Wirtschaft in Winningen Wirtschaft in Winningen: Illegale eingelagertes Stroh kommt weg

winningen - „Auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei wird illegal Stroh eingelagert.“ Winningens Ortsbürgermeister Axel Pich ist empört. Denn laut einem Stadtratsbeschluss vom Juli diesen Jahres dürfte das Stroh dort überhaupt nicht liegen.
Ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte das Gelände bereits, als die Schall Holding GmbH aus Nürtingen in Baden-Württemberg die Ziegelei kaufte und sie an zwei Firmen verpachtete. Zum einen soll ab 1. Oktober dort ein Getränkelogistiker angesiedelt werden. Zum anderen nutzt ein landwirtschaftliches Unternehmen eine zweite Halle.
Vorgänge beobachtet
„Und diese lagert Stroh. Das haben mehrere Winninger in den letzten Tagen gesehen. Große Lkw-Ladungen werden in die Halle gekarrt“, sagt Pich. Durch die Sperrung der B 180 vor einigen Wochen habe man nicht nur einen Vorgeschmack auf die Zukunft bekommen, wenn der Getränkelogistiker seine Arbeit aufnimmt, sondern auch diese Vorgänge beobachtet.
Im Juli hatte der Ascherslebener Stadtrat per Beschluss den Weg für die Ansiedlung des Logistikunternehmens geebnet. Beschlossen wurde auch, dass - nach Abstimmung zwischen Stadt und Landkreis - beide Unternehmen das Gelände nicht gemeinsam nutzen dürfen. Grund dafür sei, dass die „zu erwartende Brandlast des Strohlagers nicht mit den brandschutztechnischen Anforderungen des Leergutlagers vereinbar ist“. „Ich erwarte einfach, dass die Beschlüsse des Stadtrates eingehalten werden, oder hat dieser nichts mehr zu sagen“, fragt sich Pich.
Aufgrund dieser Vorwürfe war Christoph Voigt, Sachgebietsleiter im Fachdienst Bauordnung des Salzlandkreises, vor Ort. „Es gibt diese Stroheinlagerungen auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei. Darüber wussten wir nicht Bescheid. Sie waren nicht genehmigt“, bestätigt er - und weiter: „Wir haben uns sofort mit dem Eigentümer in Verbindung gesetzt. Fakt ist, das Stroh muss bis zum 1. Oktober aus der Halle heraus sein. Darum möchte sich der Eigentümer selbst kümmern“, erklärt er.
„Kurzfristig wird das Stroh aus der Lagerhalle verschwinden. Der Mietvertrag mit dem landwirtschaftlichen Unternehmen ist bereits gekündigt“, erklärt Bernd Schall, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Schall Holding GmbH auf MZ-Nachfrage. Vor drei Jahren hatte das Unternehmen das Grundstück der Alten Ziegelei gekauft. „Wir haben mit dem landwirtschaftlichen Unternehmen einen Mietvertrag geschlossen. Darin gibt es eine Klausel, dass sich das Unternehmen selbst um eine Genehmigung für das landwirtschaftliche Lagergut kümmern muss. Das wurde offensichtlich nicht getan,“ vermutet er. Seit Montag soll das Unternehmen jedenfalls kein Stroh mehr in die Halle bringen. Bereits zwei Millionen Euro hat die Schall Holding in den vergangenen drei Jahren auf dem Gelände investiert. „In der Zeit haben wir bereits 4000 Tonnen Müll entsorgt. Ich gehe davon aus, dass dort trotzdem noch 10000 Tonnen entsorgt werden müssen. Das werden wir Schritt für Schritt vornehmen, so wie mit dem Landkreis vereinbart“, sagt er.
Widerstand aus der Winninger Bevölkerung
Nebenher möchte die Schall Holding dort weitere Unternehmen ansiedeln. „Wir könnten den Standort noch mehr beleben und weitere Arbeitsplätze schaffen. Mit dem Landkreis und den Behörden arbeiten wir sehr gut zusammen“, sagt er und bedauert gleichzeitig, dass es so viel Widerstand aus der Winninger Bevölkerung gibt. „Aber so manchem Investor ist aufgrund der Lkw-Debatte schon die Lust vergangen“, sagt Bernd Schall. Unter anderem befürchten viele Winninger, dass mit der Ansiedlung des Logistikers zu viele Lkw durch ihren Ort rollen. (mz)