Bernburg Bernburg: Der Sternekoch aus Nienburg
nienburg/heiligendamm/MZ. - Mit sechs Jahren stand Ronny Siewert zum ersten Mal am Herd. Der Junge aus Nienburg kochte sich Spagetti mit Tomatensoße. 27 Jahre später zählt er zu den besten Köchen Deutschlands. Der Sternekoch verwöhnt seit vier Jahren als Küchenchef im Restaurant Friedrich Franz des Grand-Hotels Heiligendamm Feinschmecker aus aller Welt. Seine Trophäensammlung ist seit einigen Tagen um einen Pokal reicher: Zum dritten Mal nacheinander ist Ronny Siewert als bester Koch Mecklenburg-Vorpommerns ausgezeichnet worden.
Sein Beruf ist dem gebürtigen Bernburger quasi in die Wiege gelegt worden. Der Vater war Küchenchef in einem kleinen Hotel in Nienburg, betrieb dann selbst zwölf Jahre ein Restaurant mit Cateringservice. "Ich bin sozusagen in dem Familienunternehmen aufgewachsen. Gelegentlich habe ich mit angepackt, was ich sehr gern tat. Da ist wohl der Grundstein für meinen Berufswunsch gelegt worden", erzählt Ronny Siewert. Sein Vater habe ihm zwar manches Mal geraten, etwas anderes zu lernen, aber da stand sein Entschluss schon fest.
An seine ersten Gehversuche als Koch kann sich der Nienburger noch genau erinnern. Als sechsjähriger Steppke probierte er sich allein zu Hause aus. "Ich machte Spagetti mit Tomatensoße. Nach dem Jagdwurst schneiden war ein Pflaster am Finger notwendig. Und nachdem meine Eltern ihren ersten Schock über das Chaos in der Küche und meine ,Verletzung' überstanden hatten, haben sie sogar mitgegessen. Mir hat's geschmeckt, Vater hat dann aber doch noch Verfeinerungen an der Tomatensoße vorgenommen."
Ausbildung im Maritim Halle
Seine Ausbildung absolvierte Ronny Siewert nach dem Realschulabschluss im Maritim-Hotel Halle bei Henning Steller. Es folgten sechs prägende Jahre in der Residenz Heinz Winkler in Aschau (Bayern), im Schlosshotel Lerbach (Nordrhein-Westfalen) und im Waldhotel Sonnora (Rheinland-Pfalz). 2005 ging er als Küchenchef ins Restaurant Chezann nach Rostock-Warnemünde und erkochte dort seinen ersten Michelin-Stern. Seit März 2008 leitet der heute 33-Jährige die Küche des Gourmet-Restaurants Friedrich Franz im direkt an der Ostsee liegenden Grand-Hotel Heiligendamm, das im Jahr zuvor als Tagungsort des G-8-Gipfels weltweite Berühmtheit erlangte.
Den Kontakt in seine Heimat hat Ronny Siewert nie verloren. Im Januar und Februar, wenn gastronomisch eher weniger zu tun ist, besucht er seine Eltern zu ihren Geburtstagen und alte Schulfreunde. Öfter stöbert er auch auf der Internetseite des FSV Nienburg, für den er während seiner Schulzeit gekickt hatte und dem er noch immer die Daumen drückt.
Deftiges daheim
Bei der Frage nach seinem persönlichen Lieblingsgericht muss Ronny Siewert nicht lange überlegen: Schnitzel mit Spargel. Deftige Hausmannskost wie Frikadellen mit Mischgemüse steht bevorzugt zu Hause auf dem Speiseplan, wenn er mit seiner Verlobten Stefanie Essen zubereitet. "Wir kochen mindestens einmal die Woche gemeinsam, manchmal auch mit Freunden. Dann gibt es eher Gerichte, die mich an meine Kindheit erinnern - nicht so kompliziert, aber auf meine Art und Weise angerichtet", verrät der Spitzenkoch.
Bratwurst und Sauerkraut sind an seinem Arbeitsplatz indes nicht so gefragt. Ronny Siewert outet sich als Freund der klassischen französischen Küche. Sie ist bodenständig und dennoch sehr intensiv im Geschmack und reich an Aromen. Die Perfektion, aus jedem Produkt das Maximum an Geschmack heraus zu kitzeln, reizt Ronny Siewert an seiner Arbeit besonders. Genauso stehen die moderne Präsentation seiner Gerichte und die Kreativität bei ihm im Vordergrund. Seine persönliche Vorliebe ist das Zusammenspiel von Süße und Säure in Verbindung mit Fisch und Krustentieren. Der Sternekoch lässt sich dabei saisonal inspirieren und kombiniert gern edle und regionale Produkte in seinen Menüs. Um das Zusammenspiel der einzelnen Gerichte, Aromen und Weine perfekt aufeinander abzustimmen, widersetzt sich der 33-Jährige auch schon mal der klassischen Menüfolge.
Den passenden Rahmen für seine prämierte Küche bildet das mit 26 Sitzplätzen edel gestaltete Restaurant Friedrich Franz. Hier schaffen handbemalte Seidentapeten und Kronleuchter eine stilvolle Atmosphäre. Auch wenn das Grand Hotel derzeit unter Insolvenzverwaltung steht und Gespräche mit neuen Investoren laufen - an der Küche kann es nicht liegen. Denn sie zählt zu den besten in Deutschland. In der Volkenborn-Rangliste, die die Restaurant-Bewertungen der sechs namhaftesten Gourmetführer wie Michelin, Gault Millau oder Gusto aussagekräftig vereint, ist das Friedrich Franz als bestes Lokal Mecklenburg-Vorpommerns geführt. Deutschlandweit liegt es auf Platz 57 - so gut ist kein einziges Restaurant in Sachsen-Anhalt.
Jagd nach zweitem Stern
Die dutzenden Auszeichnungen für Ronny Siewert selbst aufzuzählen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Lust auf mehr hat der 33-Jährige auf jeden Fall: "Ich will mich stets weiterentwickeln, bin immer auf der Suche nach neuen spannenden Kreationen. Mal sehen, eventuell ist dann ein zweiter Michelin-Stern in Sicht."