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Vogelgezwitscher vor dem Kirchen-Altar

Von Susanne Thon 05.06.2006, 16:37

Hecklingen/MZ. - In Rumänien zu Hause

"Die Panflöte ist ein einfaches Instrument, aber nicht einfach zu spielen", so Gabriel Dorin, der den Vergleich mit einem Klavier ohne schwarze Tasten anstellte. "Fast überall auf der Welt kennt man die Panflöte, zu Hause ist sie aber in Rumänien", so der Dozent. Traditionelle rumänische Volksweisen waren deshalb ebenso Bestandteil des abwechslungsreichen Programms, mit dem beide seit vier Jahren unterwegs sind, wie Klassik.

Meditativ interpretierten sie die "Doina", die Dynamik wurde bei der "Suite aus Transsilvanien" zunehmend ausgereizt, Sensibilität brachte Robert Schumanns "Träumerei" mit sich. Virtuos kam der 36-jährige Malcoci, der Professor an der Music Akademie Chisinau

in Bukarest ist, bei Paganinis Variationen des "Karnevals in Venedig" daher, deren Melodie als "Mein Hut der hat drei Ecken" schon von den Kleinsten geträllert wird.

Zu wahrer Höchstform lief er allerdings beim "Lied der Lerche" auf. Doch nicht nur sie ließ er rufen. Die Kirche wurde zum Wald, man musste nur die Augen schließen. Ein Vogelkonzert der Extraklasse ertönte. Beinahe wären die Flügelschläge sogar spürbar gewesen. Den Abschluss eines durchweg perfekten Konzertes bildete Schuberts "Ave Maria". Die vielschichtige Ausdruckskraft der Panflöte kam in den anderthalb Stunden auf beeindruckende Weise zum Tragen und verhalf dem Publikum zu einer ganz besonderen Klangerfahrung, die ihresgleichen sucht.

"Bis zum letzten Jahr hatten wir noch doppelt so viele Konzerte, haben sie aber bewusst reduziert", so Pfarrer Christfried Kolosa. Grund dafür seien die Fülle an Konzertangeboten in der Umgebung und das wirtschaftliche Potential, das nachgelassen hat.

Richtiger Knüller

Den "richtigen Knüller" einmal im Jahr - wie an diesem Sonnabend - gebe es aber nach wie vor. Auch Dorin selbst war sehr angetan: "Eine gute Orgel, eine schöne Atmosphäre, ein tolles Publikum", resümierte er.