150 Jahre Kanzler von Pfau'schen Stiftung 150 Jahre Kanzler von Pfau'schen Stiftung Bernburg: Stifterfamilie reiste aus Leverkusen zum Jubiläum an
Bernburg - Begleiten, betreuen, pflegen und beraten. Und das seit 150 Jahren. Am Palmsonntag beging die Kanzler von Pfau’sche Stiftung ihren Festtag mit einem Gottesdienst im Gemeindehaus an der Kustrenaer Straße. Nicht nur als Einleitung der Karwoche, sondern auch, um auf ein anderthalbes Jahrhundert Tätigkeit zurückzublicken. Am 9. April 1867 wurde die Stiftung von Jeanette von Pfau gegründet - und auch die offizielle Gründungsurkunde erstellt.
Der Saal der Kapelle war am Sonntag bis auf den letzten Platz gefüllt. Bewohner des Seniorenstifts, Angehörige, Freunde und Mitarbeiter hatten sich versammelt, um den Gottesdienst unter der Leitung von Kreisoberpfarrer Karl-Heinz Schmidt zu verfolgen.
„Das Gegenteil von Großzügigkeit ist Furcht“
Dass Religion auch immer auf Politik und Gesellschaft anwendbar ist, machte Kirchenpräsident Joachim Liebig in seiner Predigt deutlich. Besonders die Bedeutung von Großzügigkeit und Furcht hob er hervor: „Das Gegenteil von Großzügigkeit ist Furcht“, sagte er. „Wir haben als Land im vergangenen Jahr viel gegeben und haben nun Furcht, nichts dafür zu bekommen“, bezog er auch aktuelle politische Diskussionen ein.
Wenn jeder immer nur etwas für seinen Einsatz zu gleichen Teilen zurückbekommen möge, so würde es Stiftungen wie diese nicht geben. Gegründet als Versorgungsstätte für „Altersschwache und Sieche“, entwickelte sich die Stiftung zu einer landesweit tätigen Einrichtung für Altenpflege, aber auch für Ehe-, Familien- und Lebensberatung sowie seit 2003 für ambulante Hospizarbeit. Altenhilfeeinrichtungen der Pfau’schen Stiftung gibt es unter anderem auch in Köthen, Ballenstedt und Eisleben.
Stiftungsdirektor Andreas Schindler führte die Zuhörer auf eine Reise durch die Pfau’sche Stiftungsgeschichte: „Zwei Weltkriege, zwei Inflationen, zwei Diktaturen und viele Herausforderungen des Alltags hat unsere Stiftung überlebt“, sagt er. „Sie ist lebendig, hat Charakter und strahlt Vertrauen aus.“
Dank an Rotarier, Lions Club und Kirchengemeinde
Er bekennt, dass der Fortbestand von Geldern abhängig ist und dankt damit zugleich Unterstützern wie den Rotariern, dem Lions Club und nicht zuletzt der Kirchengemeinde. Im Anschluss präsentierte Daniela Schieke, kaufmännischer Vorstand der Stiftung, den Besuchern in der Ahnengalerie die 120-seitige Festschrift zum Jubiläum. Darin ist neben einer Abschrift der Urkunde auch eine ausführliche Chronik zu finden.
Auch die letzten Namensträger der Stifterfamilie Pfau haben sich im Gemeindehaus unter die Gäste gemischt. „Wir sind nur als Privatpersonen hier“, geben Henner und Sigrun von Pfau zu verstehen. Der gebürtige Bernburger ist stolz auf die Errungenschaften seiner Ahnen und besucht mit seiner Frau noch immer gerne seine Heimatstadt und sein Geburtshaus.
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Die Kanzler von Pfau’sche Stiftung ist eine kirchliche Stiftung und Teil der Evangelischen Kirche. Sie gehört zum Wohlfahrtsverband der Diakonie und ist rechtlich im Diakonischen Werk verankert. Der Leitspruch stammt aus dem Johannesevangelium (13, 15): „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich euch getan habe“.
14 Stifte in Sachsen-Anhalt gehören zum Netzwerk der hiesigen Kanzler-Stiftung. Fast 150 Ehrenamtler sind für sie im Einsatz. In den Einrichtungen der Altenpflege und den Begegnungsstätten sind nach Angaben der Stiftung insgesamt rund 400 Menschen beschäftigt. (mz)