Wipertifriedhof Wipertifriedhof: Gruft für Urnen ohne Namen
Quedlinburg/MZ. - Neue schwere Türen vor einigen Grüften zeigen, das einzigartige Denkmal an der Wipertistraße in Quedlinburg gewinnt an Interesse. Ehemalige und heutige Quedlinburger bekennen sich zu ihren Grabstellen. Fremde haben die Einmaligkeit erkannt und eine Gruft gepachtet. Der Wipertifriedhof, der älteste Friedhof der Stadt, erfährt dank dem neugewonnenen Interesse und verschiedenen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen von Jahr zu Jahr eine Besserung.
So wurden auch schon viele Luftschächte wieder gangbar gemacht. Sie bilden zusammen mit den Sandsteinmauern ein eigenwilliges Mikroklima, das die Verstorbenen durch den schnellen Entzug von Wasser in eine Art Mumifizierung versetzt, wenn sie in doppelwandigen Särgen aus Holz beigesetzt worden sind. Durch einen Pächter ist ein Beerdigungsinstitut darauf gekommen, solche Särge zumindest erst einmal anzubieten. Es hat sich landläufig rumgesprochen, dass im Südwesten der Stadt, kurz vor der Altenburg, ein Friedhof existiert, der in Deutschland seinen zweiten sucht. Das vor über einem Jahr in einer Gruft eingerichtete Museum konnte durch Funde aus alten Gräbern weiter gewinnen.
Doch damit nicht genug, sind über Jahre ungenutzte Grüfte geöffnet und beräumt worden. Sie harren neuen Pächtern, die bereit sind, die in die Erde eingelassenen oder gegrabenen Räume auf eigene Initiative instand zu setzen, Türen zu reparieren und mit einer Namenstafel an die dort Beigesetzten zu erinnern. Zu den Wünschen der Friedhofsverwaltung, das Areal untersteht dem Evangelischen Kirchspiel Quedlinburg, gehört auch die Bepflanzung neben den Eingängen. Jeder kann, egal ob er sich zu einer Kirche bekennt oder nicht, eine Gruft pachten, sagt Friedhofswärter Klaus-Dieter Körner. In jüngster Zeit sind es fast ausschließlich Auswärtige, die sich dazu entschließen.
Neben den privaten Initiativen, wovon unter anderem vier neue schwere Eichentore vor Grüften ebenso zeugen, wie die neue kupferne Ahnentafel einer Familie, ist auf dem Friedhof eine Gruft für namenlose Urnen hergerichtet worden. Sie befindet sich auf der zur Altenburg hingewandten Seite, die auch unter dem Namen Servatiifriedhof bekannt ist. Die beiden Friedhofsflächen trennt die Chaussee nach Warnstedt und Weddersleben. Neben den so genannten anonymen Bestattungen dient die Gruft auch für Urnen, die bei Aufräumarbeiten gefunden oder nach Schachtungen nicht mehr zugeordnet werden können. Sie finden in dieser Gruft einen pietätsvollen Platz.
Zum Tag des offenen Denkmals am 9. September und auch schon am Vortag lädt der Wipertifriedhof zur Besichtigung ein. Die Museumsgruft wird an beiden Tagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. Doch auch ein Blick in die Gruft für anonyme Bestattungen und in weitere Begräbnisstätten soll ermöglicht werden.