Auszeichnung der Handwerkskammer Auszeichnung der Handwerkskammer: Eine Chefin mit Herz

Bernburg - Es ist ein offenes Geheimnis, dass eine Friseur-Ausbildung für junge Mädchen aus rein finanzieller Sicht nicht besonders lukrativ ist.
Auch wenn die Nachwuchsgewinnung in Zeiten des Fachkräftemangels schwieriger geworden ist, steht der Beruf dennoch bei Schulabgängerinnen noch respektabel weit oben auf der Liste der Jobwünsche.
Neben dem Verdienst bestimmen eben auch andere Aspekte wie Betriebsklima, Chefverhalten oder die Arbeitszeiten die Berufswahl.
Katrin Bischoff-Haeniche ist die einzige im Salzlandkreis
Bei Katrin Bischoff-Haeniche passt vieles davon zusammen. Die 45-jährige Friseurmeisterin aus Bernburg ist mit ihren Salons jetzt von der Handwerkskammer Halle als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet worden - übrigens branchenübergreifend als einziger im gesamten Salzlandkreis.
„Ich wusste zwar, dass ich von meiner Innung vorgeschlagen war, hatte aber nicht damit gerechnet, dass ich geehrt werde“, zeigte sich Katrin Bischoff-Haeniche überrascht und erfreut, als die Nachricht per Telefonanruf kam.
Auszubildende froh über das Betriebsklima
In ihren beiden Salons „Krehaartiv“ an der Liebigstraße in Neuborna und an der Auguststraße in Bernburg beschäftigt sie neben vier Gesellinnen derzeit zwei Auszubildende: Saskia Gaedecke aus Bründel ist im dritten Lehrjahr, Christin Sauer aus Baalberge im zweiten.
Beide sind voll des Lobes über ihre Chefin. „Wenn wir ein Problem haben, auch privat, können wir zu ihr gehen. Hier herrscht ein gutes Betriebsklima, kein Zickenkrieg“, berichtet Saskia Gaedecke.
Ihre Arbeitgeberin zahlt die Kosten für die Arbeitsmateralien, die Fahrt zur Berufsschule und die Lehrbücher.
In der Vergangenheit übernahm Katrin Bischoff-Haeniche auch schon mehrfach Azubis aus anderen Haarstudios, wenn es dort Probleme gab. Sie wollte ihnen die Chance geben, ihre Ausbildung erfolgreich zu beenden. „Mal ist mir das geglückt, mal nicht.“
Nachwuchs hat gute Perspektiven
Für den Nachwuchs sieht die 45-Jährige in ihrem Berufsstand gute Perspektiven. „Viele ältere Kollegen hören in den nächsten Jahren auf“, prognostiziert sie einen erhöhten Bedarf an Arbeitskräften.
Saskia Gaedecke würde liebend gern bleiben nach dem Ende ihrer Ausbildung in einem halben Jahr. Und Katrin Bischoff-Haeniche würde ihr auch gern diese Möglichkeit geben - wie bereits Jannika Köhler, die sie in diesem Jahr als Gesellin übernommen hat.
Letztlich hänge dies aber von der Auftragslage ab, sprich wie viele Stammkunden die junge Friseurin an sich binden kann.
Von der Pike auf gelernt
Die Geehrte, seit der Geburt ihrer Heimatstadt Bernburg treu geblieben und inzwischen Mutter zweier erwachsener Kinder, hatte nach dem POS-Schulabschluss bei der PGH „Figaro“ in verschiedenen Geschäften gelernt, mit Schere und Kamm umzugehen.
Kurz bevor ihr alter Arbeitgeber Insolvenz anmeldete, hatte Katrin Bischoff-Haeniche „rechtzeitig die Flucht ergriffen“. Als ihre neue Chefin Brigitte Hartmann in Neuborna den Ruhestand ankündigte, stand die Friseurin vor der Wahl: wieder eine neue Arbeit suchen oder den Laden übernehmen.
Sie entschied sich vor zehn Jahren für die Selbstständigkeit, machte berufsbegleitend ihren Meister und eröffnete vor vier Jahren an der Auguststraße einen zweiten Salon. (mz)