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Ortschaftsrat Winningen Warum werden immer mehr Vorgärten verschottert?

Geänderte Bauordnung ist in Kraft. Sie gilt für nicht überbaute Flächen von Grundstücken, nicht aber die öffentlichen Flächen davor.

14.04.2021, 11:55

Winningen - Dass trotz der Klimaveränderung auch in Winningen immer mehr Grünflächen verschwinden, bereitet Ortsbürgermeister Axel Pich (Wählergemeinschaft Winningen) zunehmend Sorgen. „Ich beobachte immer mehr, dass Vorgärten verschottert werden“, sagte er in der jüngsten Ortschaftsratssitzung.

Er finde es eh nicht gut, wenn Flächen versiegelt werden, doch auf privaten Flächen könne man dagegen nichts unternehmen, auch wenn es die Nachbarn stört. Wie sich in der anschließenden Diskussion zeigte, ist dem allerdings nicht so. Seit März sind diese Schottergärten in Sachsen-Anhalt sogar offiziell verboten.

„Auf kommunalen Flächen sollten wir darauf achten, dass nicht plötzlich Schotterflächen entstehen, wo früher schöne Rasenflächen waren“, hatte Pich vor der Kenntnis des Verbots gesagt. Meist sei die Hausgrenze die Grundstücksgrenze.

Wenn zwischen Hausmauern und Gehweg bislang gemeindeeigener Rasen war, der von den Anwohnern gepflegt wird, sollte dort auch Rasen bleiben, fand Axel Pich. „Ich möchte nicht, dass Rasen wegkommt und vielleicht ein riesengroßer roter, gelber oder grüner Stein hinkommt.“ Er würde als Vertreter der Ortschaft dann gern mitbestimmen können, was dort entsteht. Es sollte rechtzeitig die Meinung des Ortschaftsrates eingeholt werden.

Ich möchte nicht, dass statt Rasen ein riesengroßer Stein hinkommt

Ortsbürgermeister Axel Pich

Viele Orte hätten Gestaltungssatzungen, unterstützte ihn seine Stellvertreterin Bettina Schulze. Eine örtliche Bauvorschrift oder Gestaltungssatzung sieht Julia Rippich allerdings als nicht notwendig an. „Es gibt seit letztem Jahr einen Beschluss des Landtages zur Bauordnung in Sachsen-Anhalt, die Schottergärten verbietet“, berichtete die Stadtplanerin. Im Hinblick auf das Insektensterben dürfe es keine Verschotterung mehr geben.

Die geänderte Bauordnung des Landes Sachsen-Anhalt ist seit 1. März 2021 in Kraft. Diese gilt für nicht überbaute Flächen von bebauten Grundstücken, nicht aber die öffentlichen Flächen davor.

Pich sieht den Ortschaftsrat für das Ortsbild mitverantwortlich. „Wir haben ein ureigenstes Interesse daran, dass das Ortsbild schön ist.“ Er persönlich finde am Straßenrand den Wechsel von Rasen zu Betonplatten oder Schotter unschön.

Henrik Wolff weist auf eine Engstelle in der Walter-Rathenau-Straße hin

Ein Zaun in der Walter-Rathenau-Straße bereitete Henrik Wolff Sorgen. Der würde sowohl privaten als auch öffentlichen Boden umschließen und die Straße einengen, sodass es zum Problem komme. Die Feuerwehr passt zwar noch durch, doch bei Gegenverkehr würde es eng werden, weiß der Ortsbürgermeister.

„Ich finde, es kann nicht jeder machen, was er will“, gab Pich dem Abgeordneten recht. „Dann haben wir Sodom und Gomorra. Wir brauchen etwas Richtlinie, an die sich jeder zu halten hat“, wünschte sich Pich.

Einfach machen und den Ort vor vollendete Tatsachen stellen, das findet er nicht in Ordnung. „Wir können das nicht durchgehen lassen“, sieht er die Gefahr von Nachahmern, die ihre Mauern noch woanders hinbauen. Er wolle das Ordnungsamt bitten, sich das noch einmal anzusehen, so der Ortschef. „Es muss wahrscheinlich erst was passieren“, fürchtet Bettina Schulze. (mz/dan)