Zoo Aschersleben Zoo Aschersleben: Zweimal schwarzer Kater

Aschersleben - Die Sensation ist schwarz und hat ein kuschliges Fell. Eng an eng hocken die beiden kleinen Rohrkätzchen in der Ecke und schauen mit erschrockenen Augen von ihrem Hochsitz herunter. „Wir haben sie erst am Mittwoch geimpft und mussten sie dafür einfangen“, begründet Dietmar Reisky die besondere Vorsicht der beiden Jungen, die am 9. Juni auf die Welt kamen.
Die sind für den Ascherslebener Zoo etwas ganz Besonderes. Und nicht nur für den. „Das ist höchstwahrscheinlich das letzte Zuchtpaar in deutschen Zoos, vielleicht sogar im deutschsprachigen Raum“, spricht der Zoochef von dem Elternpaar, das erst seit knapp drei Jahren in Aschersleben lebt - und nun zum ersten Mal Nachwuchs hat. „In Dessau gibt es noch ein altes Paar“, weiß Reisky, stammen von dort doch seine Tiere her.
Rohrkatzen leben im Buschdickicht, in der Nähe von Wasser, wo Schilfrohr wächst - daher auch ihr Name und die Bezeichnung als Sumpfluchs. Sie jagen vor allem kleine Nagetiere, Vögel und Fische, fressen aber auch Früchte.
Der Bestand der Rohrkatzen geht in freier Natur zurück. Schuld daran ist die Zerstörung von natürlichen Feuchtgebieten. Zudem werden die Tiere in Fallen gefangen oder vergiftet. Auch der Handel mit ihrem Fell sorgte für eine intensive Jagd. Als Indien 1979 den Export der Felle verbot, hatten Händler über 300 000 davon auf Lager. Auch auf Sri Lanka wurden die Rohrkatzen in den 1970er Jahren intensiv gejagt.
Weil es keine Beutetiere mehr gab, spezialisierten sich die Raubtiere auf Ziegen und Hausgeflügel. Ziegenhalter töteten daraufhin bis zu zwölf Rohrkatzen im Monat.
Die zu bekommen, war für den Ascherslebener vor drei Jahren ein richtiger Glücksfall gewesen. „Rohrkatzen hatten wir nämlich eine lange Zeit, doch unsere letzte war schon über 17 Jahre alt.“ Zur Wendezeit gab es in Aschersleben schon einmal ein Paar. Da hat es mit dem Nachwuchs aber nicht geklappt. Später waren es zwei ältere, weibliche Tiere. Und so ist es für den Zoo selbst ebenfalls das erste Mal, dass es hier kleine Rohrkätzchen gibt.
In anderen Zoos nicht zu finden
Ein Grund zur Freude, findet Dietmar Reisky, der die Haltung von Katzen in allen Größen als Markenzeichen seiner Einrichtung sieht, als Nische, die die meisten anderen Zoos nicht mehr zu bieten haben. Die bevorzugen große Arten, wie Tiger, Löwen und Jaguare. Die gibt es in Aschersleben auch. Daneben aber auch Kleinkatzen, wie Rotluchse und Fischkatzen, Salzkatzen und Ozelots, Amur- und eben Rohrkatzen.
Tiere, die permanent aus deutschen Zoos verschwinden würden, findet Reisky. „Sie seien nicht so attraktiv wie große Katzen“, kennt der Zoochef die Argumentation. Die für ihn aber nicht zählt. „Wir sind deshalb einer der Zoos, der in Deutschland die meisten Kleinkatzenarten hat“, freut er sich über dieses Alleinstellungsmerkmal.
Und über seine Rohrkatzen. Die sehen normalen Hauskatzen fast schon zum Verwechseln ähnlich. Na ja, nicht ganz. „An den Ohren gibt es einen Ansatz zum Pinsel und sie sind recht hochbeinig“, beschreibt Reisky die Besonderheiten, die der in Feuchtgebieten lebenden Rasse auch den Beinamen Sumpfluchs eingebracht hat.
Eine Besonderheit
In freier Natur - sie kommen im Gebiet zwischen Nordafrika und Zentralasien vor - gehen die Bestände allerdings besorgniserregend zurück. Deshalb weiß Reisky die Besonderheit des Zoonachwuchses zu schätzen, der nicht nur selten, sondern irgendwie sogar noch seltener ist. Denn normalerweise sind Rohrkatzen wildfarben, also eine Mischung aus Beige, Grau und einem Sandbraun. So wie die Mutter der Kleinen. Der Vater - eine Farbmutation - ist dagegen schwarz mit einem Hauch von Silber. Das komme ab und an vor. So wie die schwarzen Panther bei den Leoparden. „Es ist aber recht selten, dass es Schwärzlinge gibt, deshalb war es für uns ziemlich überraschend, dass sogar beide Junge schwarz sind.“ Damit leben in Aschersleben nun, wenn man den Vater mit einrechnet, gleich drei dunkle Rohrkatzen - ein Weibchen und zwei schwarze Kater. (mz)