1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Beratung nach der Tat

Beratung nach der Tat

Von Heiko Wigrim 26.02.2008, 18:11

Bernburg/MZ. - Die Jugendberater können sofort tätig werden, wenn Jugendliche, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, auf dem Polizeirevier ihre Aussage unterschrieben haben. "Die Jugendberatung erfolgt freiwillig, es ist keine Zwangsberatung", erklärte Rainer Bode, Leiter der Jugendberatungsstellen bei der Polizeidirektion Nord. Erfahrungen, der seit 1993 zunächst in Magdeburg eingerichteten Beratungsstellen zeigen, "dass ein hoher Prozentsatz der Jugendlichen die Hilfe der Sozialarbeiter annehmen".

Vorteil der Jugendberatung, so Bode, sei, dass die Jugendlichen schnell mit ihrer Tat konfrontiert werden. "Wir können sofort reagieren, beispielsweise Möglichkeiten der Schadenswiedergutmachung klären." So habe sich beispielsweise eine hohe erzieherische Wirksamkeit in den Fällen gezeigt, in denen Jugendliche ihre eigenen Grafitti-Schmierereien selbst und auf eigene Kosten entfernt haben.

Am Ende der Beratungsgespräche stehe immer eine schriftliche Vereinbarung zwischen dem Sozialarbeiter und dem Jugendlichen. Bei geringen Vergehen und abgeschlossener Schadenswiedergutmachung sei es schon mehrfach vorgekommen, dass der Staatsanwalt das Verfahren eingestellt habe, so Bode. 70 Prozent der Jugendlichen, die eine Beratung annehmen, tauchen später in den Polizeiakten nicht wieder auf. Bei den Betreuungsmaßnahmen stimmen sich die Sozialarbeiter aber mit dem Kreisjugendamt ab.

"Durch die Betreuung ist es gelungen, kriminelle Karrieren zu verhindern", sagte Klaus-Peter Deppe von der Polizeidirektion Nord. Die Jugendkriminalität sei rückläufig. Allein in Magdeburg haben seit 1993 23 498 junge Menschen die Dienstleistung der Jugendberatungsstellen bei der Polizei angenommen. Dies sei auch dem Umstand geschuldet, so Bode, dass die Sozialarbeiter verschwiegen agieren und es keine Rückinformationen an die Polizei gibt.

In Sachsen-Anhalt arbeiten derzeit rund 50 Sozialarbeiter in Jugendberatungsstellen bei der Polizei, davon 15 Mitarbeiter in der Polizeidirektion Nord. Die Kosten von rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr trägt das Land.