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Vorhaben in Aschersleben Vorhaben in Aschersleben: Friedhof mit Stadt-Geschichte

Von Kerstin Beier 06.03.2014, 15:48
Das Bestehorn-Grabmal hat auch baugeschichtliche Bedeutung.
Das Bestehorn-Grabmal hat auch baugeschichtliche Bedeutung. Frank Gehrmann Lizenz

aschersleben/MZ - Der Friedhof in der Schmidtmannstraße gehört zu den größten und ältesten im Land. Und wohl auch zu den schönsten. Doch nur wenigen ist das auch wirklich bewusst. Das soll sich ändern. Deshalb wird eine im vergangenen Jahr geborene Idee in diesem Jahr konkrete Gestalt annehmen: Hier begrabene historische Persönlichkeiten sollen stärker in den Blickpunkt rücken. Dazu erarbeiten die Mitarbeiter des Bauwirtschaftshofes gemeinsam mit dem Aschersleber Hobby-Historiker Frank Reisberg gerade ein Faltblatt, das die einzelnen Stationen eines Rundweges zeigt und einiges Wissenswerte über die bedeutenden Söhne und Töchter der Stadt vermittelt. Nun ist auf so einem Faltblatt ja nicht gerade viel Platz. „Deshalb wird an den Grabstätten jeweils ein qr-Code angebracht sein. Per Smartphone wird der Besucher so auf eine spezielle Internetseite gelenkt, die umfangreich Auskunft gibt über die betreffende Person“, freut sich Bauhofleiter André Könnecke schon auf die erste Präsentation dieser Neuerung beim Friedhofstag am 7. Juni. Der Rundweg führt den interessierten Besucher zum Beispiel zur letzten Ruhestätte der Familie Drosihn, eine der ältesten Familien von Aschersleben. Stadtrat Friedrich Christian Drosihn (1819 - 1903) machte sich besonders um die Grünanlagen der Stadt verdient, sein Sohn Albert erwarb sich einen Namen auf dem Gebiet der Saatzucht. Eine weitere Station widmet sich Erich Bertram und Gustav Reinhardt, zwei Feuerwehrleuten, die am 14. September 1950 bei einem Einsatz ums Leben kamen. Bei einem Großbrand im Häckselwerk Ramdohr in der Oststraße war eine Giebelwand eingestürzt und hatte die beiden Männer erschlagen.

Zum Friedhofstag am 7. Juni soll der Rundweg der Öffentlichkeit zum ersten Mal präsentiert werden. Eingeladen werden auch Steinmetze, Gärtnereien sowie der Verband der Friedhofsverwalter. Bis dahin soll auch der Eingangsbereich und der Bereich rund um die Kapelle neu gestaltet sein. Die Besucher werden überdies Gelegenheit haben, sich über neue Bestattungsarten zu informieren. Der besseren Übersicht wegen werden dazu Info-Blätter erarbeitet.  

Tradition des Verschönerungsvereins

Auch die repräsentative Grabstelle der Industriellen-Familie Billeter wird den Rundgang bereichern. Heinrich und Jaques Billeter gründeten 1857 in Aschersleben eine Maschinenfabrik, die eine bis heute währende Maschinenbautradition begründete und als Fa. Billeter & Klunz sowie Wema weltbekannt wurde. Die „Einpilaster-Hobelmaschine“ aus dem Jahr 1877, entwickelt von Heinrich Billeter, revolutionierte den Maschinenbau. In Aschersleben fand auch Karl König (1843 - 1910) seine letzte Ruhestätte. 20 Jahre lang war der Amtsgerichtsrat ehrenamtlich Vorsitzender des Verschönerungsvereins, der sich 1889 gegründet hatte. Der Gedächtnisstein mit der Steinbank an der Westdorfer Warte erinnert an ihn. Die Tradition des Verschönerungsvereins wird dank der Neugründung im Zusammenhang mit der Landesgartenschau wieder lebendig gehalten. Und so erscheint es fast folgerichtig, dass der Verschönerungsverein zum Friedhofstag am 7. Juni die Patenschaft über die Grabstätte des ledig gebliebenen Karl König übernehmen wird. Weitere Stationen des Rundweges werden unter anderem das Grabmal von Heinrich Christian, Otto und Richard Bestehorn, von Hermann Gieseler, Hans Heckner, Walter Buhe und Sigrid Tabbert sein, die als erste Bürgermeistern der Stadt nach der politischen Wende ebenfalls Geschichte geschrieben hat. Nach Auskunft von Könnecke haben sich auch Stadtführer angeboten, Interessierte auf einem Rundgang zu begleiten. „Viele Namen tauchen ja bei den Stadtführungen auf, und so schließt sich dann der Kreis.“