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Publikation Bernburger können Geschichte entdecken

Landeszentrale für politische Bildung und die Evangelische Landeskirche stellen Schulen „Jüdisches Leben in Anhalt“ zur Verfügung.

25.09.2021, 12:00
Präsentation des Buches ?Jüdisches Leben in Anhalt? in der Aula des Gymnasiums Philanthropinum Dessau.
Präsentation des Buches ?Jüdisches Leben in Anhalt? in der Aula des Gymnasiums Philanthropinum Dessau. Foto: Johannes Killyen

Bernburg/MZ - Die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und die Evangelische Landeskirche Anhalts wollen Schüler stärker für die jüdische Geschichte in ihrer Region sensibilisieren. In Zusammenarbeit der beiden Institutionen wurde das 2020 erschienene Buch „Jüdisches Leben in Anhalt“ neu aufgelegt und in Klassensätzen an alle weiterführenden Schulen in Anhalt verschickt. Auch Grundschulen erhalten Exemplare zur Ansicht. Am Donnerstag wurde das Projekt im Gymnasium Philanthropinum Dessau der Öffentlichkeit vorgestellt, heißt es in einer Pressemitteilung.

Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, betonte bei der Vorstellung, das Buch solle Schülern helfen, die jüdischen Orte in ihrer Region zu entdecken und sich mit ihrer Geschichte und dem jüdischen Leben zu beschäftigen. Eingebettet sei das Gemeinschaftsprojekt in die Bestrebungen des Landes, sich verstärkt mit dem zunehmenden Antisemitismus auseinanderzusetzen.

Dabei verwies Reichel auf das Landesprogramm „Jüdisches Leben stärken - Sachsen-Anhalt gegen Antisemitismus“ und den aktuellen Koalitionsvertrag, in dem das Thema prominent vertreten sei. „Sich zu erinnern ist der erste Schritt, um das Vergessen zu bannen und klug zu werden für die Gegenwart“, sagte die Dessauer Kreisoberpfarrerin Annegret Friedrich-Berenbruch.

„Dazu trägt dieses schöne Buchprojekt bei, das Geschichte lebendig macht und von den Menschen jüdischen Glaubens, ihren Synagogen, Friedhöfen und Schulen erzählt.“ Pfarrer i. R. Dietrich Bungeroth, der in früheren Jahren in Bernburg an der Martinskirche wirkte, wies als Initiator der Buches darauf hin, dass es in der Region Anhalt nach wie vor viele Orte gebe, deren jüdische Vergangenheit heute nicht mehr sichtbar sei.

„In Planung sind für diese Orte Gedenk- und Informationstafeln.“ Astrid Bach, Schulleiterin des Gymnasiums, und Religionslehrerin Christiane Dohmann unterstrichen, die Beschäftigung mit jüdischer Geschichte sei für ihre Schule wichtig: „Wir gehören zu den bundesweit mehr als 3.000 ,Schulen ohne Rassismus - Schulen mit Courage’ und verfolgen seit vielen Jahren im Geschichts- und des Religionsunterricht Schulprojekte zur jüdischen Geschichte, etwa in Wörlitz, aber auch in direkter Kooperation mit der jüdischen Gemeinde Dessau.“

In der Publikation hat eine Gruppe von Autoren Aspekte der Geschichte jüdischen Lebens von Zerbst bis Harzgerode zusammengetragen. Das Buch ist unter Federführung von Dietrich Bungeroth entstanden und zeigt unter anderem über 100 Fotoaufnahmen von Torsten Lüders aus dem Jahr 2019. Sie dokumentieren, was heute noch zu sehen ist von der über 700-jährigen Geschichte des Judentums in Anhalt. Gezeigt wird zugleich, welch lebendige Gedenkkultur in den Ortschaften, Schulen und Gemeinden entstanden ist.