Wenn Schule Schüler und Lehrer begeistert
GATERSLEBEN/MZ. - Seit dem Jahr 2005 ist die sogenannte Eingangsphase oder -stufe für die Grundschulen im Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt verankert. Nach über vier Jahren Praxis werden erste Bilanzen gezogen. So auch an der Grundschule "Käthe Schulken" in Gatersleben. Zum Zeitpunkt der gesetzlichen Einführung der Eingangsphase waren die Gaterslebener in dieser Sache aber längst keine heurigen Hasen mehr. Denn an der Schulken-Schule gehörte die in der Eingangsstufe praktizierte Unterrichtsgestaltung zumindest in experimenteller Form bereits seit dem Schuljahr 2000 / 01 zum Schulalltag der Mädchen und Jungen, erklärte am Montag Schulleiterin Ronny Holzhauer gegenüber Thomas Rauch vom Landesverwaltungsamt.
Das Besondere an der Eingangstufe ist, dass die Erst- und Zweitklässler mindestens an einem Tag in der Woche gemeinsam unterrichtet werden. Dabei wird der Unterricht nicht nur jahrgangs- sondern auch fachübergreifend gestaltet. Wenn gemeinsam geschrieben, gelesen, gezeichnet, gesungen, gebastelt oder sich bewegt wird, dann helfen die Fortgeschritteneren denen, die noch nicht so weit sind, die Schnelleren den Langsamen oder die Älteren den Jüngeren. Übrigens - manchmal auch umgekehrt, betont Dagmar Günther, die Leiterin der sogenannten Steuergruppe, in der Lehrer und pädagogische Mitarbeiter gemeinsam den Unterricht planen und organisieren.
Als besonders günstig schätzen die Pädagogen ein, dass mit der Einführung der Eingangsphase intensiver als zuvor auf das Niveau jedes einzelnen Schülers eingegangen werden kann. Im schulbürokratischen Amtsdeutsch wird das als Binnendifferenzierung bezeichnet. Zu deren Umsetzung steht ein entsprechender Zeitrahmen zur Verfügung. Dabei werden im Normalfall die Schüler erst nach drei Schuljahren in die dritte Klasse versetzt. Der Wechsel ist aber auch nach zwei oder für besonders begabte Mädchen und Jungen auch bereits nach einem Jahr möglich.
Den ersten Eindruck, dass dieser Unterricht nicht nur die Schüler, sondern auch ihre Lehrer in besonderer Weise motiviert, bestätigt Hellgrid Lange, die im Rahmen der Steuergruppe für die Erstklässler verantwortlich ist. Sie verweist unter anderem darauf, dass eine ständige Fortbildung Voraussetzung für eine gelungene Wissens- und Kompetenzvermittlung an die Kinder sei. Auch wenn sich die Gaterslebener in Sachen Eingangsstufe keinesfalls als Vorzeigeschule verstehen, könnten sie der Zeit wieder etwas voraus sein. So wird gegenwärtig darüber diskutiert, wie künftig auch den dritten und vierten Klassen ein gemeinsamer Unterricht angeboten werden kann. Und dabei sollen Form und Inhalt, wie schon bei der Eingangsstufe, in enger Zusammenarbeit mit den Eltern und der Gesamtkonferenz der Schule abgestimmt werden.