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Vorschlag im Gemeinderat Frose Vorschlag im Gemeinderat Frose: Tafel soll an Hermann Heuke erinnern

Von Petra Korn 10.03.2004, 20:57

Frose/MZ. - Hermann Heuke sei - obwohl NSDAP-Mitglied - "seiner Gemeinde Frose ein hilfreicher, ein verantwortungsbewusster Leiter" gewesen, meint Ekkehard Birkholz. Der Froser, der sich nach eigenen Aussagen für Geschichte interessiert und sich mit dieser beschäftigt, ist bei seinen Recherchen auch auf Hermann Heuke gestoßen. In einer Zeit, "in der jeder kniff und Angst hatte, mit den Gesetzen der Nationalsozialisten in Konflikt zu kommen, hatte ein Bürgermeister aus Frose so viel Mut, dass er sich für den Kommunisten Willy Berger und für den Sozialdemokraten Willi Kühne einsetzte", so Birkholz. Heuke habe diese beiden aus dem Konzentrationslager herausgeholt.

Diese Informationen habe er aus einem Schreiben, das der erste, nach dem Krieg von den Amerikanern eingesetzte Bürgermeister, Willi Kühne, am 31. Mai 1945 ausgestellt und das sich im Besitz der Enkelin Hermann Heukes befunden habe, sagte Ekkehard Birkholz. Laut diesem, von Birkholz zitierten Zeugnis hat Heuke "sein Amt gerecht und unparteiisch zum Wohle der Einwohnerschaft in Frose versehen. So hat er mich selbst (Willi Kühne - d. R.) und meinen Kollegen Willy Berger im Jahre 1944 aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen durch seinen persönlichen Einsatz befreit. Er hat ferner durch seine Anordnung für die Bevölkerung, am Tage der Besetzung von Frose durch amerikanische Truppen am 12. April 1945 weiße Fahnen zu hissen, den Ort vor Zertrümmerung bewahrt und Blutvergießen im Ort verhindert. Er wurde deswegen in der Nacht vom 13. zum 14. April 1945 durch deutsche Fallschirmjäger verhaftet."

Wie Ekkehard Birkholz weiter erfahren hat, habe Hermann Heuke Glück gehabt. Das Eingreifen eines älteren Offiziers habe die Exekution verhindert. "Bürgermeister Heuke hatte mehrfach bewiesen, dass er Verantwortungsbewusstsein hatte für seine Gemeinde. Er wurde dennoch abgesetzt, weil er Mitglied der NSDAP war", schildert Birkholz. Geworden sei er dies, "um die Führung in diesem Dorf, das ihm schon seit 1917 folgte, zu behalten".

Obwohl es Entlastungsunterlagen und Aussagen von Frosern gegeben habe, sei Hermann Heuke enteignet und aus dem Dorf vertrieben worden. 1958 sei Heuke, bis dahin von der in Halle wohnenden Tochter ernährt, gestorben. Sein letzter Wunsch, in Frose begraben zu werden, wäre wohl auch nicht erfüllt worden, hätte es nicht Fritz Arendt gegeben, der von 1946 bis 1949 Bürgermeister in Frose war, schilderte Birkholz weiter. "Ich finde, dass dieser Bürgermeister Heuke, obwohl NSDAP-Mitglied, ein wertvoller Mensch war", so Birkholz, der Hermann Heuke mit einer Gedenktafel "in das Bewusstsein der Bevölkerung" bringen möchte.

"Mein Schwiegervater hat oft von Hermann Heuke gesprochen", erinnert sich Gemeinderat Ernst Mertin. "Heuke hatte in Frose einen guten Ruf."

Noch gut an Hermann Heuke erinnern kann sich Ernst Kürbis, der als neunjähriger Junge 1937 nach Frose kam. "Ich kann über ihn nur Gutes sagen - als Bürgermeister und als Mensch." Heuke sei eine starke Erscheinung gewesen und "er wurde im Ort von allen geachtet". Auch der Tag, an dem die Amerikaner kamen und Hermann Heuke erklärte, dass sich Frose ergebe und so den Ort vor einer Zerstörung bewahrte, ist Ernst Kürbis noch gut im Gedächtnis: Panzer waren in den Ort gerollt, und die Amerikaner hatten nach dem Bürgermeister gefragt. Willi Kühne fuhr auf dem Panzer mit - und kurze Zeit später wurden alle Froser aufgefordert, weiße Fahnen aus den Häusern zu hängen. "Frose war überall weiß beflaggt", erinnert sich Ernst Kürbis.