Wo Strom aus der Wasserleitung kommt
Endorf/MZ. - Bevor das aus Richtung Rappbodetalsperre kommende Wasser in den Hochbehälter Endorf (Stadt Falkenstein / Harz) läuft, nimmt es noch einen kleinen "Umweg": Es treibt mit seiner Kraft ein Turbinenrad an, und ein Generator wandelt diese Energie des Wassers in elektrische Energie um.
"Wir bauen an dieser Stelle drei Bar Druck ab", umschreibt Mario Gawantka die Reduzierung der Fließgeschwindigkeit des Wassers. Der Elektromeister im Unternehmensbereich Ostharz der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz nennt beeindruckende Zahlen: Im Generatorbetrieb fließen etwa 2 800 Kubikmeter Wasser pro Stunde über das Turbinenrad. Im Normalfall läuft der Generator 15 Stunden am Tag. Erzeugt werden so etwa 400 Kilowatt Strom pro Stunde, 180 000 bis 200 000 Kilowattstunden pro Monat. Davon ist außerhalb des Hochbehälterbauwerks nichts zu sehen und nichts zu hören. Über die Fernwasserleitung wird seit 1965 aus der Rappbodetalsperre kommendes und im Wasserwerk Wienrode aufbereitetes Trinkwasser nach Halle und an der Strecke anliegende Stadtwerke und Verbände geliefert, erläutert Siegrun Höhne, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit bei der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH.
Als 1990 umfangreiche Sanierungen der Anlagen begannen, war das auch mit Überlegungen zur Erhöhung der Effektivität und zur Nutzung der Wasserkraft zur Stromgewinnung verbunden. Die Wasserkraftanlage bei Endorf wurde im Juni 1995 in Betrieb genommen. Das Prinzip: Der Hochbehälter Neuplatendorf liegt auf etwa 290 Höhenmetern, der Behälter Endorf etwa 200 Meter über Normalnull. Das Wasser fließt im freien Gefälle und treibt dabei die Turbine an. Jährlich werden so durchschnittlich 2,8 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, beziffert Siegrun Höhne. Zum Vergleich: Ein Drei-Personen-Haushalt verbraucht im Jahr zwischen 2 500 und 3 000 Kilowattstunden.
Eingespeist wird der bei Endorf erzeugte Strom in das Mittelspannungsnetz der envia M, sagt Mario Gawantka. Übrigens: Als Generator wird in Endorf eine rückwärts laufende Pumpe genutzt. "Das hat zwei Vorteile. Zum einen können wir im normalen Betriebsfall Strom erzeugen", erklärt der Elektromeister. Zum anderen könne im Fall einer Havarie die Pumpe als solche eingesetzt, Wasser aus dem Behälter Endorf zurück nach Neuplatendorf gepumpt und von dort aus die Wasserversorgung im Raum Hettstedt, Eisleben, Querfurt weiter aufrechterhalten werden.
Die Wasserkraftanlage bei Endorf bleibt vielleicht nicht mehr lange die einzige dieser Art im Falkensteiner Stadtgebiet. Wie Siegrun Höhne und Mario Gawantka erklären, gibt es Überlegungen, vor dem Hochbehälter Neuplatendorf eine zweite Anlage zu installieren. Übrigens: Vom Wasserwerk Wienrode (355 Meter über Normalnull) bis zum Hochbehälter Hammelberge bei Halle, dem Endpunkt der Ostharzfernleitung, fließt das Wasser durchweg im freien Gefälle.