Bau der Stromtrasse SuedOst-Link bei Plötzkau wirft Schatten voraus
Im Vorfeld untersuchen zurzeit Archäologen das Erdreich.

Plötzkau/MZ - Der Bau der Stromtrasse „Suedost-Link“ wirft bei Plötzkau offenbar seine Schatten voraus. Das lassen zumindest die Bagger auf dem Acker zwischen Bründel und Plötzkau vermuten. Doch wirklich gebaut wird hier noch nicht. Es finden lediglich archäologische Voruntersuchungen statt, wie Axel Happe, Pressesprecher des Betreibers der Stromtrasse 50 Hertz, auf MZ-Anfrage mitteilt. Auf zwei Mal vier Meter breiten Streifen würden derzeit Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege den Boden in 70 Zentimeter Tiefe untersuchen. „Sie bewegen sich etwa 150 Meter am Tag“, schätzt Happe.
Windenergie vom Norden bis nach Bayern
Zwar ist bis zum eigentlichen Baubeginn der Stromtrasse, die überschüssige Windenergie aus Nord- und Ostdeutschland nach Bayern transportieren soll und von Nord nach Süd über knapp 190 Kilometer auch einmal quer durch Sachsen-Anhalt führt, noch etwas Zeit. Denn erst 2023 sollen tatsächlich die Baufahrzeuge anrücken und die Kabel in 1,40 Meter Tiefe verlegt werden. Aber die Verantwortlichen wollten den Archäologen genügend Vorlauf geben. „Am Ende wird die Zeitschiene immer eng“, sagt auch Susanne Friederich, Abteilungsleiterin für Bodendenkmalpflege beim Landesamt, die zum einen daran interessiert ist, geschichtlich Wertvolles auch für nachfolgende Generationen zu bewahren. Zum anderen aber auch, um die Bauarbeiten nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Momentan werde der Boden erstmal geöffnet, die einzelnen Stellen dokumentiert und wieder zugeschüttet. Das wird vermutlich bis Ende des Monats geschehen sein.
„Wir wollen erstmal sehen, wo ist wie viel Archäologie und in welcher Qualität vorhanden“, erläutert Friederich. Zu einem späteren Zeitpunkt würden die Archäologen dann - in Absprache auch mit den Landwirten der betroffenen Ackerflächen - noch einmal gezielt Grabungen durchgeführt.
Region schon lange besiedelt
Schon jetzt lasse sich sagen, dass diese Region bereits vor 7.500 Jahren dicht besiedelt war, was sich in den folgenden Epochen fortsetzt. So habe man Belege für eine Besiedlung in der Zeit um 4.500 vor Christus gefunden, ebenso wie für die späte Bronzezeit. Zahlreiche Urnengräber belegen die Besiedlung um Christi Geburt. Auch tiefe Grubenreihen wurden entdeckt, die besonders in Mitteldeutschland sowie in Großbritannien immer wieder zu finden seien, sagt Susanne Friederich. Mehr Erkenntnisse erhoffen sich die Archäologen dann bei späteren Untersuchungen.
Die Gleichstromtrasse Südost-Link soll im Altkreis Bernburg weitestgehend entlang der Autobahn 14 gebaut werden. Einen entsprechenden Vorschlagskorridor hatte Betreiber 50 Hertz bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Mit mehr als fünf Milliarden Euro und einer Gesamtlänge von 540 Kilometern wird das Projekt nicht nur sehr teuer und lang, sondern auch kompliziert.
Diskutiert worden waren etwa in den Saale-Wipper-Gemeinden ursprünglich auch Freileitungen, doch letztlich hat man sich für die wesentlich günstigere Variante und der Verlegung eines Erdkabels entschieden, was besonders auf Ablehnung der Landwirte gestoßen war, da sie um der Qualität der Böden fürchten. Indes hätten für eine Freileitung die bestehenden Strommasten erneuert werden müssen, was wesentlich teurer gewesen wäre.
Noch aber laufen in den betroffenen Regionen die Planfeststellungsverfahren. Lediglich im nördlichen Saalekreis hatte es nach Informationen von 50-Hertz-Sprecher Axel Happe einen ersten Pilotabschnitt über 20 Kilometer gegeben.