"Kommunikationsproblem" Ärger um Volumen vom Sperrmüll: Kreiswirtschaftsbetrieb Salzland reagiert kulant und holt gratis ab

Bernburg - Matratzen, Schränke, Stühle, Teppiche, Müllsäcke: Es ist ein enormer Haufen, der da am Rande der Siedlung Am Klinikum zwischen Semmelweis- und Kustrenaer Straße liegt. Mirko Neike steht daneben und schüttelt mit dem Kopf: „Es ist eine Frechheit, was hier noch über das Wochenende dazugekommen ist. Da hat wohl jeder aus der Nachbarschaft noch was drauf geworfen.“
Die Rede ist vom Wochenende 13./14. Juli. Neike hatte die Wohnung seines verstorbenen Vaters aufgelöst, deswegen den Sperrmüll angemeldet und den Unrat am Donnerstag, 11. Juli, wie vereinbart an die Straße direkt neben den Altkleidercontainer gestellt.
Einen Tag später sollte der Kreiswirtschaftsbetrieb (KWB) den Haufen abholen – nach Aussage des 49-Jährigen kam jedoch niemand. Erst am Montag sei das Müllauto gekommen und unverrichteter Dinge wieder weggefahren – bis dahin sei der Berg aber um das Doppelte angewachsen.
Weil das Sperrmüllauto den Berg liegen ließ, wuchs der auf mehr als die doppelte Größe an
Ralf Felgenträger, Betriebsleiter des Kreiswirtschaftsbetriebes, widerspricht dieser Darstellung. Demnach seien seine Mitarbeiter sehr wohl am Freitag gegen 13 Uhr vor Ort gewesen, hätten den Haufen aber liegen lassen, weil er schon damals zu groß gewesen sei.
Und da die Kollegen nicht haben wissen können, welcher Anteil der von Mirko Neike war, hätten sie den Müll nicht mitgenommen. Hinzu komme, dass bereits bei der Anmeldung des Sperrmülls von einer Haushaltsauflösung die Rede gewesen sei – das sei auch aus der Stückliste hervorgegangen.
„Bei Haushaltsauflösungen bieten wir Container an, weil sonst die Logistik gestört wird“
„Grundsätzlich bieten wir bei Haushaltsauflösungen Container an, da ansonsten die Logistik gestört wird“, so der KWB-Leiter. Genau dieses „Angebot“ sei in diesem Falle aber nicht gemacht worden – Ralf Felgenträger spricht von einem „Kommunikationsproblem zwischen der Bestellung und Abholung“.
Das wiederum kann Mirko Neike nicht nachvollziehen. Er habe doch nur zwei Kubikmeter Müll raus gestellt, warum solle er dafür einen teuren Container bestellen? Er habe sogar extra noch Müll in seinem Auto mit zu sich nach Hause genommen, um die Grenze von zwei Kubikmetern nicht zu überschreiten. Für einen Container, der für Haushaltsauflösungen gedacht ist und der sieben Kubikmeter fasst, muss man 57,30 Euro zahlen.
Inzwischen hat der Kreiswirtschaftsbetrieb reagiert und den Müllberg kostenlos abgeholt
Zahlen muss Mirko Neike aber nichts. Mittlerweile ist der Sperrmüll längst abgeholt worden. Eine Rechnung folgt laut Felgenträger nicht, schließlich sei die fehlende Kommunikation eigenes Verschulden gewesen.
Liegt ein Teil des Problems vielleicht aber auch darin, dass ein Laie schlecht abschätzen kann, wieviel zwei Kubikmeter überhaupt sind? Das glaubt der KWB-Leiter nicht und verweist darauf, dass 2018 von mehr als 21.000 Haushalten im Kreis Sperrmüll abgefahren wurde und nur 50 Haufen wegen ihrer Übergröße liegen geblieben sind.
Von zwei Kubikmetern gehe man in der Regel aus, wenn einzelne Räume wie Küche, Wohn- oder Kinderzimmer vor die Tür gestellt werden – nicht jedoch komplette Haushaltsauflösungen. (mz)