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Stadt zahlt keine Pumpe Tonkuhle Hecklinger Straße in Aschersleben: Angler versuchen, ein Fischsterben zu verhindern

Von Harald Vopel 04.10.2018, 07:57
Die Tonkuhle in Aschersleben ist gekippt. Die Folge: Fische sterben massenweise - auch wegen der Bürokratie.
Die Tonkuhle in Aschersleben ist gekippt. Die Folge: Fische sterben massenweise - auch wegen der Bürokratie. Gehrmann

Aschersleben - Montagnachmittag, das Wasser sieht aus wie eine milchig-grüne Brühe, und den Mitgliedern des Anglervereins Aschersleben stinkt es im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel.

Hunderte Fische sind in der Tonkuhle an der Hecklinger Straße in Aschersleben in den vergangenen Tagen bereits elend verendet. Unzählige Kadaver haben sie schon abgefischt, viele andere treiben in Rückenlage noch in Ufernähe im Wasser. Darunter Karpfen, Schleie, Plötzen, Rotfedern, Karauschen, Giebel, Gründ- und Stichlinge.

Auch Hechte verendet in dem Gewässer

Betroffen ist der komplette Artenbestand des Gewässers. Auch die Hechte entkommen dem Tod nicht. Und die Tiere, die noch nicht zugrunde gegangen sind, schnappen an der Oberfläche gierig nach Luft. Den meisten von ihnen wird wohl kaum noch geholfen werden können, sind sich die Umstehenden sicher.

Grund für das plötzliche Fischsterben sei ein Mangel an Sauerstoff, erklärt der Vorsitzende des Anglervereins, Jean Rothhagen. Er habe das schon erlebt - zuletzt vor einem Jahr. An selber Stelle. Damals sei es allerdings gelungen, das Schlimmste zu verhindern.

2017 sorgte man mit einer Pumpe für das Überleben vieler Fische

Mit Hilfe einer Pumpe wurde das Wasser in Bewegung versetzt, umgewälzt und so mit Sauerstoff angereichert. Das habe viele Tiere im letzten Moment noch gerettet.

Diesmal sei das Ausmaß aber viel größer. Durch den langen Sommer hatten sich unglaublich viele Algen gebildet, die jetzt absterben und dabei dem Wasser den Sauerstoff entziehen, schildert Rothagen die Situation. „Danach ist die Tonkuhle als Angelgewässer fischereiwirtschaftlich erst einmal tot“, sagt er resigniert.

Resigniert - und auch aufgebracht - und zwar deshalb, weil ein Großteil der jetzt toten Fische, hätten gerettet werden können, ist der Vereins-Chef überzeugt. Hätte man nur eine leistungsstarke Tragkraftspritze oder etwas ähnliches zur Verfügung gehabt.

Ordnungsamt lehnte Einsatz ab: Kein Geld

Hatte und hat man aber nicht. Natürlich habe er sofort an eine Hilfsaktion durch die Freiwillige Feuerwehr gedacht, sagt Rothagen. Die sei ihm aber verweigert worden. Nicht durch die Feuerwehr selbst, sondern durch das Ordnungsamt der Stadt Aschersleben.

Dessen Chef Christian Grossy habe ihm erklärt, dass man im Rathaus keine Möglichkeit sehe, einen solchen Einsatz finanziell abzurechnen. So gut wie das Todesurteil für die meisten Fische in der Tonkuhle.

Jean Rothhagen kann nicht verhehlen, dass ihm das die Zornesröte ins Gesicht treibt. Wohl umso mehr, wenn es auf eine MZ-Nachfrage am Dienstag aus dem Rathaus lapidar hieß: „..., teile ich ihnen mit, dass der Vorgang beim Ordnungsamt bekannt ist.

Amt bietet auf MZ-Nachfrage „persönlichen Gespräch” an

Da die Stadt Aschersleben an einer schnellen Lösung zur Zufriedenheit aller Beteiligten interessiert ist, werden sich die Beteiligten zeitnah zu einem persönlichen Gespräch im Rathaus der Stadt Aschersleben treffen und den Vorgang besprechen.“ Ob das den toten Fischen noch hilft, muss bezweifelt werden.

Trotz des Korbes, den sich die Petrijünger aus dem Ordnungsamt abgeholt haben, haben Rothagen und einige Vereinsmitglieder dann doch noch einen letzten Rettungsversuch gestartet. Mittels einer Pumpe, die ein Bekannter zur Verfügung gestellt habe.

Verein besorgte sich selbst eine kleine Pumpe

Rund acht Kubikmeter Wasser kann die in einer Stunde umwälzen. In Sachen des derzeitigen Fischsterbens in der Tonkuhle nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, weiß auch der Vereinsvorsitzende. Und längst nicht die Maßnahme, die nötig gewesen wäre, um das Schlimmste noch im letzten Moment verhindern zu können.

(mz)