehen”
Auch darum geht die IG Bau in die Offensive. Nach einer Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung würden Bau-Azubis zu den Bestverdienern unter allen Auszubildenden zählen. In diesem Jahr kam noch einmal ein monatliches Plus von 60 Euro dazu. So startet ein angehender Maurer oder Betonbauer nun mit 765 Euro pro Monat ins erste Lehrjahr.
Im dritten Jahr sind es bereits 1.190 Euro. „Nach der Ausbildung können Gesellen eine lange Karriereleiter hinaufklettern und es bis zum Polier oder Bauleiter bringen“, erklärt Gewerkschafter Koppehel. Er gehe davon aus, dass der Fachkräftebedarf bei den heimischen Baufirmen in den nächsten Jahren weiter wachsen wird.
„Die Arbeit wird den Bau-Spezialisten mit Sicherheit nicht ausgehen. Gebaut wird immer - die Branche ist ein fester Faktor der Binnenkonjunktur“, so Koppehel. Zumindest in diesem Punkt sind die Bauleute dann nicht mehr Welten von Esco getrennt. Die Salzvorkommen in der Region reichen aus, um auch die nächsten Generationen von Bergbauspezialisten in Lohn und Brot stehen zu lassen.
Sofern Arbeitgeber Ausbildungsstellen melden möchte, ist dies montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 0800/4555520 möglich. Wer einen Termin in der Berufsberatung haben möchte, kann die 0800/4555500 nutzen. (mz)