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Wirtschaftsentwicklung Wirtschaftsentwicklung: Heidickers Ex-Möbelmarkt wurde versteigert

Von Stephan Neef 25.07.2002, 13:40

Thale/MZ. - Thales Stadtväter atmen auf: Das ruhmlose, von Pleiten, Pech und Pannen bestimmte Gastspiel des westfälischen Möbelhändlers Walter Heidicker ist endgültig Geschichte. Der im Herbst 1993 eröffnete Hallen-Komplex in Thale/Nord hat nach jahrelangem Leerstand einen neuen Eigentümer - die ThaWa Warenautomaten GmbH. Das gegenwärtig noch auf dem - zwischen Blankenburger und Kahlenbergstraße gelegenen - Ex-Herdbau-Gelände tätige Unternehmen hat das einstige Möbel-Reich ersteigert und will es bis Ende 2002 beziehen.

Die Stadt Thale, der Heidickers noch immer den Kaufpreis und über 50 000 Euro Grundsteuern schulden, hatte Anfang des Jahres die Zwangsverwaltung beantragt und damit die zwangsweise Verwertung des 31 000 Quadratmeter großen Grundstücks eingeleitet. "Wir wollen nicht unbedingt die Steuern eintreiben, sondern den Zustand auf dem Grundstück ändern", sagte Bürgermeister Thomas Balcerowski damals zum Ziel des Manövers. Bei einem ersten Versteigerungstermin war jedoch kein Interessent bereit gewesen, die geforderte Mindestsumme - 50 Prozent des Verkehrswertes, der mit 2,1 Millionen Euro angegeben wurde - zu bieten. Beim zweiten Termin fielen diese Wertgrenzen. Wie viel Euro die ThaWa GmbH auf den Tisch blätterte, verriet Geschäftsführer Heinz Gorges nicht.

Damit bleibt das ehemalige "Einrichtungszentrum Harz" in westfälischer Hand. Denn ThaWa gehört seit 1999 zum Firmenimperium des Gütersloher Unternehmers Hans-Herrmann Fischer. Als eigenständige Firma existiert der kleine Betrieb bereits seit 1996, war zugleich Nachbar und Schwester der Medizin-Technischen Werke (MTW), die zur Bielefelder Schwarze-Gruppe gehörten.

1994 als MTW-Betriebsabteilung gegründet, überlebte ThaWa - als einzige Schwarze-Firma - den Konkurs des Bielefelder Firmenkonsortiums. Seitdem sich ThaWa das alte Werksgelände am Ufer des Schleifenbaches mit einem Fremdbetrieb teilen muss, der nicht nur die MTW-Pflegebetten-Produktion übernahm, sondern auch das gesamte Terrain kaufte, wuchs der Umzugswunsch.

Ursprünglich sollte neu gebaut werden, dann fand sich in Blankenburg "ein Objekt, das besser zu uns passen würde", gesteht Gorges. Doch "Thales Wirtschaftsförderer wollten uns gern hier behalten" und unterstützten das Thale/Nord-Projekt. Der Firmenchef verschweigt aber auch nicht, dass er den 6 000 Quadratmeter umfassenden Hallenkomplex - immerhin das Zwölffache der gegenwärtigen Produktionsfläche - nicht auslasten werde. Knapp zwei Drittel des Hallen-Areals wolle er vermieten. Erste Interessenten gebe es bereits, noch seien aber "Mietflächen offen". Die Entkernungsarbeiten seien schon in Angriff genommen worden, der Umnutzungsantrag werde bearbeitet.

In den Ex-Heidicker-Mauern soll ThaWa auch expandieren, kündigt Gorges an. "Wir suchen ein neues Standbein außerhalb des schwankenden Automatengeschäfts, wollen vom Tabakwaren-Großhandel als alleinigem Kunden wegkommen", präzisiert der ThaWa-Chef. Und ist optimistisch. Während vor 1999 alle Betriebsgewinne abgezogen wurden, könnten sie jetzt vor Ort investiert werden. "Die Guten setzen sich durch", sagte Heidicker, als er in den leeren Möbel-Hallen "Europas größte Go-Kart-Bahn" installieren und die vielen Skeptiker überzeugen wollte. Bürgermeister Balcerowski glaubt, dass erst jetzt der Center-Komplex in guten Händen ist.