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Vom Stahlbetonbauer als Priester ins Gotteshaus

Von SUSANNE BERNSTEIN 21.06.2009, 15:37

BERNBURG/MZ. - Rudloff hat "aufregende Wochen hinter sich", wie der 34-Jährige auf Nachfrage sagt. Denn der Bernburger ist am 30. Mai durch Bischof Gerhard Feige zum Priester im Bistum Magdeburg geweiht worden. Angesichts des abzusehenden Priestermangels ist das für das Bistum Magdeburg ein herausragendes Ereignis. Bis auf eine Priesterweihe im nächsten Jahr "wird dann in den folgenden Jahren mit keiner weiteren zu rechnen sein", sagt Rudloff.

Bevor der junge Priester nun am 1. Juli seine Vikarstelle in Zeitz antreten wird, ist der Bernburger in der nächsten Zeit erst einmal viel unterwegs. "Ich besuche jetzt nach und nach die Orte, in denen ich während meiner Ausbildung tätig war", erklärt der Priester die Praxis der sogenannten Nachprimizen. Und das sind eine ganz Menge.

Rudloff, der jüngste von drei Geschwistern, besuchte nach seiner Berufsausbildung zum Stahlbetonbauer die Fachoberschule in Dresden, absolvierte den Zivildienst in einer Pfarrei in Hockenheim und erlangte zwischen 1998 und 2002 das Abitur am Seminar für Spätberufene in Sasbach. Bis 2007 studierte Rudloff in Erfurt katholische Theologie und absolvierte Praktika in Halle und Quedlinburg. Die Weihe zum Diakon der katholischen Kirche empfing der Priesteramtskandidat im September des letzten Jahres in Bernburg.

Mit 23 Jahren wusste Rudloff, dass er "diesen Weg gehen wollte", wie er sagt. Allerdings gab es für den jungen Mann nicht das Erlebnis, was ihn in seiner Entscheidung, Priester werden zu wollen, bestärkte. In einer religiösen Familie und in der St. Bonifatiusgemeinde aufgewachsen, fand Rudloff seinen Impuls im Zivildienst in einem Pfarramt in Hockenheim. "Es war wohl eher ein Orientierungsprozess", beschreibt Rudloff seinen Glaubensweg. Als sein Entschluss gefasst war, Priester zu werden, hat "meine Familie diesen wohlwollend aufgenommen", sagt er und fügt hinzu: "Vor allem meine Mutter hat mich stark unterstützt." Immerhin heißt seine Entscheidung für "diese Lebensform" wie Rudloff sagt, für seine Mutter auch keine Enkel und keine Schwiegertochter zu haben. Er selbst habe in all den Jahren seiner Ausbildung herausgefunden, dass diese Lebensform für ihn die richtige ist.

Sinn und Glaubensfragen stellen, nicht nur an der Oberfläche kratzen, Religionsunterricht erteilen, Menschen in allen Phasen ihres Lebens begleiten und sie mit Gott in Kontakt bringen. Diese Stichpunkte nennt Daniel Rudloff, als er nach dem Warum seiner "Berufswahl" gefragt wird.

Letzteres - Menschen mit Gott in Kontakt bringen - will er auch in seiner Vikarstelle in Zeitz. Vier, fünf Jahre wird er dem Pfarrer der dortigen katholischen Gemeinde zur Seite stehen. "Ich freue mich auf die Arbeit", sagt Rudloff. Dann folgt für weitere vier, fünf Jahre eine zweite Vikarstelle. Erst anschließend wird er als Pfarrer eine Kirchengemeinde allein leiten.

Zurückkehren in seine Heimatgemeinde als Priester kann er übrigens nicht.