Baulücke in Bernburg Baulücke in Bernburg: Plan C für Ex-Pflegeheim?

Bernburg - Was wird aus dem Bauprojekt „Z19 Stadthaus Plus“?
Seit der Eigentümer, die GPV-Unternehmensgruppe, dort vor über einem Jahr das leerstehende Altenpflegeheim „Rosenblick“ abreißen ließ, herrscht Ruhe auf der eingezäunten Baustelle.
Sicher ist, dass die geplante Vermarktung von 42 Eigentumswohnungen zum Quadratmeterpreis von 2.575 Euro gescheitert ist. Gerade einmal drei Interessenten hatten laut GPV-Direktor Martin Procher seit Bekanntwerden der Investitionspläne im September 2016 Kaufverträge unterschrieben.
„Diese sind inzwischen rückabgewickelt worden“, sagte er nun der MZ. „Bernburg ist ein Mieterstandort, kein Eigentumsstandort“, fügte er an. Gegenüber der Immobilien-Zeitung sprach Procher von mehr als 180 Mietinteressenten.
Baulücke in Bernburg: Sieben Prozent Zinsen
Doch ein Vermietungskonzept verfolgte die GPV nicht. Sie wollte erst die Eigentumswohnungen an den Mann oder die Frau bringen und hauptsächlich mit dem daraus eingenommenen Geld die Investition im Volumen von acht Millionen Euro stemmen.
Die Projektgesellschaft wollte laut Angaben auf der Immobilienanlage-Plattform Bergfürst selbst 100.000 Euro beisteuern.
Fast eine halbe Million Euro akquirierte die GPV durch ein sogenanntes Crowd-Financing über Bergfürst.
Baulücke in Bernburg: Privatanleger mussten bangen
Privaten Kapitalanlegern wurde dort ein jährlicher Zinssatz von 7 Prozent bis zum Laufzeitende im Juli 2019 in Aussicht gestellt. Mehr als 500 Menschen investierten - und mussten zuletzt bangen.
Denn die GPV geriet mit den halbjährlich versprochenen Zinszahlungen in Verzug. Die jüngste Überweisung, die zum 31. Dezember 2017 fällig war, ging bei Bergfürst erst am 21. März ein.
Für die Verspätung machte Procher einen Streit mit der Immobilienanlage-Plattform verantwortlich, mit der er deshalb nie wieder zusammenarbeiten werde.
Baulücke in Bernburg: Müssen die Anleger um ihr Geld fürchten?
„Sie müssen sich bewusst sein, dass es sich um Risikokapital handelt“, sagte der GPV-Direktor, der im gleichen Atemzug versichert, dass sie sich für die Zukunft keine Sorgen zu machen brauchen.
Dies dürfte vor allem dann gelten, wenn die GPV das gesamte Grundstück in Bernburg veräußern kann.
Dazu stehe sie momentan in vielversprechenden Endverhandlungen mit einem renommierten österreichischen Interessenten, sagte Procher gegenüber der MZ. In einigen Wochen könnte der Deal perfekt sein.
Der Käufer würde dann eigenverantwortlich eine Bebauung vorantreiben und hätte möglicherweise einen Betreiber des Objekts an der Seite: Die GPV hatte bereits im Vorjahr einen Generalmietvertrag über 20 Jahre mit der Zusammen Zuhause GmbH abgeschlossen.
Dieses Unternehmen mit Hauptsitz am Berliner Kurfürstendamm vermietet und verwaltet nach eigenen Angaben altersgerechten und barrierefreien Wohnraum als betreutes Service-Wohnen und als Pflegewohngemeinschaften.
Baulücke in Bernburg: Projekt wurde zurückgestellt
Der Komplettverkauf des Grundstücks ist offenbar bereits Plan C.
Nach dem Scheitern des Eigentumswohnungen-Modells hatte Procher zuletzt angekündigt, selbst am Bauvorhaben festhalten zu wollen, wenngleich das Projekt vorerst zurückgestellt werde.
Anfang März verkündete er auf der Bergfürst-Seite den Anlegern, dass mit der bayrischen Futuro Wohnbau GmbH ein neuer Mitgesellschafter an Bord sei, der als Generalauftragnehmer das Bauvorhaben realisieren werde. Zugleich heißt es wörtlich: „Des Weiteren können wir vermelden, dass wir über einen Spezialisten Fördermittel über die Europäische Kommission beantragt haben, ebenso ein Förderdarlehen bei der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg. Beide Bewilligungen wurden in Aussicht gestellt.“
Baulücke in Bernburg: Werbung für „Luftschloss“
Das Grundstück war bereits im Herbst 2017 für 3,5 Millionen Euro bei Ebay-Kleinanzeigen offeriert worden.
Der GPV-Chef sprach später von einem unautorisierten Angebot eines kooperierenden Maklers aus Leipzig. Mindestens genauso seltsam mutet an, dass weiterhin für eine Kapitalanlage in Eigentumswohnungen geworben wurde.
Die hallesche Firma Goldberg-Immobilien lockt sowohl im Bernburger Schaufenster des Sparkassen-Bausparfinanzierers LBS als auch auf der eigenen Internetseite für das imaginäre Objekt an der Zepziger Straße, das plötzlich den Namen „Salz-Carree“ trägt.
Daten von der Internetseite gelöscht
„Wer einen Wohnraum mit einzigartig schönem Ambiente sucht, der wird hier definitiv fündig werden. Und schon ab dem 30.06.2018 ist die Wohnung bezugsfertig und langfristig auf 30 Jahre fest vermietet“, wird das „Luftschloss“ beworben.
Auf Nachfrage will die Immobilienfirma dies nicht kommentieren, löscht die Daten aber einige Tage nach der MZ-Anfrage von ihrer Internetseite. Und wie erklärt Procher diese Werbung?: „Davon weiß ich nichts“, sagte er. (mz)

