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Bernburg Bernburg: Mümmelmänner ohne Löffel

Von stefanie greiner 23.04.2012, 17:27

bernburg/MZ. - Auf den Namen Til sollte das Kaninchen getauft werden, das am 27. Februar im Tierpark Limbach-Oberfrohna geboren worden war. Til deshalb, weil es in einem ganz entscheidenden Punkt Ähnlichkeit mit einem Stoffhasen hatte, den Schauspieler und Regisseur Til Schweiger 2007 auf die Kinoleinwand gebracht hatte: Beide hatten keine Ohren.

Im Gegensatz zur Stoffhasen-Komödie ging die Geschichte des echten "Keinohrhasen", der genau genommen ein "Keinohrkaninchen" war, nicht glücklich aus. Ein Kameramann war bei Dreharbeiten auf das Tier getreten und hatte es tödlich verletzt. Weltruhm blieb dem "Keinohrkaninchen" - zum Bedauern des Tierparkleiters Uwe Dempewolf - folglich verwehrt. Vielleicht wird dieser nun Bernburg zuteil: Denn im Ortsteil Dröbel lebt auch ein Kaninchen ohne Ohren. Das Tier hat noch vor seinem "Vetter" in Limbach-Oberfrohna das Licht der Welt erblickt. Auf den 28. Januar datiert Besitzer Gerhard Henschel die Geburt seines "Keinohrkaninchens". Dass das Tier keine Löffel hat, fiel ihm erst später auf.

"Ich wollte meinen Enkeln die Kaninchen zeigen", sagt der Bernburger. Dann habe er festgestellt, dass eines der fünf Jungtiere keine Ohren hat. Und nicht nur das. Ein Tier des Wurfes hatte zwar wenigstens ein Ohr, aber auch das ist für Kaninchen bekanntlich unüblich. "Das habe ich noch nie erlebt", sagt Gerhard Henschel. Seit mehr als 50 Jahren halte er nun schon Kaninchen. Jungtiere ohne Ohren seien bei den Würfen noch nie dabei gewesen. Er vermutet, dass das Muttertier die Löffel bei der Fellpflege seiner Jungen abgeknabbert hat. Da hat es die alte Zippe mit der Mutterliebe wohl etwas übertrieben. Ein Handicap sei das aber nicht. Laut Henschel würden sich die löffellosen Kaninchen nicht anders als ihre Geschwister verhalten. Er schließt darauf, dass es den Jungtieren an nichts fehlt.

Das Wohlergehen seiner Kaninchen liegt dem Rentner am Herzen. Luzerne, Kohl, rote Rüben und Möhren baut er selbst an. Vom Acker holt der Kaninchenbesitzer Löwenzahn. Heu kauft er gleich im Ballen. Das muss er auch. Immerhin hat Henschel nicht nur eine Handvoll Kaninchen. In den selbstgebauten Käfigen in seiner Scheune hält er zwischen 30 und 50 Tiere. Sind die Mümmelmänner sieben bis acht Monate alt, werden sie geschlachtet. Für den Bernburger ist das nichts Besonderes. "Ich bin mit Kaninchen aufgewachsen", sagt der Mann, der seine Kindheit in Latdorf verbracht hat. Seine Kaninchen sind eine Mischung aus Riesenschecken und Grauen Riesen. Zurzeit tummeln sich zehn ausgewachsene Kaninchen und 23 Jungtiere in den Käfigen. Stolz ist Henschel vor allem auf seinen Bock, der fünf bis sechs Kilogramm auf die Waage bringt.

Wie die Geschichte seines "Kein-ohrkaninchens" und "Einohrkaninchens" endet, darüber hat sich der Bernburger einige Gedanken gemacht. Schlachten will er die Tiere ebenso wenig wie Profit aus ihnen schlagen. Dass das "Keinohrkaninchen" aus Limbach-Oberfrohna vermarktet werden sollte, darüber kann er nur mit dem Kopf schütteln. Von seinem "Schatz" hat er bisher fast niemandem erzählt.