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Aurec Bernburg Aurec Bernburg: Verfüllung für die Ewigkeit

Von alexandra koch 11.10.2013, 10:08
Fred Köhler in der Steuerungszentrale der Aurec-Halle, wo der Bergversatzstoff hergestellt wird.
Fred Köhler in der Steuerungszentrale der Aurec-Halle, wo der Bergversatzstoff hergestellt wird. alexandra koch Lizenz

bernburg/MZ - Fred Köhler wird die Bernburger Firma Aurec bei der beginnenden Klimaschutzkonferenz von Rheines Partnerstädten im niederländischen Borne präsentieren, in deren Mittelpunkt bis zum Samstag das Thema Abfallverwertung und -recycling steht. Der 48-Jährige ist einer von drei Geschäftsführern des Unternehmens mit einem Jahresumsatz von zwölf Millionen Euro.

Jährlich 230 000 Tonnen

Aurec verwertet jährlich rund 230 000 Tonnen industrielle Abfälle. Das heißt, sie werden in eine Tiefe von 550 bis 700 Meter unter die Erdoberfläche gebracht. Befüllt werden seit der Firmengründung vor 21 Jahren ausgebeutete Steinsalzschächte unter Bernburg. Seitdem hat Aurec der Partner-Firma Esco 2,5 Millionen Tonnen Abfallstoffe übergeben. Laut „Versatzverordnung“ dürfen diese Stoffe nämlich nicht auf normalen Deponien entsorgt werden. Sie stammen vorwiegend aus anderen Bundesländern, aus Österreich, Italien oder den Benelux-Staaten. Regionale Kunden sind eher selten.

Ziel der Einlagerung sei es, Senkungserscheinungen vorzubeugen. Sie komplett zum Stillstand zu bringen, ist der Wunsch der Verantwortlichen. Fred Köhler legt Wert auf die „bauphysikalische Stützfunktion“, die Klär- und Bohrschlamm, kontaminierte Böden aus Altlastensanierungen, Filterstaub, Flugasche, Gips und Stahlmittel-Rückstände übernehmen. Die komplette 34-seitige Liste der zu diesem Zwecke erlaubten Stoffe lässt sich auf der Internetseite der Firma einsehen. Aurec übernimmt die oberirdische Aufbereitung der Abfälle, bevor das anorganische Material durch ein 28 Zentimeter breites Rohr auf dem benachbarten Esco-Gelände in die Tiefe stürzt. Die Versatzstoffe erreichen über ein Förderband das Fallrohr, das innen mit Keramik beschichtet ist und etwa alle zwei Jahre mit aufwendiger Technik ausgewechselt werden muss.

Aktuell wird der lose Versatz, wie das Verfüllmaterial bergmännisch genannt wird, im „Ostfeld“ - ein altes Salz-Abbaugebiet aus den 1960er Jahren - in den bis zu 40 Meter hohen Stollen versetzt. Darauf kommen zweilagig sogenannte „Big Bags“ - Taschen mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1000 Litern. Lediglich 15 Zentimeter Luft müssen zum First, dem Stollendach, bleiben, um vor der kompletten Versiegelung das „Ausgasen“ der eingelagerten Stoffe zu gewährleisten.

Geheime Mixtur

Bei Aurec wird das von Lastwagen angelieferte Material nach dem Wiegen zunächst mechanisch behandelt. Die Mitarbeiter tragen in der Halle aus Arbeitsschutzgründen eine Maske mit eingebautem Filter vor Nase und Mund. Später werden die Abfallstoffe gemischt und mit Bindemittel, dessen Zusammensetzung ein „Betriebsgeheimnis“ ist, versetzt. Verschiedene Staub-, Schlamm- und Mineralarten sollen zu einer Substanz verschmelzen.

Bis zu 30 Rezepturen stehen laut Fred Köhler zur Verfügung, um die gewünschten Charakteristika des späteren Füllmaterials zu erhalten. Das wird vom Landesbergamt und Landesverwaltungsamt kontrolliert. Von der Einlagerung unter Tage gehe „keine Gefahr“ aus, meint Köhler. Für ihn sei sie eine nachhaltige Art von Recycling. „Ich sage das - als Familienvater - aus Überzeugung“, so der gebürtige Bernburger. Die Sicherheit auf lange Zeit, der Firmenchef spricht von mehreren Millionen Jahren, sei durch Gutachten gewährleistet. „Steinsalz hat eine höhere Dichte als Beton“, erklärt Köhler, der im Unternehmen zunächst im Vertrieb tätig war und 2010 in die Geschäftsführung aufgerückt ist.