Kreislaufwirtschaft Was Jonas Stöckel aus Lüneburg nach Aschersleben gezogen hat
Angehender Kulturwissenschaftler will die Ergebnisse seiner Arbeit im Stadtrat vorstellen.

Aschersleben - Gelegentlich kann man in diesen Wochen einen jungen Mann treffen, wie er zwischen Groß Schierstedt und Aschersleben auf Inlinern unterwegs ist. Die kleinen schnellen Rollen bringen Jonas Stöckel von seinem Wohnort zum Arbeitsort, dem Rathaus in Aschersleben. Beides - Wohn- und Arbeitsort - sind Orte auf Zeit.
Denn der 26-jährige Student aus Lüneburg absolviert seit drei Monaten ein Praktikum in der Eine-Stadt und schreibt hier auch an seiner Bachelorarbeit. Er studiert Kulturwissenschaften und versucht, sich so praxisnah wie möglich aufzustellen. Seine Schwerpunkte sieht er in den Themen Stadt- und Kulturraumforschung.
Anfang Juli, wenn er seine Ergebnisse dem Stadtrat vorgestellt hat, wird er Aschersleben wieder verlassen in der großen Hoffnung, dass Anregungen und Ideen seiner Arbeit Inspiration genug sind zum Weiterdenken.
„Das Prinzip zielt nicht auf Askese und Verzicht, sondern es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen und Produkte wirklich nachhaltig zu gestalten.“
Seine Arbeit beschäftigt sich im weitesten Sinne mit den Themen Nachhaltigkeit und dem Cradle to Cradle-Prinzip. Dieses Prinzip meint, dass Produkte und Abläufe so gestaltet werden, dass sie in Kreisläufen zirkulieren können und ihre Komponenten langfristig erhalten bleiben.
„Das Prinzip zielt nicht auf Askese und Verzicht, sondern es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen und Produkte wirklich nachhaltig zu gestalten.“ Allein den Verbrauchern die Verantwortung zu geben, werde nicht klappen. „Die Forderung geht auch und vor allem an die Produzenten.“
Jonas Stöckel kam über seinen Professor Michael Braungart und dessen Kontakte zur Firma Novotech auf Aschersleben. Also bewarb er sich, bezog ein eigenes kleines Büro im Rathaus und lernte so den Alltag einer Verwaltung kennen, übte sich in Netzwerkarbeit und begann zu sondieren: Was ist in Sachen Nachhaltigkeit in einer Stadt wie Aschersleben möglich?
Eines der Handlungsfelder, die er ausmachte, ist die Neugestaltung der abgebrannten Kletterorange. Aus seiner Sicht ein gutes Beispiel, wie das Cradle to Cradle-Prinzip umgesetzt werden könnte: Indem sie langlebig ist und keinen Müll produziert, weil alles, was dort verbaut wird, in einem Kreislauf zirkulieren kann. Gleichzeitig soll sie der Lebensfreude dienen und Symbolcharakter haben.
Bei Neugestaltung der abgebrannten Kletterorange sollte das Cradle to Cradle-Prinzip umgesetzt werden
Und er selbst, lebt er nachhaltig? „Ich versuche es“, sagt er lächelnd. Mülltrennung ist für ihn sowieso selbstverständlich, und so oft es geht, trägt er Kleidung aus zweiter Hand, um weniger Ressourcen zu verschwenden. Ein Asket sei er nicht, und wie gesagt: Das ist auch nicht das Ziel.
Jonas Stöckel stammt aus einem 200-Seelen-Dorf, das Zusammenleben von Menschen innerhalb einer Gesellschaft interessiere ihn schon seit längerem. Was macht Gemeinschaft aus? Wie kann man eine Stadt nicht nur als Wohnort, sondern als lebendigen Lebensraum begreifen? Welches sind ideale Lebensbedingungen?
Die Zeit in Aschersleben sei für ihn eine schöne, aber auch herausfordernde Zeit gewesen. „Ich bin auf viel Offenheit gestoßen“, resümiert er, und habe viele engagierte Menschen kennengelernt. Auch die Stadt selbst gefällt ihm, „der Promenadenring hat es mir besonders angetan.“ (mz)