Fotos im Wasserturm Wasserturm Hoym: Zwickauer Ingeniere fotografieren Bauwerk

Hoym - Kaum hat Dietrich Streubel den Hoymer Wasserturm betreten, zückt er seine Kamera. „Mal sehen, was es wird, ob sie das Licht verträgt“, spricht der 74-Jährige mehr zu sich selbst und richtet Blick und Objektiv in die Höhe. „Ah, das ist die Stahlbeton-Skelett-Bauweise der 30er Jahre“, staunt er und macht Fotos davon.
Die sollen den neuen Kalender zieren, den das Zwickauer Ingenieurbüro für Hochbau, Tiefbau und Vermessung bks nun schon im elften Jahr erstellt. Nicht zum Verkaufen, sondern als Weihnachtsgabe für Geschäftspartner.
Den Kalender im kommenden Jahr soll nun der immerhin 222 Kilometer von Zwickau entfernte Hoymer Wasserturm zieren. „Ich hatte in Ditfurt zu tun, und meine Reisen müssen immer effektiv sein, da hab ich nach Türmen in der Nähe gesucht“, erzählt der ehemalige Geschäftsführer des Büros, der nun im Ruhestand ist, die Gestaltung der Kalender aber nicht aus der Hand geben möchte.
Im Internet stieß er dann auf MZ-Artikel über das Hoymer Bauwerk - und wurde neugierig. Auf den imposanten viereckigen Riesen, der etwa 40 Meter in die Höhe ragt. Bei einer Grundfläche von 9,80 mal 9,80 Metern. Ein stattlicher Backsteinbau, der aus dem Jahr 1933 stammt, was Bauplan und die Jahreszahl im steinernen Wappen über der Eingangstür beweisen.
Wasserturm Hoym fasst 200 Tonnen Wasser
Streubel schickt sich an, die Treppen zu erklimmen, die an den weiß getünchten Wänden entlang nach oben zum Wasserspeicher führen. 200 Tonnen Wasser fasst der und ist noch voll funktionstüchtig. Doch als Trinkwasserreservoir wird er schon lange nicht mehr genutzt. Dafür ist er Teil der Löschwasserversorgung im Hoymer Gewerbegebiet.
Doch nicht nur den Speicher entdeckt der Fotograf oben, sondern auch eine Dachterrasse, die neben den Antennen der Funkmasten auch einen Wahnsinnsblick auf die Umgebung bietet. Für Dietrich Streubel hat sich der Aufstieg gelohnt. „Hier sind nur zu viele Spinnenweben drinnen“, schmunzelt er, als er den Abstieg hinter sich hat und zupft sich die Fäden aus seinen weißen Haaren.
Doch mit seiner Fotoausbeute ist er zufrieden. Die Außenansicht vom Hoymer Wasserturm, die er dann im leichten Sonnenlicht schießt, soll im kommenden Jahr auf einem Monatsblatt stehen, auf dessen Rückseite Wissenswertes über das Bauwerk und weitere Detailaufnahmen zu finden sind.
Auf die Idee dafür kam er im Jahr 2006. „Ich fand es nicht schön, Geschäftspartnern zum Jahresende eine Flasche Wein zu schenken“, erzählt der ehemalige Geschäftsführer. Es sollte etwas Persönlicheres sein. „Und die Wassertürme haben etwas mit unserer Arbeit zu tun, mit Architektur“, erklärt der Rentner, der passenderweise Ingenieur für Wasserwirtschaft und Bauwesen ist.
Inzwischen war er für die Fotoaufnahmen schon in ganz Ostdeutschland unterwegs. Dabei stieß er immer wieder auch auf bewohnte Türme. „Das ist faszinierend“, gesteht der 74-Jährige und sinniert: „Wenn ich jünger wäre...“
Ursula Schuster vom Bauamt der Stadt Seeland, die den Zwickauer bei seinem Hoymer Turmbesuch begleitet (der gehört nämlich der Stadt), schwärmt ihm auch vom Froser Wasserturm vor. „Den hab ich schon vor drei Jahren fotografiert“, winkt Streubel wissend ab. Doch wohnen möchte er in diesem Turm nicht. „Da würde ich nichts einbauen, der Blick nach oben ist da viel zu schön, das würde ja alles verloren gehen.“
Auch andere Wassertürme in der Nähe hat er schon aufs Kalenderpapier gebannt. „Den Bernburger zum Beispiel, Staßfurt, Athensleben“, zählt er als Beispiele auf und meint lachend: „Ich hatte schon viele, aber nicht alle.“ Und so bleiben dem Kalendermacher, der die Fotografie als Hobby betreibt, aber auch jahrelang für seine Arbeit nutzte, noch einige schöne Motive offen. Und das ist gut so, denn jedes Jahr wird ein neuer Kalender gebraucht. (mz)

