Ursprung der Taufe wird wiederbelebt
Ermsleben/MZ. - "Warum kann eine Taufe nicht in der Selke erfolgen?", fragte sich Dirk Hörning von der benachbarten Ellermühle. Er trug seine Idee Pfarrerin Gabriele Lättig von der evangelischen Sixtus-Kirche Ermsleben vor, die nach Rücksprache mit den Kirchenoberen grünes Licht für einen Taufgottesdienst im Fluss erhielt. Den Anlass dazu hatte allerdings Hörnings elfjährige Tochter Isabell Behrens mit ihrer Entscheidung zur eigenen Taufe gegeben. Seit dem 1998 erfolgten Kauf des Hauses durch die Eltern Melanie Behrens und Dirk Hörning ist sie direkt an der Selke aufgewachsen.
Viele Tauf-Zeugen
Ob es im Ort Taufen im Fluss überhaupt schon gegeben habe, konnte Gabriele Lättig nicht beantworten, vermutete aber: "Zur Christianisierung vor tausend Jahren gab es noch keine Gotteshäuser, da kann schon im Fluss getauft worden sein." Zum feierlichen Anlass trug sie extra den weißen Talar, den sie bei ihrer Ordination 1993 von der Pröpstin erhalten hatte und erst zehn Jahre später zu Kirchennacht 2003 erstmals wieder trug. Dank der Information innerhalb des Kirchenkreises Ermsleben, aus dem viele Mitglieder, aber auch neugierige Einheimische der Taufe beiwohnten, fand sich mit Belinda, Tochter von Beate und Bernd Brumby, noch ein weiteres Mädchen aus dem Kindertreff der Gemeinde, das sich für den Weg mit Gott entschieden hat.
In ihrer Predigt begründete die Pastorin die Bedeutung der Taufe mit drei Argumenten: "Erstens ist sie ein Zeichen, dass sich Gott unserer annimmt und zweitens wurde auch Jesus damals von Johannes in einem Fluss getauft, im Jordan. Drittens ist es das eigene Bekenntnis zu Christus."
Die aktuellen Täuflinge haben sich bewusst entschieden, aber viele könnten sich gar nicht an ihre Taufe erinnern, weil sie noch zu jung gewesen sind. "Ich selbst bin auch schon mit einem halben Jahr getauft worden", erzählte sie und bot deshalb jedem an, sich zur Erinnerung an die Taufe mit Selkewasser segnen zu lassen, was später von einigen genutzt wurde. In weißen Kleidern stiegen zunächst Isabell Behrens und anschließend die zehnjährige Belinda Brumby zur Pastorin in die klare Selke, um getauft zu werden.
Urkunde und Kerze
Begleitet wurden sie von den Paten, für Isabell sind dies Kristin Reichmann-Rank sowie Juliane und Kornelia Richter, für Belinda Dagmar Franz, Elke Mosebach und Ulrike Reinsdorf. Diese verlasen während der Zeremonie mit dreimaliger Selkewasserweihe die von den beiden Mädchen gewählten Taufsprüche aus Psalm 91 (11-12) bzw. Hesekiel 36 (27). Später erhielten sie eine Patenschaftsurkunde, die Täuflinge neben dem Taufschein auch eine Kerze, die sie allerdings "nur zu besonderen Anlässen" anzünden sollten, wie Pastorin Lättig betonte, "welche das sind, entscheidet ihr selbst."
Aufmerksame Beobachter der Taufhandlung waren neben den aufgeregten Verwandten auch die Hunde und Strauße vom Gehöft der Ellermühle. Ein bewegter Großvater Klaus-Peter Hörning hoffte abschließend, dass "alternativ zur Jugendweihe wieder mehr christlicher Glauben einzieht, was zu weiteren Taufen, auch wieder in der Selke" führen möge.