Bares für Rares Bares für Rares: ZDF-Moderator Fabian Kahl schätzt bei Museumsnacht den Trödel der Bernburger

Bernburg - Freude und Enttäuschung lagen bei der Museumsnacht im Schloss Bernburg am Samstagabend dicht beieinander. Zum ersten Mal lockten nicht nur Musiker und die Ausstellung Hunderte Besucher an, sondern ein Fernseh-Promi: Fabian Kahl, Antiquitätenhändler aus Leipzig und bekannt aus der erfolgreichen Sendung „Bares für Rares“ im ZDF. Dort wetteifert er mit anderen Trödel-Händlern um Gegenstände, die Zuschauer in die Sendung bringen und verkaufen wollen.
Ähnlich ging es auch zur Museumsnacht zu, nur, dass Kunstkenner Kahl keine Konkurrenz durch andere Händler zu fürchten hatte. Besucher konnten ihre Schätzchen mitbringen und vom Experten bewerten lassen.
Ideeller Wert übersteigt materiellen
Nicht immer waren die Gegenstände so viel Wert, wie von ihren Besitzern erhofft. So erging es etwa Silvia Rziha aus Bernburg. Gleich drei Stücke hatte mitgenomen: Ein Bild, das eine Landschaft zeigt, einen silbernen Ring mit Brillanten und eine Glasvase, von der sie bis vor der Schätzung glaubte, sie sei handbemalt.
500 Euro, auf diesen Wert schätzte die Bernburgerin die Vase, bis Fabian Kahl ihr sagte, dass das Glasgefäß nur teilweise handbemalt sei. Es stamme vermutlich aus Böhmen, wo es viele Glashütten gab.
Alt sei es schon ja, aber das Bild sei eben leider nur aufgedruckt, nicht gemalt. Lediglich einige Verzierungen stammten von einem handgeführten Pinsel. „100 bis 150 Euro hat Herr Kahl geschätzt“, sagte die nicht ganz so enttäuschte Vasenbesitzerin nach der Schätzung. „Sie stand sehr lange auf dem Stubenschrank, ich habe mich nicht einmal getraut Blumen reinzustecken“, lachte Silvia Rziha.
„Aber für das Geld verkaufe ich sie nicht.“ Zumal viele Erinnerungen an dem Gefäß hängen. Schon Silvia Rzihas Großmutter väterlicherseits hatte die Vase von ihren Eltern bekommen.
Noch enttäuschender war das Urteil des Kunstkenners über das Landschafts-Bild. Das sei nur ein Druck und daher viel weniger Wert als ein Original.
Der Ring wiederum rettete den Abend. Obwohl er nicht von ihr selbst, sondern von einer Bekannten stammte, freute sich die Bernburgerin über Kahls Einschätzung: 450 bis 500 Euro sei der schon wert, sagte er. Die Brillanten seien echt.
Für jedes Stück nahm sich Kahl einige Zeit, um den Wert ganz genau bestimmen zu können. Das sollte man auch, rät er. Sein wichtigster Tipp: „Nichts wegschmeißen, bevor man jemanden mit Ahnung gefragt hat.“
Der 24-Jährige hat kein eigenes Geschäft, ist dafür aber über das Internet erreichbar. Wer ihm ein Foto seines Trödels schickt, hat gute Chancen, eine Einschätzung vom Profi zurückzubekommen.
Erster Live-Auftritt für Fabian Kahl
Nicht nur das geringe Alter des Antiquitätenhändlers ist Kahls Markenzeichen, sondern auch sein Äußeres. Piercings und seine auffällige Frisur lenkten auch am Samstagabend die Blicke der Besucher auf ihn.
Viele fragten nach einem Autogramm oder machten Fotos mit dem Leipziger, für den es der erste Live-Auftritt vor einem Publikum war. Vor Fernsehkameras habe er zwar schon oft gestanden, aber vor einem echten Publikum noch nie, sagte Kahl.
Aufregung war ihm aber nicht anzumerken. Souverän schätzte er einen Kunstgegenstand nach dem anderen. Dabei ging immer wieder ein Raunen durch den bis auf den letzten Platz gefüllten Raum, wenn er die Schätzpreise ansagte.
Eine alte Geige etwa, ohne Saiten zwar, aber in einem Koffer und augenscheinlich unbeschädigt, schätze er auf gerade einmal 30 Euro. Die größte positive Überraschung - auch für Kahl - kam dagegen unscheinbar daher: drei Tabaktöpfe, vielleicht 15 Zentimeter hoch und nicht besonders schön anzusehen. Aber weil es drei Stück an der Zahl waren und es Interessenten für Tabaktöpfe gibt, könne der Besitzer 200 Euro für sie verlangen.
Kopie statt Original
Neben Kronleuchtern, Ketten, einem alten Gebetsbuch und einem Dolch kam auch ein Bernburger Original auf den Schätztisch: Rolf Ciesielski hatte ein Bild auf Leinwand mitgebracht. „Ein original Eberhard Frey“, wie er vor der Schätzung sagte.
Seine Schwester hatte es in den 70er-Jahren von einer alten Dame geschenkt bekommen. Nun stehe das Bild des Bernburger Malers auf dem Dachboden. Hätte Ciesielski doch nur so genau hingesehen wie Fabian Kahl! Der erkannte, dass es sich um eine Kopie handelte, wohl ein von Frey abgemaltes Bild eines anderen Künstlers. Immerhin 150 bis 200 Euro sei es wert, schätzte der Profi.
Damit war der Besitzer sehr zufrieden. Er wolle nun versuchen, das Bild zu verkaufen. Und nicht nur für die Schätzung hatte sich der Besuch gelohnt, sondern auch dafür, Fabian Kahl einmal hautnah zu erleben. „Er macht wirklich einen sympathischen Eindruck. Wir verfolgen fast jede Sendung“, sagte Ciesielski. (mz)

