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«Umblätterer» für den Meister

Von Ingeburg Pocklitz 17.04.2008, 16:36

Aschersleben/MZ. - Mit einfachen klaren Worten begrüßte er das Publikum, das aus Aschersleben, Quedlinburg, Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Könnern, ja sogar aus Magdeburg und Berlin gekommen war. Unkonventionell bat er um einen "Noten-Umblätterer" aus dem Publikum, und es fand sich tatsächlich eine mutige Dame, die ihre Aufgabe mit Bravour erfüllte. Als der 1944 geborene Pianist danach die Musiker seines Quintetts vorstellte, geschah das auf so warme und herzliche Weise, dass man ihm die Freude darüber anmerkte, mit diesen "großartigen Solisten" spielen zu dürfen. "Sie spielen in der Philharmonie der Nationen, und jeder von ihnen hat die wichtigsten Wettbewerbe der Welt gewonnen."

Gemeinsam mit Catalin Desaga aus Rumänien (1. Violine), Yaroslav Mentsinskyy aus der Ukraine (2. Violine), Ivo Krastev aus Bulgarien (Viola) und Dmitry Khrychev aus Russland (Violoncello) führte Justus Frantz die Zuhörer durch kurzes Anspielen in die Werke des Abends ein.

Die wichtigsten Informationen über Komponisten und den Inhalt der Sätze wurden so auch ohne Programmzettel deutlich gemacht, und eine Lehrstunde durch den großen Meister persönlich war allemal etwas Besonderes. Das Justus-Frantz-Quintett spielte vor der Pause das Klavierquintett Es-Dur op.44 von Robert Schumann. Der Komponist schrieb das lebensbejahende Werk mit 32 Jahren und stellte die optimistische Grundhaltung durch ein kraftvoll-freudiges Thema gleich zu Beginn heraus. Auch der im zweiten Satz folgende Trauermarsch wird immer wieder unterbrochen von temperamentvollen und lyrisch-innigen Passagen; im dritten Satz wechseln sich schnelles und gefühlvolles Spiel ab, und der vierte Satz enthält einen "Schlager aus dem Schaffen Schumann". Bei dieser tänzerisch beschwingten Musik wippten die Füße im Takt, und nach dem rasanten Ende gab es begeisterten Beifall für den ersten Teil des Abends.

Nach der Pause spielten die Künstler eines der schönsten Werke von Antonin Dvorak: das Klavierquintett A-Dur op. 81. Das Klavier beginnt den ersten Satz, das Violoncello fällt mit einer wunderschönen Melodie ein. Die beiden erzählen eine Ballade, die mit dem Einsetzen der übrigen Instrumente vielfältig und kompliziert wird. Im zweiten Satz verwendet Dvorak die Harmonielehre der orthodoxen Ostkirche und erinnert den Zuhörer damit an ein russisches Kloster. Die Dumka, ein balladenartiges Volkslied der Ukrainer, bei dem sich traurige, langsame und fröhliche, schnelle Teile abwechseln und der Furiant, ein böhmischer Volkstanz in schnellem Takt, sind die Grundlagen, auf denen Dvorak sein großartiges Quintett geschaffen hat.

Großartig gespielt wurde es jedoch von fünf herausragenden Musikern, die ihrem Namen alle Ehre machten und sich mit einer Zugabe vom begeisterten Publikum verabschiedeten, bevor sie sich auf den Weg in den Nahen Osten zur Fortsetzung ihrer Konzerttournee begaben.