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MZ-Reporter im Selbstversuch Antikörpertest: Boostern sechs Monate nach Zweitimpfung noch nicht nötig

Die Bernburger „Sonderbar“ bietet seit Freitag Antikörperschnelltests an. Aus dem Ergebnis lässt sich ableiten, wie gut man gegen das Coronavirus geschützt ist.

Von Torsten Adam 19.12.2021, 08:06
Claudia Koch bedient das Antikörper-Schnellanalysegerät in der Bernburger "Sonderbar", die die Tests ab sofort anbietet.
Claudia Koch bedient das Antikörper-Schnellanalysegerät in der Bernburger "Sonderbar", die die Tests ab sofort anbietet. Foto: Engelbert Pülicher

Bernburg/MZ - Bin ich noch ausreichend gegen Corona geschützt? Diese Frage stelle ich mir oft seit Beginn der vierten Welle - so wie vermutlich jeder Geimpfte, der noch keine Boosterimpfung erhalten hat, und wie jeder vor längerer Zeit Genesene. Eine Antwort darauf können Antikörpertests geben, die bislang nur in Arztpraxen möglich waren. Seit Freitag bietet auch die Teststation in der Bernburger „Sonderbar“ diesen Service zum Preis von 29,99 Euro an - Gelegenheit für die Probe aufs Exempel.

Wert von über 1.000 BAU/ml ist sehr gut

Meine Zweitimpfung liegt ziemlich genau sechs Monate zurück. In der Impfstation der Stadt Bernburg hatte ich Mitte Juni das Serum von Moderna erhalten und lag danach einen Tag zu Hause flach - die ordentliche Antwort meines intakten Immunsystems, so die Hoffnung. Der Schnelltest in der „Sonderbar“ bestätigt sie. Die medizinische Fachangestellte Claudia Koch desinfiziert meinen Ringfinger, den Piks für die Gewinnung der drei Tropfen Blut merke ich gar nicht. Zusammen mit einer Reagenzflüssigkeit steckt sie die Probe in das Schnellanalysegerät Vitalab. Nach nur 15 Minuten wirft ein Bon das Ergebnis aus: 1.071 bindende Antikörpereinheiten pro Milliliter (BAU/ml) - ich bin auch sechs Monate nach der Moderna-Impfung immer noch sehr gut geschützt, kann mir mit der Boosterung ein paar Wochen Zeit lassen und anderen bei den Impfterminen den Vortritt lassen. Denn im Ärzteblatt sagte Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte: „Unter einem Wert von 21,8 BAU/ml gehen wir davon aus, dass die getestete Person keinen Immunschutz gegen das Coronavirus hat.“ Über 1000 BAU/ml sei eine Drittimpfung unnötig.

TV-Bericht macht auf Schnellanalysegerät aufmerksam

Bei einem Wert von 280 BAU/ml wird ein 50-prozentiger Schutz angenommen, heißt es in einem Beitrag von „RTL extra“, den „Sonderbar“-Inhaber Lutz Eisfeld vor einem Monat im Fernsehen sah. Nachdem sich der Bernburger detaillierter belesen und eine bereits mit dem Schnellanalysegerät Vitalab arbeitende Teststation in Friesland nach ihren Erfahrungen befragt hatte, bestellte er das vom TÜV-Süd CE-zertifizierte Produkt einer Pinneberger Firma. Zwei geschulte Mitarbeiterinnen aus dem medizinischen Bereich werden es künftig bedienen.

Bessere Steuerung der Impfkampagne wäre möglich

Lutz Eisfeld wundert sich, dass die Antikörpertests in der Pandemiebekämpfung der Politik bislang kaum eine Rolle spielen: „Das wäre eigentlich der richtige Weg: Erst Antikörper zählen und dann entscheiden, ob eine Impfung nötig ist.“ Mit seinem Schnelltestgerät lassen sich die Labore entlasten, sagt der Betreiber der Teststation am Lindenplatz. Hauptsächlich aber lasse sich der Ansturm auf die Impfangebote besser steuern, weil jeder Getestete zuverlässig weiß, ob eine Auffrischung bereits notwendig ist oder nicht.

Ähnlicher Wert wie beim Labortest

Die Testresultate unter den Mitarbeitern der „Sonderbar“ sind sehr unterschiedlich ausgefallen. Ein Mann, im Juli mit Moderna zweitgeimpft, erreichte einen Wert von 1.700 BAU/ml. Eine Kollegin, im selben Monat mit Biontech immunisiert, kam dagegen nur noch auf 88 BAU/ml. Zwei Wochen zuvor hatte sie ihre Antikörper durch Venenblut in einem Labor ermitteln lassen: 103 BAU/ml. „Der Vergleich beider Ergebnisse zeigt mir, dass der Schnelltest sehr zuverlässig ist.“

Angeboten wird der Antikörpertest in der „Sonderbar“ montags bis freitags von 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr.