Urteil des KFV Fußball Urteil des KFV Fußball: Wiederholungstäter 1. FCA
Aschersleben/MZ. - Es hätte für die zweite Mannschaft des 1. FC Aschersleben am Sonntagnachmittag alles so schön sein können: 4:0 hatte die Club-Reserve gegen Cochstedt gewonnen und damit eigentlich den zweiten Tabellenplatz in der 1. Fußball-Kreisklasse gesichert. Der würde zumindest für ein Relegationsspiel um den Aufstieg in die Kreisliga berechtigen. Doch die Freude über den Erfolg dürfte den Club-Kickern inzwischen vergangen sein. Denn das Sportgericht des Kreisfachverbandes Fußball (KFV) Aschersleben-Staßfurt hat entschieden, die mit 2:0 gegen den unmittelbaren Konkurrenten Reinstedt gewonnene Partie mit 0:3 als verloren zu werten. Damit ziehen die Reinstedter in der Endabrechnung noch ganz knapp am großen Rivalen aus der Kreisstadt vorbei .
Hintergrund für die Entscheidung am "Grünen Tisch" sind die zweifelhaften Begleitumstände, wie der Erfolg der Club-Reserve gegen Reinstedt zu Stande kam. Während der Begegnung am 6. April hatten beim 1. FC Aschersleben II mindestens sieben Akteure mitgewirkt, die auch zum Kader der ersten Mannschaft - die drei Klassen höher in der Landesliga kickt - gehören. Mit Marko Beyse, Stephan Strutz, Ronny Dietmann und Niko Wallschläger waren gar gleich vier Stammspieler mit von der Partie, die in mindestens der Hälfte aller Pflichtspiele der ersten Mannschaft eingesetzt wurden.
Nach den gültigen Durchführungsbestimmungen sind aber nur drei Stammspieler aus der ersten Mannschaft in unterklassigen Teams einsatzberechtigt. "Damit blieb uns gar keine Wahl, als Aschersleben die Punkte wieder abzuziehen", erklärt Reinhard Linde, amtierender Vorsitzender des KFV-Sportgerichts, die Situation.
Während für den Trainer der Club-Reserve, Dieter Kluge, "die Entscheidung ganz bitter ist", findet sie Ingolf Huhnstock, Chef des FSV Reinstedt, "nur gerecht". Schließlich hätten die Ascherslebener "unsportlich gehandelt", als sie so viele Spieler aus dem Landesliga-Team in der Kreisliga zum Einsatz brachten. Was Huhnstock schon damals sauer aufgestoßen war: Die erste Mannschaft des 1. FC Aschersleben hatte am Spieltag eine Testbegegnung gegen Hettstedt ausfallen lassen, da nach offizieller Darstellung "nicht genügend Spieler" an Bord gewesen sein sollen. "Warum aber haben aus diesem Team dann so viele Leute in der Zweiten spielen können?", fragt sich Huhnstock schon lange.
Diese Frage konnte auch 1. FCA II-Trainer Kluge - den Huhnstock ausdrücklich in Schutz nahm - nicht beantworten: Für den Einsatz der Landesliga-Spieler habe er "grünes Licht vom Vorstand erhalten", so Kluge. Weder dessen Vorsitzender Dieter Glusa noch sein Stellvertreter Uwe Fleischmann waren am Montag für eine Stellungnahme erreichbar - beide befinden sich in Urlaub. Einzig Schatzmeister Heinz Fischer meinte, dass am Dienstag Abend auf einer Sitzung entschieden werde, ob das Urteil vor dem Landessportgericht in Magdeburg angefochten wird.
Chancen, dass die Entscheidung revidiert werden könnte, sieht KFV-Sportgerichtsvorsitzender Reinhard Linde kaum: "Das ist ein eindeutiger Fall." Das Schlimme bei der ganzen Sache: Die Ascherslebener gelten bereits als Wiederholungstäter. Am 31. Oktober 2000 hatte der Club in der D-Jugend (12 Jahre) in einem Pokalspiel der dritten Mannschaft gegen die Spielgemeinschaft Reinstedt/Hoym die komplette erste Garnitur eingesetzt.