Neue Photovoltaikanlagen Werden Ascherslebener Stadtwerke an Schmidtmannstraße künftig Grünen Strom produzieren?
Entlang von Verkehrs-Trassen können neue Photovoltaikanlagen entstehen. Die Stadt Aschersleben hat ihre 14 dafür infrage kommenden Grundstücke geprüft. Welche Fläche aus ihrer Sicht geeignet ist.

Aschersleben/Freckleben/MZ - Eigentlich hatte die Stadt Aschersleben 2017 das Opfern von sehr hochwertigen landwirtschaftlichen Nutzflächen für die Installation von Photovoltaikanlagen abgelehnt. Damals war der Teilflächennutzungsplan „Regenerative Energien, Wind und Solar“ beschlossen worden. Nur Brach- oder Deponieflächen sollten demnach für Solaranlagen genutzt werden können, berichtet Stadtplaner Jens-Peter Finke in der jüngsten Ortschaftsratssitzung in Freckleben.
Doch das könne sich zumindest für einen Bereich ändern. Der Stadtrat soll noch im April einen Grundsatzbeschluss zur Nutzung von städtischen Grundstücken für Photovoltaik-Freiflächenanlagen „entlang von Verkehrsstraßen laut Baugesetzbuch“ fassen.
Stadt prüft Flächennutzung
Mit dem Beschluss einer Ergänzung zum Baugesetzbuch am Jahresende 2022 können seit 2023 entlang von Autobahnen und zweigleisigen Bahnstrecken in einem Korridor von 200 Metern rechts und links davon PV-Anlagen errichtet werden, berichtete Stadtplaner Finke. Dies soll helfen, die Klimaziele der Pariser Klimakonferenz erfüllen zu können. Die Stadt Aschersleben hat alle dafür in Frage kommenden städtischen Grundstücke an der A36 und den Bahnstrecken von Aschersleben nach Halberstadt, Dessau und Güsten/Sandersleben daraufhin betrachtet.
Die „überwiegende Mehrzahl“ der 14 Grundstücke, die in Aschersleben, Freckleben, Groß und Klein Schierstedt theoretisch für den Bau von PV-Anlagen geeignet wären, liegt entweder in einem Vorranggebiet für Landwirtschaft oder einem für Natur und Landschaft, heißt es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat. In den betroffenen Ortschaften beraten seit einigen Wochen die Ortschaftsräte über das Papier. „Die Bodenwertzahlen liegen zwischen 40 und 97“, heißt es weiter.
„Wir haben hier praktisch Gold unter den Füßen“, verglich es Jens-Peter Finke in Freckleben. In Bayern würden die Bodenwertzahlen vielleicht bei 20 oder 30 liegen. Auch die Lage, die Planungen der Stadt und Aussagen des in Aufstellung befindlichen Regionalplanes wurden ausgewertet.
Zornitzer Weg bleibt für Gewerbe frei
Eine Fläche sei in der städtischen Planung als Erweiterungsfläche für das Industriegebiet „Zornitzer Weg“ in Richtung Osten vorgesehen, heißt es. „Für eine gewerbliche Nutzung ist uns diese Fläche viel wertvoller, als dass man sie mit PV-Anlagen vollstellt“, sagte Finke. Eine andere Fläche wäre als Bestandteil der Mülldeponie Wilslebener Straße zwar nutzbar, aber durch die Lage am Nordhang nur bedingt geeignet. Bei der nächsten Fläche an der Winninger Siedlung habe der Stadtrat erst im März für ein Nachbargrundstück eine PV-Anlagennutzung mit Hinweis auf die hochwertigen Ackerböden abgelehnt. Bei einem Grundstück in der Schierstedter Straße gebe es noch einen rechtskräftigen Bebauungsplan.
Idee Stadtkern-Tangente
Ein weiteres nahe der Froser Straße, das mit „Alter Festplatz“ im Plan steht, bedürfe einer eingehenderen Diskussion zur Verkehrsentwicklung der Stadt Aschersleben. Im geltenden Flächennutzungsplan sei hier „der Bau der Stadtkern-Tangente entlang der Bahntrasse und deren Anbindung an die L 85 westlich von Kaufland verankert“, steht in der Vorlage. Die Stadt habe dafür bereits verschiedene Grundstücke als Bevorratung erworben. Der Bedarf dieser Trasse sollte bei einer Verkehrsbeurteilung nochmals untersucht werden.
Im Bereich von Freckleben gibt es ein entsprechendes Grundstück hinter der Brücke vom Schlossblick aus. Dort wachsen derzeit Gehölze, sagt der Stadtplaner. „Es ist sinnlos, Gehölze wegzunehmen, die CO2 binden, um dann PV-Anlagen zur CO2-Einsparung hinzusetzen“, meinte Finke. Eine kleine Fläche werde landwirtschaftlich genutzt, so dass die Verwaltung auch dort eine Nutzung für Solaranlagen für nicht sinnvoll hält.
6,1 Hektar kommen in Frage
Einzig eine Fläche an der Schmidtmannstraße, an der Bahnlinie nach Dessau in Höhe der Polizeischule, könnte für die Errichtung von PV-Freiflächenanlagen genutzt werden, findet die Bauverwaltung. Sie liege zwar im „Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft“, habe aber aufgrund der Hanglage und der windexponierten Position geringere Bodenwertzahlen. „Als besondere Lagegunst ist die geringe Entfernung zum Umspannwerk Ost mit 800 Meter herauszustellen“, heißt es in der Vorlage. Diese 6,1 Hektar unterhalb der Polizeischule sollen den Stadtwerken Aschersleben zur Eigenproduktion von „grünem Strom“, soweit rechtlich zulässig, zur Verfügung gestellt werden, erklärt Finke.
Der Stadtplaner will aber nicht ausschließen, dass entlang der A36 oder Bahnstrecken auch bei Aschersleben künftig PV-Anlagen gebaut werden. Nämlich dann, wenn private Eigentümer ihre Flächen dafür anbieten.
Der Frecklebener Ortschaftsrat stimmte der Beschlussvorlage in der Anhörung einstimmig zu. Der Rat in Klein Schierstedt lehnte sie hingegen ab. In Groß Schierstedt wird am Montag, 8. April, darüber beraten, ehe der Stadtrat Aschersleben am Mittwoch, 17. April, den Beschluss fassen soll.