Trend 2017: Fidget Spinner Trend 2017: Fidget Spinner : Völlig durchgedreht

Aschersleben - Sie sind bunt, meist aus Plastik, haben ein Kugellager und ähneln einem Wurfstern - sind aber völlig ungefährlich. Den Spielzeugen wird sogar nachgesagt, dass sie Stress abbauen und beruhigen können. Belege dafür gibt es allerdings keine.
Der Mitarbeiter der Mäc-Geiz- Filiale in der Ascherslebener Innenstadt muss in diesen Tagen schon etwas gründlicher suchen, um noch eine Kiste mit Fidget Spinnern unter der Kasse aufzutreiben.
Auch die Hinweise „Wir haben Fidget Spinner“ sind längst aus den Schaufenstern der Geschäfte verschwunden.
Welche Kunststücke sind möglich
Der Trend scheint seinen Höhepunkt überschritten zu haben, doch wie gut kennen sich die Ascherslebener inzwischen mit den kleinen Kreiseln aus, was machen sie damit und welche Kunststücke haben sie gelernt? Die MZ hat nachgefragt.
Dabei wird eins deutlich: Während die Kinder leuchtende Augen beim Anblick des Fidget Spinners bekommen, stöhnen Eltern genervt auf. „Ach, sowas!“, heißt es da häufig.
Der zehnjährige Duncan hat gleich drei der bunten Kreisel zu Hause und ist nicht der einzige. „Alle meine Freunde haben mindestens einen“, sagt er. Sie spielen gemeinsam damit und lernen kleine Kunststücke.
Der neunjährige Louis kann das schon lange. Zielsicher greift er zu, dreht den Fidget Spinner zunächst in der Hand, legt ihn dann auf den Handballen, den Arm und zuletzt sogar aufs Knie, ohne dass er aneckt oder der Kreisel zu Boden fällt.
„Da muss man schon ein bisschen üben, das mache ich immer wenn mir langweilig ist“, erklärt Louis.
Kathleen, 14 Jahre alt, hat einen roten Spinner sogar in ihrer Handtasche dabei und benutzt ihn, wo auch immer sie gerade ist und Langeweile hat. „Meine halbe Klasse hat die Teile. Nach den Ferien hat bestimmt jeder einen Spinner“, mutmaßt sie.
Die 13-jährige Annalena hat selbst keinen Handkreisel und gehört damit wahrscheinlich einer Minderheit der Jugendlichen an. „Aber in der Schule habe ich die Teile schon mal benutzt, weil sie meine Freunde mitbringen“, sagt sie. „Unsere Lehrer sind davon allerdings nicht wirklich begeistert.“
Optiker Rene Waltherr ist eher skeptisch
Auch Rene Waltherr, Inhaber von Augenoptik Schwarz in Aschersleben, ist skeptisch. „Ich habe ja gehört, dass das beruhigen soll“, erklärt er und hält in diesem Moment zum ersten Mal einen Fidget Spinner in der Hand. „Das ist aber eher was für die jüngere Generation. Bei mir würde der bestimmt mehr auf dem Schreibtisch liegen.“
Eine Passantin setzt noch eins drauf: „Ich habe im Internet gelesen, dass die Dinger sogar gefährlich sein sollen. Ich würde meinem Kind deshalb so etwas nie kaufen.“
45.000 Angebote finden sich bei ebay
Aktuell gibt es beim Internet-Marktplatz Ebay knapp 45.000 Angebote für Fidget Spinner, schon ab einem Euro kann man einen bunten Kreisel erwerben.
Um einiges teurer ist da das Angebot eines Verkäufers aus Hannover: 4.000 Euro möchte er für einen goldenen Fidget Spinner haben. „Beim Kauf dieses Artikels danke ich Ihnen für die Spende für meinen Urlaub, deswegen ist der Preis auch so hoch“, erklärt der Verkäufer in der Beschreibung. Der Versand ist kostenfrei - immerhin.
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Der „Fidget Spinner“-Hype ist in Deutschland zwar erst
drei Monate alt, doch die Idee dazu hatte die US-Amerikanerin Catherine Hettinger (62) bereits Anfang der 1990er Jahre. 1997 meldete sie - nach langer Tüftelei - ein entsprechendes Patent für das Spielzeug an, das Kinder mit Konzentrationsschwäche ablenken und beruhigen sollte.
Sie bewarb sich mit dem Prototyp bei mehreren namhaften Herstellern in den USA - keiner wollte es haben. Weil ihr Patent im Jahr 2005 auslief und sie die 400 Dollar für eine Verlängerung nicht hatte, verdient sie heute nichts an dem „Fidget Spinner“-Trend. (mz)