Zeugnisübergabe in Aschersleben Zeugnisübergabe in Aschersleben: Etappenziel ins Pflegebleben erreicht

Aschersleben - Elenore Schafberg, die scheidende Institutsleiterin der Ascherslebener Gesundheits- und Krankenpflegeschule, scherzt angesichts der Bühnentreppe im Bestehornhaus: „Da hätten wir ja vorher eine Sturzprophylaxe machen müssen.“
Immerhin 33 Absolventen nahmen festlich gewandet am Freitagabend auf dem Podium ihre Zeugnisse entgegen. Schafberg machte den jungen Frauen und Männern deutlich: „Sie sind dort angelangt, wo Sie vor drei Jahren hin wollten. Als vollverantwortliche Pflegekraft haben Sie jetzt ein berufliches Etappenziel erreicht. Sie müssen die Pflege planen, Menschen begleiten und in einem Team arbeiten. Bei uns wurde Ihnen die Rohform gegeben, nun muss alles Gestalt annehmen.“
Pflegekräfte gelten auf dem Arbeitsmarkt als heiß begehrt, so dass jeder Absolvent in der Region oder darüber hinaus beste Job-Chancen hat. Allein in Sachsen-Anhalt hat Ameos im August an seinen verschiedenen Standorten 14 Gesundheits- und Krankenpfleger gesucht.
Sehr deutlich mahnt Schafberg im Bestehornhaus an, die Würde der Patienten zu bewahren, in einer Zeit, wo besonders die ökonomische Sichtweise zählt. Nett sein allein reiche nicht, aber „Kommunikation muss endlich als Pflegeleistung anerkannt werden“. Nach den Worten der Institutsleiterin würde die Berufsbezeichnung „Pflegetherapeut“ das Tun treffender bezeichnen.
In der Ascherslebener Gesundheits- und Krankenpflegeschule, die auch über die Ameos-Gruppe hinaus Pflegekräfte ausbildet, werde das Rüstzeug vermittelt, um sich auf den Weg zu machen und sich darauf zurechtzufinden. Die Absolventen kommen aus den Ameos-Kliniken Aschersleben, Halberstadt, Bernburg und Schönebeck, aus der Salus gGmbH Bernburg und aus der Helios-Klinik Hettstedt, für die zwei ehemalige Bundeswehrsoldaten pflegerisch ausgebildet wurden. „Es gibt nur zwei Richtungen: Helfen oder Davonrennen“, meint Elenore Schafberg, deren Nachfolge am Ascherslebener Institut Dr. Heiko Worlitschek übernehmen wird.
Krankenhausdirektor Thomas Wagner gab dem Jubiläumsjahrgang, die 39 zur Prüfung Angetretenen gehören zum 20. der Einrichtung, beste Wünsche mit auf den Weg. Viele der Absolventen werden künftig Mitarbeiter sein, einige beginnen gleich ein Studium. Ina Günther, die nun als examinierte Pflegerin zurückschaut, spricht von dem Zusammenklang „von Idealismus und Motivation“. Aus einer zusammengewürfelten Klasse seien in drei Jahren Freunde und Kollegen geworden. Luisa Unger und Lisa Mewes vergleichen es mit einem Schiff, das auf einer dreijährigen Ausbildungsfahrt war und nun wieder ankert, um eine neue Besatzung aufzunehmen, während die Absolventen nach neuen Ufern streben. Sie alle richten bei der Abschlussfeier herzliche Dankesworte an Lehrer, Praxisanleiter, Pflegekräfte, Ärzte und die Ameos-Geschäftsführung.
Witiko Nickel, der Regionale Pflegedirektor von Ameos Ost, ermutigt die jungen Leute zu einem verstärkten berufspolitischen Engagement. Die Rolle der Pflegekammern nehmen aus gutem Grunde zu. Wenn das Wort von der „professionellen Pflege“ immer wieder im Mund geführt werde, merke man schnell, dass jeder etwas anderes darunter verstehe. Da klafften die Auffassungen seiner ehemaligen katholischen Oberin und der heutigen Pflegewissenschaftler durchaus auseinander.
Die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin dauert drei Jahre. Der Unterricht orientiert sich an fachübergreifenden Lernfächern, um eine Verknüpfung von Theorie und Praxis herzustellen. Das bedeutet, dass während der Wissensvermittlung Lerninhalte aus der Anatomie/Physiologie mit der Krankenpflege, Krankheitslehre, Hygiene und rechtlichen Aspekten verbunden werden.
Die Praxiseinsätze erfolgen auf den Stationen Chirurgie, Innere Medizin, Geriatrie, Gynäkologie, Wochen- und Neugeborenenpflege, Pädiatrie (Kinderklinik), Psychiatrie, im ambulanten und rehabilitativen Bereich. Die Ausbildung in Aschersleben, Halberstadt, Haldensleben, Schönebeck, Bernburg und Staßfurt wird durch eine schriftliche, praktische und mündliche Prüfung abgeschlossen.
Die Region Ameos Ost gewährleistet mit ihren insgesamt 16 Einrichtungen an neun Standorten die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Die Einrichtungen verfügen über etwa 2.250 Betten und Plätze und beschäftigen rund 3.900 Mitarbeiter. (uk)9
So werde seitens der Politik derzeit eine generalistische Ausbildung angestrebt, die die Berufe des Altenpflegers, des Gesundheits- und Krankenpflegers sowie des Gesundheits- und Kinderkrankenpflegers zusammenfasse und nach der Ausbildung dann eine Spezialisierung möglich mache. Dazu gibt es im Hause Ameos durchaus kritische Stimmen. Der Pflege werde noch nicht die Bedeutung der Medizin beigemessen. Doch müsse dem Wirken jener, „die am Bett arbeiten“, ein höherer Stellenwert gegeben werden. Während der von Gregor Majewski und Henrike Köthe musikalisch umrahmten Abschlussfeier empfingen zwei Absolventinnen den Albert-Schweitzer-Preis. Er knüpft an die humanistischen Ideale des Mannes an, deren Namen das Ameos-Institut in Aschersleben trägt. Caroline Meiberg und Anna Waruschew absolvierten alle drei Examensprüfungen mit der Note Eins und wurden so von Schafberg mit Porzellan-Medaille und Urkunde als Bestabsolventen geehrt.
