Bernburg Bernburg: Wandertag fällt beinahe ins Wasser
bernburg/MZ. - Was haben Kiew und Bernburg gemeinsam? Zur Eröffnung einer Großveranstaltung schüttete es von oben wie aus Kübeln. In der Ukraine versank das Fußball-EM-Spiel der Gastgeber gegen Frankreich am Freitagabend in den Wassermassen, an der Saale war es am Samstagvormittag der 18. Wandertag des Volkssolidarität-Landesverbandes. Da hatte Petrus - um in der Fußballer-Sprache zu bleiben - gleich zum Auftakt ein übles Foul begangen.
Mehr als 2000 Menschen, überwiegend Senioren, die aus ganz Sachsen-Anhalt angereist waren, ließen sich beim größten Wandertag eines Wohlfahrtsverbandes in der Bundesrepublik vom Wetter die Stimmung aber nicht vermiesen. Dazu trug wesentlich das Aufwärm-Programm bei: Das Jugendblasorchester Halle und vier Zumba-Tänzerinnen des Fitnessstudios hellten die Mienen der Bernburg-Besucher deutlich auf, ebenso wie eine Stunde später den Himmel. So konnten die Regenschirme auf den drei angebotenen Wanderstrecken schnell wieder eingepackt werden. Und Wulf Gallert, Fraktionschef der Linken im Landtag, sollte mit seiner Wetter-Prognose zur Eröffnung nur um wenige Minuten daneben liegen: "Um 10.45 Uhr hört es zu regnen auf."
"Mit Sport und Bewegung gesund älter werden und dazu noch in der Gemeinschaft soziale Kontakte knüpfen. Was kann es Besseres geben?", betonte Oberbürgermeister Henry Schütze die Ziele der Großveranstaltung.
Karin Bleidorn, die aus Magdeburg angereist war, gewann dem nassen Auftakt Positives ab: "Es ist trotzdem lustig, ich habe sogar schon getanzt."
Die meisten Wanderer nahmen die 5-Kilometer-Distanz entlang der beiden Saale-Ufer in Bernburg unter die Schuhe. Die 3-Kilometer-Tour führte Richtung Schloss, wo die 1. Bernburger Gartentage ein Anziehungspunkt waren. Der lange 10-Kilometer-Kanten führte durch den Pfaffenbusch nach Gröna und wieder zurück. Wer nicht mitwandern wollte oder konnte, erfreute sich an einem buntgemischten Bühnenprogramm auf der Töpferwiese. Die Jungen und Mädchen der Bernburger Volkssolidarität-Kita Friedrich Fröbel erfreuten die Senioren mit Volksliedern und heimsten dafür nicht nur Applaus, sondern auch einen Scheck ein. Wulf Gallert überreichte an Prof. Günter Heichel, Vorsitzender des Volkssolidarität-Landesverbandes, symbolisch 1000 Euro. Geld, das aus dem Solidarfonds der Linken-Landtagsfraktion stammt, die gegen die Diätenerhöhung der Abgeordneten gestimmt hatte und diese Zuwendung stattdessen karitativen Zwecken zur Verfügung stellt. "In der Fröbel-Kita soll mit der Spende ein Keyboard für die musikalische Früherziehung gekauft werden", sagte Volkssolidarität-Landesgeschäftsführer Burkhard Steinäcker der MZ. Darüber hinaus soll mit dem Geld Kindern aus sozialschwachen Familien die Teilhabe an den verschiedenen Kita-Veranstaltungen ermöglicht werden.
Weitere 200 Euro an den Landesverband der Volkssolidarität hatte Roswitha Müller von der AOK mitgebracht. Die Krankenkasse als Partner des Wohlfahrtsverbandes bot auf der Töpferwiese unter anderem für die Senioren einen Test zur Stressbelastung ihres Herzens an. Beamte des LKA gaben in ihrem Mobil Tipps zur Kriminalitätsprävention, gleich nebenan konnten Kinder - einige Wanderer hatten ihre Enkel mitgebracht - auf der Hüpfburg toben.
Auf der Bühne begeisterten am Nachmittag die "Dance Collection" mit Ausschnitten aus mehreren Musicals, die Burgenländer Anita und Roland sowie Schlagersängerin Bianca Graf, der es in Bernburg offensichtlich gut gefiel: "Ich ging vorhin zum Saale-Ufer und staune immer wieder, wie schön Deutschland ist." Auch Bernd und Barbara Marks aus Seggerde bei Helmstedt bereuten ihren Besuch in Bernburg nicht. Das Ehepaar war am Nachmittag bester Laune, "obwohl wir unterwegs zwei Mal nass geworden sind."